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0158 - Wenn die Wolkenkratzer wackeln

0158 - Wenn die Wolkenkratzer wackeln

Titel: 0158 - Wenn die Wolkenkratzer wackeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wenn die Wolkenkratzer wackeln
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aus.
    »Wann ist er denn heute fortgegangen?«
    »Schon vor Mittag. Warum fragen Sie? Ist etwas?«
    »Na, Madam«, sagte ich entrüstet, »daß hier etwas los war, haben Sie ja wohl auch gemerkt.«
    »Ja…«, sagte sie leise und zögernd. »Da war so ein Lärm auf der Straße, nicht wahr?«
    »Wollen Sie sagen, Sie hätten nicht einmal am Fenster geguckt?«
    »Ich sehe nicht mehr viel, Sir«, antwortete sie verzagt, und dann erkannte auch ich, daß ihre Augäpfel trüb und fast glanzlos waren.
    »Tut mir leid, Madam. Sie sind blind?«
    »Nicht ganz. Hier im Zimmer bei der Lampe geht es noch, aber draußen sehe ich kaum etwas. Und als es heute abend da draußen so laut wurde, da habe ich Angst gehabt allein in der Wohnung, und ich habe mich hier hinten in die Küche verkrochen. Wenn man nicht mehr richtig sieht, hat man leicht Angst, Sir. Besonders allein.«
    »Ja. Aber haben Sie denn vielleicht etwas gehört, was unter Ihnen vorgegangen ist? Es sieht so aus, als wäre der Juwelier Clay unten im Haus überfallen worden.«
    Ihr Gesicht überzog sich augenblicklich mit Blässe.
    »Was ist ihm denn geschehen?« fragte sie angstvoll. »Ist er verletzt? Wer hat das getan?«
    »Er ist nicht schwer verletzt. Aber ich möchte von Ihnen wissen, ob Sie etwas gehört haben? Der Überfall kann nicht lautlos vor sich gegangen sein. Und Sie wohnen direkt über dem Zimmer, wo es geschah.«
    Verstört schüttelte die Frau den Kopf.
    »Ich… ich habe das Radio angestellt, damit ich den Lärm von der Straße nicht hören mußte«, gab sie endlich zu. »Das ist schrecklich, wenn alle die Leute da draußen schreien und toben. Wie im Krieg.«
    »Das ist Krieg«, sagte ich hart und stand auf. »Ein Polizeibeamter ist dabei ums Leben gekommen, und abgesehen von dem Überfall auf Mr. Clay ist allein schon die harmlose Zusammenrottung eine verbrecherische Aktion. Wenn Sie auch nur das Geringste wissen, ist es Ihre staatsbürgerliche Pflicht, uns davon zu berichten. Nun?«
    Sie hielt die Hände gegen die Brust gepreßt und .schüttelte nur immer den Kopf.
    »Bestimmt — ich habe nichts gehört, Sir! Gar nichts! Weil ich doch das Radio angestellt habe. Glauben Sie mir doch!«
    »Ich werde wiederkommen, wenn Ihr Sohn zu Hause ist«, verabschiedete ich mich. »Morgen früh ist er da, nicht wahr?«
    »Ja!« sagte sie. »Aber er hat gar nichts damit zu tun! Er war doch im Dienst!«
    Ich achtete nicht auf ihre Worte und ging hinunter. Die Spurensucher waren mit ihrem ganzen Gerät abgezogen, man hatte den Platz vor der zerbrochenen Scheibe notdürftig gereinigt und sogar schon eine Plane vor das Schaufenster gespannt. Mr. High stand bei seinem Wagen, neben ihm Phil und die anderen, die im Haus Erkundigungen eingezogen hatten.
    »Na, Jerry? Eine Spur?«
    »Ich glaube nicht, Chef. Da wohnt eine total verängstigte Frau, deren Sohn nicht zu Haus ist. Vor lauter Angst gibt sie nicht einmal zu, daß sie den Krach der zersplitternden Scheibe und von den Schüssen gehört hat. Außerdem sieht sie schlecht.«
    »Also nicht besser als beiden anderen. Ich fürchte, das wird ein böser Fall. Dreitausend Verdächtige, die man nicht kennt. Lassen Sie uns ins Hauptquartier fahren, vielleicht bekommen wir etwas aus den Verhafteten heraus. Wo haben Sie Ihren Wagen, Jerry?« '
    »Steht drüben auf dem Broadway. Ich hatte noch keine Zeit, ihn herüberzuholen. Fahren Sie schon voraus?« Mr. High nickte, und während die Motoren der Dienstwagen gestartet wurden, stiefelte ich hinüber zu meinem Wagen, der unbeleuchtet am Rand der breiten Straße stand.
    Natürlich klebte ein Strafzettel an der Windschutzscheibe. Aber die Anzeige würde automatisch gelöscht werden, wenn die Verkehrspolizei erfuhr, daß es sich um den Wagen eines FBL-Angehörigen handelte, der auf Dienstfahrt war. Das machte mir keine Sorge.
    Ich ließ mich in den Sitz fallen und merkte gleichzeitig eine Bewegung hinter mir. Blitzschnell fuhr ich herum, hatte die Pistole in der Hand und war bereit, abzudrücken, als ein entgegenkommender Wagen grell hereinleuchtete. Ich ließ die Waffe verwundert sinken. Das junge Mädchen kniff die Augen vor der strahlenden Helligkeit zusammen, und da erinnerte ich mich plötzlich an die Kleine mit dem etwas slawischen Gesicht, die vor mir durch die Menschenmenge getrieben war.
    »Wie kommen Sie hier herein, und was wollen Sie?« fuhr ich sie an, wütend über den Schreck, den sie mir eingejagt hatte, und wütend über mich selbst, weil ich ohne jede Vorsicht

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