016 - Frascati mal zwei
Erstaunens vernahm. Im nächsten Augenblick wandelte sich dieses Erstaunen in offensichtliche Panik, als das Fauchen von Strahlschüssen zu hören war. Chan wirbelte herum und rannte zurück zu dem offen stehenden Schott des SG-Raumes, wurde aber, noch bevor er es erreichte, durch die Druckwelle einer Explosion zu Boden geworfen. Etwas musste ihn getroffen haben, denn er spürte ein warmes Rinnsal seine Stirn hinunterlaufen. Er ignorierte den Schmerz und rappelte sich wieder auf. Als er sich dem Schott so weit genähert hatte, dass er einen Blick in den großen Raum werfen konnte, stockte ihm der Atem.
Durch sich langsam verdichtende Wolken schwarzen Qualms sah er die Leichen der Bedienungsmannschaft in verkrampften Positionen auf dem Boden liegen, darunter seinen Freund Wolf von Seydlitz. Und aus dem Star Gate …
Aus dem Star Gate quoll ein Trupp von mindestens einem Dutzend hoch gewachsener Gestalten, die in silbergraue, eng anliegende Anzüge gekleidet waren!
Ihre Gesichter waren nicht zu erkennen, denn die Gestalten trugen Helme mit einer verspiegelten Oberfläche. In den Händen hielten die vorderen längliche Gegenstände, die unschwer als Waffen zu deuten waren. Eine der absolut humanoiden, aber nach Chans Überzeugung nicht menschlichen Figuren entdeckte den Überlebensspezialisten, der sich sofort mit einem Hechtsprung aus ihrem Sichtbereich entfernte. Keine Millisekunde zu früh: Dort, wo er soeben noch gestanden hatte, begann der Boden zu brodeln.
Chan war klar, dass es hier nichts mehr gab, was er tun konnte. Jetzt war nur noch eines wichtig: So schnell wie möglich zurück zur Oberfläche zu kommen und die Menschen dort zu warnen – und natürlich Clint Fisher, den Sicherheitschef von Mechanics, darüber zu informieren, was hier vorging.
Der Überlebensspezialist warf sich herum und rannte geduckt in Richtung des Aufzugs, der sich zum Glück hinter einer Kurve des Ganges befand. Er sprang in die wartende Kabine und hieb mit der Faust auf die Taste, auf der das Symbol für das Erdgeschoß prangte. Die Türflügel schlossen sich und der Aufzug setzte sich in Bewegung.
Chan atmete auf.
Während die Kabine nach oben glitt, aktivierte er seinen Armbandkommunikator und wählte den persönlichen Anschluss Fishers, zu dem die Überlebensspezialisten jederzeit Zugang hatten.
Doch an Fishers Stelle meldete sich Cumbraith Jones.
»Ich muss Fisher sprechen!«, brüllte Chan in das Mikrophon, bevor seine Gesprächspartnerin auch nur Luft holen konnte. »Sofort!«
»Der ist im Büro des Chefs, glaube ich – jedenfalls stürmte er hier gerade …«
»Egal! Verbinden Sie mich! Hier ist die Hölle los!«
Cumbraith Jones erkannte, dass es sich um eine Notsituation handelte und nickte. Ihr Abbild verschwand von dem winzigen Schirm.
In diesem Moment gab es einen Ruck und die Aufzugskabine hielt an. Chan wartete darauf, dass sich die Türen öffneten, doch dies geschah nicht. Statt dessen glomm am Bedienungspaneel ein rotes Warnlicht auf.
Der Lift steckte fest!
Haiko Chan erschrak nicht einmal darüber, dass er sein Leben wahrscheinlich hier, in dieser zehn Quadratmeter großen Kabine, beenden würde. Das einzige, was im Moment zählte, war, dass die Konzernzentrale gewarnt wurde. Wenn sich doch Fisher endlich melden würde!
Doch der Bildschirm blieb dunkel.
In ohnmächtiger Verzweiflung hieb der Überlebensspezialist gegen die nackten Metallflügel der Tür, die sich davon jedoch unbeeindruckt zeigten. Der Lift steckte fest und rohe Gewalt war wahrscheinlich das Letzte, was ihn wieder in Bewegung setzen würde.
Plötzlich erschien das Gesicht von Lino Frascati, des Konzernchefs von Mechanics, auf dem Bildschirm des Armbandkommunikators.
13.
»Sie sind ein Dieb!«
Ruhig und ohne äußerliche Anzeichen einer Überraschung sah Lino Frascati in die Mündung von Clint Fishers Waffe. Also wusste der Sicherheitschef doch Bescheid; wahrscheinlich hatte er einfach die aus dem Büro des Konzernchefs führende Datenleitung angezapft. Frascati hätte sich am liebsten geohrfeigt aus Verärgerung darüber, dass er diese eigentlich nahe liegende Maßnahme nicht in Betracht gezogen hatte.
»Und?«, fragte er. »Was werden Sie jetzt tun? Mich erschießen?«
Fisher verzog das Gesicht zu der Parodie eines Grinsens und nickte langsam. »Wahrscheinlich. Kommt stark darauf an, was Sie mir jetzt erzählen werden.« Er krümmte den Finger leicht um den Abzug. »Aber machen Sie sich keine allzu großen Hoffnungen;
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