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016 - Herrin der Woelfe

016 - Herrin der Woelfe

Titel: 016 - Herrin der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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hier gab es kein Knurren und Zähnefletschen, keinen Kampf.
    Thania schien es, als ginge alles nach einer bestimmten Rangordnung vor sich. Einen heiklen Augenblick gab es, als die Tiere an ihr vorüber kamen und ihre fremde Witterung aufnahmen. Es war die Anwesenheit des Roten an ihrer Seite oder Alexis’ Rufe, die die Wölfe nach kurzem Zögern weiterlaufen ließen.
    Instinktiv streckte Thania ihre Hand nach Cuon aus und berührte ihn leicht am Hals.
    Sie fühlte, wie er unter der Berührung erstarrte. Rasch zog sie ihre Hand zurück.
    »Sieht so aus, als hätte ich einen Beschützer gefunden, mein Roter«, murmelte sie beruhigend. »Und der Gedanke beginnt mir zu gefallen.«
     

     

Während des Essens, das Alexis kochte und servierte und dessen Exzellenz Thania in Erstaunen versetzte, spürte sie, dass Karel Woiew sie immer wieder eingehend musterte. Sie hatte längst aufgegeben, seine Blicke unbefangen zu erwidern. Es war manchmal etwas Animalisches in seinen Augen, das sie nicht ertrug.
    Nach dem Essen – in der Bibliothek – erwachte Woiew aus seiner Einsilbigkeit. Er sprach eine Weile mit Alexis. Thania verstand kein Wort, aber sein Tonfall und das stumme Nicken des Alten ließen erkennen, dass Woiew seinem Diener Anweisungen gab.
    Als der Alte verschwunden war, wandte Woiew sich lächelnd an sie: »Mein Diener wird ein Zimmer für Sie herrichten. Sie werden ein paar Tage hier bleiben – als mein Gast oder als meine – ah, Gefangene. Das können Sie selbst entscheiden.«
    Das Mädchen wurde ein wenig bleich. »Wie lange?«
    Er hob die Schultern. »Bis ich weiß, was Cuon so verändert hat.«
    »Aber – das weiß ich doch auch nicht«, erwiderte sie hilflos.
    Er nickte. »Wir werden es herausfinden. Und damit Sie sehen, dass ich nicht undankbar bin, werde ich Ihnen gestatten, an Ihrem Artikel zu arbeiten. Das wollten Sie doch, nicht wahr?«
    Erstaunt sah sie ihn an. Natürlich wollte sie das, aber alles kam ein wenig überraschend.
    »Ich kann nicht hier bleiben, Herr Woiew.«
    »Wir werden morgen früh alles, was Sie benötigen, aus ihrer Wohnung holen«, erklärte er kurz. »Heute muss es so gehen.«
    Alexis kam und brachte Wein. Thania wusste, dass Widerstand wenig Sinn hatte, denn einer wachte bestimmt wie über seinen Augapfel über sie: der rote Wolf.
    So tröstete sie sich mit dem Gedanken, dass an sich alles besser und interessanter verlief, als sie erwartet hatte.
    Unwillkürlich schmunzelte sie und senkte den Kopf, damit die Männer es nicht bemerkten. Dr. Weißer hatte recht gehabt –sie besaß einen gewissen Charme. Wenigstens wirkte er auf Wölfe.
    Als Alexis den Raum verließ, sah sie kurz während des Öffnens und Schließens der Tür Cuons roten Kopf. Sein Anblick beruhigte sie und erfüllte sie mit einem nicht erklärbaren Gefühl der Geborgenheit.
    »Sein Verhalten ist völlig außerhalb der Norm«, bemerkte Woiew. »Er ist zahm wie ein Hund.«
    »Wie – wie sollte er sonst sein?«
    »Wild«, antwortete er. Und als sähe er ein, dass das eine Wort für sie nicht erklärend genug war, fügte er hinzu: »Rotwölfe führen ein eigenes Leben, das niemals dem Menschen gewidmet ist. Seit Jahrtausenden sind sie Jäger. Sie nehmen es selbst mit einem Tiger auf, wenn es sein muss und der Hunger sie dazu treibt. In den Niederungen wie im felsigen Bergland sind sie gleichermaßen zu Hause. Es ist noch niemals gelungen, einen Rotwolf zu zähmen.«
    »Nur Ihnen«, stellte sie fest.
    Er schüttelte den Kopf. »Er gehorcht mir, aber er ist nicht zahm.«
    »Heißt Wildheit nicht frei sein von Gehorsam und Zwang?«
    widersprach das Mädchen.
    »Was heißt frei? Die Tiere sind ebenso wenig frei wie der Mensch. Auch sie haben ihre Gesetze – Gesetze der Herde, des Stammes, der Familie, Rangordnungen und dergleichen.«
    »Aber sie sind frei. Sie gehorchen nicht dem Menschen.
    Wenn er Ihnen gehorcht, wie Sie sagen …«
    »Oh, ich vergaß etwas. Sicher fiel es Ihnen bereits auf, dass es keinen Streit am Futterplatz gab, dass jeder wartete, bis er an der Reihe war?«
    Das Mädchen nickte.
    »Sie alle bilden nämlich eine Gemeinschaft – ein Rudel, wie man das bei Wölfen nennt. Dies ist kein gewöhnliches Rudel, denn es setzt sich aus fünf verschiedenen Rassen zusammen.
    Das ist einmalig auf der ganzen Welt«, erklärte er nicht ohne Stolz. »Ein sibirischer Wolf, ein afrikanischer Hyänenhund und ein mongolischer Rotwolf in einer Gemeinschaft.« Er lächelte.
    »Jedes Rudel hat einen Leitwolf – den

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