0160 - Der Sammler
Pfähle. Das grüne, magische Licht ließ den gesamten Keller mit seinen makabren Trophäen noch schauriger erscheinen, als er tatsächlich war. Er bot ein unheimliches Bild, und das Licht hatte sich auch über die Schädel gelegt. Irgendwie wirkten sie gar nicht mehr steinern, sondern so, als würde ein geheimnisvolles, unirdisches Leben in ihnen stecken.
Da waren die Augen, die sich bewegten, die Lippen, manche halboffen, als würde jeden Augenblick ein Schrei aus ihnen hervordringen. Makabre Beweisstücke eines gefährlichen Dämons und der Schwarzen Magie.
Wo war er hier gelandet?
Mort Milloris Angst steigerte sich. Er und Paresi waren harte Brocken, aber dieser Anblick warf auch die beiden Killer völlig aus der Bahn.
Millori drehte den Kopf.
Auch Paresi hatte sich aufgerichtet. Er kniete wie Mort Millori.
Sein Gesicht war gezeichnet. Dreck und Blut hatten einen Film gebildet, und in seinen Augen stand die Angst.
Aber auch die Ratlosigkeit. Paresi wußte ebensowenig Bescheid wie sein Killerpartner.
Und dann bekamen sie zu spüren und zu sehen, wie es war, wenn ein Schädel starb.
Sie hörten den Aufschrei.
Der Kopf, der links von ihnen auf einer Stange saß, hatte den Mund geöffnet.
Aus ihm drang der Schrei.
Er zitterte durch den großen Kellerraum. Im nächsten Moment bekam der Schädel Sprünge, und das Schreien übertönte sogar das Knirschen, mit dem der Stein auseinanderplatzte.
Staub rieselte auf die beiden Männer.
Dann war der Pfahl leer!
»O verdammt!« keuchte Millori. »Wo sind wir hier gelandet?«
»Ich weiß es nicht!« Paresi fiel es schwer zu sprechen. Seine Lippen waren aufgeplatzt.
»Wir müssen hier weg, Vic. Zum Henker, wir müssen hier weg. Ich werde noch verrückt!« Mort Millori stieß die Sätze abgehackt hervor. Auch ihm war es nicht mehr möglich, normal zu reden.
»Ihr bleibt!«
Die kalte Stimme hallte durch das unterirdische Gewölbe und ließ die Männer zusammenzucken.
Sie war von vorn an ihre Ohren gedrungen. Als sie den Kopf hoben, sahen sie die Bewegung.
Er kam.
Der Sammler!
Er bewegte sich zwischen den aufgestellten Pfählen. Die beiden Mafiosi erkannten, daß er durch einen schmalen Gang schritt. Sie hatten beide ihre Köpfe in den Nacken gelegt und starrten ihn aus ihrer knienden Stellung an.
Der Sammler stoppte zwei Schritte vor ihnen. Jetzt neigte er seinen Schädel und schaute sie an. Ein diabolisches Grinsen verzerrte seine Lippen.
»Das ist der Tod!« versprach er mit dumpfer Stimme. »Ihr seid hergekommen, ich werde euch zu meinen Dienern machen und euch in die Sammlung einreihen.«
»Was… was willst du?« keuchte Paresi.
»Ihr werdet Medusa sehen, die Schlangenköpfige.«
Mort Millori konnte mit dieser Antwort nichts anfangen, dafür aber Paresi, denn er war der etwas intelligentere der beiden Mafiakiller.
»Die gibt es nicht!« würgte er hervor.
Der Sammler lachte. »Glaubst du das?« Er drehte sich um und vollführte dabei eine weitumfassende Handbewegung. »Da, ihr braucht nur zu schauen. Seht euch doch die Köpfe an. Das sind die Erben der Medusa. Oder wie sollen sie sonst zu Stein geworden sein?«
Die Antwort reichte Paresi. Er schwieg. Und er wußte, daß sie diesem steinernen Menschen auf Gedeih und Verderben ausgeliefert waren. Ihm und der Medusa.
Sein Innerstes krampfte sich zusammen. Er schluckte ein paarmal, und sein Partner Millori begann zu lachen.
»Ich werde verrückt!« kicherte er. »Ich, nein, wir sollen zu Stein werden…« Er verstummte, denn wie auch sein Partner hatte er das summende Geräusch gehört.
Der Sammler hielt die Säge in der Hand!
Die Augen der Mafiosi wurden groß. Entsetzen zeichnete sich in ihren Blicken ab.
Paresi und Millori rutschten zurück, bis sie die unterste Stufe an ihren Sohlen spürten.
Sie ahnten Schlimmes und bekamen auch gleich darauf die Bestätigung. »Damit«, versprach der Sammler, »werde ich euch eure Köpfe abschneiden, wenn sie zu Stein geworden sind. Es ist eine Steinsäge, sie hat mir schon gute Dienste geleistet.« Er lachte, verstummte jedoch sehr schnell, denn er hatte Schritte vernommen.
Der Sammler drehte sich um.
Die Mafiosi hielten den Atem an.
»Sie kommt!« rief der Sammler. Er lachte wild. »Medusa kommt…«
***
Dobbs hatte nicht gelogen. Medusa kam tatsächlich.
Plötzlich wurde es still in dem Gewölbe. Die Killer hörten die Schritte. Noch waren sie etwas weiter entfernt, aber sie wurden von Sekunde zu Sekunde lauter.
Die Dämonin näherte
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