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Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes

Titel: Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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    Montag, 8. September 1969
     
    Für einen Ahnungslosen, der am frühen Montagmorgen oben auf Brimleigh Beacon stand und nach unten schaute, mochte das sich ihm darbietende Bild einem Schlachtfeld gleichen. In der Nacht hatte es einen kurzen Regenschauer gegeben, die schwache Sonne lockte Dunstschwaden aus der feuchten Erde. Sie zogen über die mit reglosen Schatten übersäten Felder, vermischten sich hier und dort mit dem dunkleren Rauch schwelender Glut. Menschliche Aasgeier bahnten sich ihren Weg durch die Überreste, als sammelten sie zurückgelassene Waffen, bückten sich manchmal, als zögen sie einem Toten einen Wertgegenstand aus der Tasche. Andere Menschen schienen Erde oder Ätzkalk in große, offene Gräber zu schaufeln. Ein schwacher Wind trug den Geruch faulenden Fleisches heran.
      Und über dem Ganzen lag drückendes Schweigen.
      Für Dave Sampson, der unten auf dem Feld arbeitete, hatte hier keine Schlacht stattgefunden, sondern eine friedliche Zusammenkunft. Dave musste es wissen, denn er sah alles aus der Froschperspektive. Es war erst kurz nach acht Uhr morgens. Wie alle anderen war auch er die halbe Nacht wach gewesen und hatte sich Pink Floyd, Fleetwood Mac und Led Zeppelin angesehen. Doch inzwischen waren die Konzertbesucher nach Hause zurückgekehrt, und um Dave herum befand sich nur noch der Müll der entschwundenen Massen. Es war das erste Open-Air-Konzert in Brimleigh überhaupt gewesen, und Dave half beim Aufräumen. Da stand er, vornübergebeugt, mit höllisch schmerzendem Rücken und vor Müdigkeit brennenden Augen, stapfte durch den Schlamm und sammelte den Abfall ein. Während er Zellophanverpackungen und halb gegessene Mars- Riegel in einen Plastiksack stopfte, hatte er noch die schaurigen Klänge von Jimmy Page im Ohr, der seine E-Gitarre mit einem Geigenbogen bearbeitet hatte.
      Ameisen und Käfer krabbelten über die Sandwichreste und halbleeren Dosen mit weißen Bohnen. Fliegen brummten über den Fäkalien, Wespen hingen an den Hälsen leerer Limonadenflaschen. Dave wich mehr als einmal zurück, um nicht gestochen zu werden. Es war unfassbar, was manche Leute wegwarfen. Man rechnete ja mit Einwickelpapier, durchweichten Zeitungen und Zeitschriften, benutzten Kondomen, Tampons, Zigarettenkippen, Unterhosen, leeren Bierdosen und Filterpappen für Joints, aber was hatte sich bloß derjenige gedacht, der die Underwood-Schreibmaschine zurückließ? Oder die Holzkrücke? War da jemand spontan durch die Musik geheilt worden und ohne Hilfe nach Hause gelaufen?
      So manches war unappetitlich, dem ging Dave lieber aus dem Weg. Die über offenen Jauchegruben errichteten Toiletten waren nicht sehr einladend, außerdem waren es nicht genug gewesen, sodass sich davor lange Schlangen gebildet hatten und nicht nur ein Verzweifelter sich auf der Suche nach einem stillen Örtchen in die Büsche geschlagen hatte. Dave warf einen kurzen Blick zu den Gruben hinüber und war froh, nicht zu den Freiwilligen zu gehören, die sie wieder mit Erde zuschütteten.
      An einem einsamen Fleck am Südrand des Feldes, wo das Land sanft zu den Ausläufern von Brimleigh Woods anstieg, entdeckte Dave einen verlassenen Schlafsack. Je näher er ihm kam, desto mehr hatte er das Gefühl, es liege jemand darin. War da einer ohnmächtig geworden oder schlicht eingeschlafen? Wohl eher Drogen, dachte Dave. Das Medizinzelt war die ganze Nacht für Leute geöffnet gewesen, die Halluzinationen von schlechtem LSD hatten. Die Konzertbesucher hatten Mandrax und starkes Haschisch in solchen Mengen dabei, dass man eine ganze Armee hätte betäuben können.
      Mit dem Fuß trat Dave gegen den Schlafsack. Er spürte etwas Schweres, Weiches darin. Erneut stieß er dagegen, diesmal heftiger. Immer noch keine Reaktion. Schließlich hockte Dave sich hin und öffnete den Reißverschluss, doch als er sah, was sich darin befand, hätte er ihn am liebsten wieder hochgezogen.
     
     
    * Montag, 8. September 1969
     
    Wie immer saß Detective Inspector Stanley Chadwick am Montagmorgen schon vor acht Uhr an seinem Schreibtisch im Brotherton House. Er hatte vor, den Papierkram zu erledigen, der sich während seines zweiwöchigen Jahresurlaubs Ende August angehäuft hatte. Der Wohnwagen in Primrose Valley war für Janet, Yvonne und ihn eine Zeitlang eine wunderbare Zuflucht gewesen, aber Yvonne war so unzufrieden, wie nur eine Sechzehnjährige im Urlaub mit ihren Eltern sein konnte, und auch das Verbrechen machte keine Pause,

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