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016 - Herrin der Woelfe

016 - Herrin der Woelfe

Titel: 016 - Herrin der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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gewesen war. Stattdessen hatte sie sich im Laufe der Jahre immer mehr in sich selbst zurückgezogen, aus einer unüberwindbaren Scham heraus, jemand könnte sie sehen in ihrer Hilflosigkeit und ihrem Entsetzen. Wie diese Leute vorhin auf der Straße.
    Die Erinnerung ließ sie schaudern.
    Es geschah selten, dass die Träume sie auf offener Straße überfielen; nur manchmal, wenn sie müde war und in Nachdenken versank.
    Dr. Weißer, der Chefredakteur, bat in sein Büro. Er hatte einen neuen Auftrag für sie.
    »Was verstehen Sie von Wölfen, Fräulein Lemar?«
    Sie erschrak, verbarg ihren Schrecken aber gut. Wusste er etwas von ihren Träumen? Von dieser weißen Bestie?
    »Von Wölfen?« wiederholte sie ratlos. »Nichts. Ich weiß auch von Hunden recht wenig.«
    Er musterte sie nachdenklich und strich über seinen ergrauten Kinnbart. »Hm, das ist schade, Fräulein Lemar. Ich schätze Ihre Arbeit sehr, Ihre Art, wie Sie ein Thema anpacken …«
    »Das freut mich.«
    »Verschaffen Sie sich die nötigen Informationen. Sie finden in jeder Bibliothek, was Sie über Wölfe wissen müssen. Ich bin sicher, dass Sie auch in unserem Archiv etwas finden. Und dann sehen Sie zu, dass Sie ein Interview mit Herrn Woiew kriegen.
    Hier ist seine Adresse.« Er reicht ihr ein Blatt Papier. »Er ist Hundezüchter. International anerkannt. Ein Tscheche. Soviel hat Ihr Kollege, Herr Wolf, bereits herausgefunden.«
    »Warum lassen Sie ihm den Auftrag nicht, Dr. Weißer?«
    fragte sie zögernd.
    »Um ganz ehrlich zu sein, die Konkurrenz hat bereits versucht, an Woiew heranzukommen, doch ohne viel Erfolg.«
    Er lächelte und hob die Schultern. »Er will nichts mit der Presse zu tun haben. Ihre Chancen, Fräulein Lemar, liegen nicht in Ihren unzweifelhaften Fähigkeiten als Reporterin, sondern in der ebenso unzweifelhaften Tatsache, dass Sie ein attraktives Mädchen wird. Versuchen Sie, Karel Woiews Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Versuchen Sie, ihm die Würmer aus der Nase zu ziehen, ohne dass er es merkt.
    Heute ist Freitag. Ich möchte den Artikel für die nächste Wochenendbeilage. Sie haben also etwa eine Woche Zeit. Das wird reichen, denke ich für einen kleinen romantischen …«
    »Sie meinen«, unterbrach Thania Lemar ihn, »Ich sollte ihn dazu bringen, dass er sich in mich verliebt, und ihn dann aushorchen?«
    Er lächelte. »Ja, so könnte man es auch nennen.«
    »Um ebenso ehrlich zu sein, Dr. Weißer, das gefällt mir gar nicht«, erwiderte sie heftiger als beabsichtigt. »Sie werden den Job doch Eddie geben müssen.«
    »Nun schnappen Sie nicht gleich ein, Fräulein Lemar. Wie ich schon sagte, hat dieser Tscheche etwas gegen Reporter.
    Und ich glaube beim besten Willen nicht, dass er Herrn Wolf besonders attraktiv finden würde. Sie sehen also, ich bin auf Sie angewiesen. Natürlich werde ich Ihren – hm, persönlichen Einsatz auch durch ein entsprechendes Honorar würdigen.
    Außerdem habe ich ein paar Erkundigungen über Sie eingezogen, die selbstverständlich streng vertraulich behandelt werden. Ich weiß, dass Sie allein leben und völlig ungebunden sind. Sonst hätte ich Ihnen den Auftrag sicherlich nicht zugemutet. So aber steht einem kleinen Abenteuer nichts im Wege.
    Woiew ist ein interessanter Mann, soweit ich das aus den bisherigen Unterlagen beurteilen kann. Fünfunddreißig, alter russischer Adel unter seinen Vorfahren väterlicherseits. Ich bin sicher, Sie werden die Aufgabe reizvoll finden.«
    Das Gesicht des Mädchens war eine Spur dunkler geworden.
    Erregt erwiderte sie: »Unterstehen Sie sich, in meinen privaten Angelegenheiten herumzuschnüffeln!«
    »Schnüffeln ist wohl nicht der richtige Ausdruck«, sagte er ein wenig unbehaglich. »Es tut mir leid, wenn Sie es so empfinden. Sie … Hören Sie, es ist mir gleich, wie Sie ihn herumkriegen. Erpressen Sie ihn meinetwegen oder prügeln Sie die Informationen aus ihm heraus, wenn das mehr nach Ihrem Geschmack ist, aber bringen Sie etwas über seine neuen Zuchtversuche in Erfahrung. Sie haben ja übers Wochenende Zeit, sich die Sache zu überlegen. Am Montag erwarte ich Ihre endgültige Entscheidung. Guten Tag, Fräulein Lemar.«
    Wütend und wortlos verließ sie sein Büro. Sie bemerkte gar nicht Eddie Wolfs Erstaunen darüber, dass sie plötzlich nicht mehr blass war.
    Ihr Ärger verfloss rasch. Sie hatte einen schwierigen und vielleicht auch interessanten Auftrag, der sie während der kommenden Tage ausreichend fesseln würde, um ihre Träume auf ein Minimum

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