Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0163 - Der Hexenhenker

0163 - Der Hexenhenker

Titel: 0163 - Der Hexenhenker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Antonius Hary
Vom Netzwerk:
ist alles schon zu spät«, murmelte James Withe und ging hinaus. Die Tür fiel hinter ihm ins Schloß.
    Mrs. Coldwater watschelte hinterher. Sie öffnete wieder und blickte hinaus. Eine seltsame Stille hatte sich in Bloodstone ausgebreitet. Die Straßenlaternen brannten nicht. Das Böse scheute die Helligkeit.
    Mrs. Coldwater sah nicht einmal den davonschreitenden James Withe. Sie hörte nur seine Schritte.
    Schaudernd schloß sie die Tür und lehnte sich dagegen.
    Das war der Moment, an dem wieder Zamorra auf den Plan trat. Er verließ die Sphäre ebenso wie es vorher Withe getan hatte. Als die Wirtin etwas sagen wollte, winkte er ab und kam näher.
    »Withe ist gegangen?«
    »Ja, Professor Zamorra.«
    »Was ist mit Nicole?«
    Sie erzählte es ihm. Zamorra sah seine Theorie in allen Púnkten bestätigt.
    »Passen Sie auf, Mrs. Coldwater. Sie werden hier wachen, während ich ebenfalls hinausgehe.«
    »Was gibt es für mich zu tun?«
    »Das Amulett befindet sich in der weißmagischen Sphäre und hält sie aufrecht. Aber das ist nur ein Ablenkungsmanöver. Die Mächte des Bösen werden ihre Aufmerksamkeit auf James Withe richten. Ich habe die in ihm schlummernden Kräfte geweckt. Damit machte ich ihn zur lebenden Bombe. Was Sie tun können? Hier warten und uns die Daumen drücken!«
    »Er weiß nicht, daß Sie bei ihm sein werden?«
    »Es besteht die Möglichkeit, daß er seine Gedanken nicht im Zaume hält. Deshalb mußte ich ihm etwas vormachen.«
    »Und wenn die magische Sphäre gestört wird?«
    Zamorra lächelte beruhigend, »Dann, meine liebe Mrs. Coldwater, werden Sie genau das tun, was Sie schon einmal taten.«
    »Sie wissen…?«
    »Ich habe es gespürt. Also?«
    »Einverstanden, Professor Zamorra«, strahlte sie.
    Der Professor winkte sie beiseite. Sie machte ihm Platz, und er ging hinaus.
    Die dicke Wirtin verriegelte die Tür und bezog mit ihrem Kreuz neben der magischen Sphäre Stellung.
    Heilfroh war sie, daß sie nicht dabei sein mußte, wenn der Kampf draußen begann. Auch war sie nicht neugierig auf das Geschehen. Sie war viel lieber hier, denn hier fühlte sie sich sicherer.
    Mrs. Coldwater betrachtete die magische Sphäre und dachte: Ich hätte niemals geglaubt, daß ich einmal solches erleben dürfte. Es ist einfach zu fantastisch. Hier werden Dinge wahr, die andere für völlig undenkbar halten. Und doch sind sie ein schreckliches Stück Wirklichkeit.
    ***
    James Withe ging in die Nacht, aber für ihn gab es keine Finsternis. Seit er die Sphäre verlassen hatte, waren seine magischen Kräfte befreit. Sie waren in ihm und dürchdrangen jede Faser seines Daseins; ein ungeheures Machtpotential, mit dem er sich stark genug fühlte, dem Bösen die Stirn zu bieten. Aber er überschätzte sich nicht, sondern setzte die Kräfte wohldosiert ein. Beispielsweise, indem er die Nacht für sich zum Tag machte.
    Er begriff, wie das geschehen konnte. Er sah nicht mehr allein mit seinen menschlichen Augen, sondern kehrte die Gesetze mit seiner Magie um. Dunkelheit wurde zum Licht und Licht zur Dunkelheit. Wären Sterne am Himmel gewesen, dann hätte er sie als schwarze Punkte an einem strahlenden Firmament gesehen, und die schwarzen Wolken, die über Bloodstone hingen, wurden in seiner Vorstellung grellweiß.
    Weiß ist die Farbe des Guten, dachte James Withe und schritt schneller aus. Da war der Markt. Das Schafott war bereits errichtet. Obenauf stand der Richtklotz.
    James Withe rief sich kurz die Worte Zamorras ins Gedächtnis. Er mußte die Stelle finden, von der aus der Fluch wirksam wurde. Nicht die Herberge war das Zentrum, wie er einmal fälschlicherweise angenommen hatte. Seine Gedanken waren wirksam genug gewesen, auch über größere Entfernungen innerhalb des Ortes den Henker rufen zu können.
    Er erreichte das Schafott und stoppte. Unter der Plattform befand sich der trockengelegte Brunnen. Ein hartes Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Eigentlich war es ganz einfach, das Zentrum der Schwarzen Mächte zu finden: Der Brunnen war es. Seit Jahrhunderten, seit dem Mittelalter, war er ohne Wasser, und keiner der Bewohner hatte sich jemals Gedanken darüber gemacht. Das hatte seinen guten Grund. Der Fluch hatte auf das Leben in Bloodstone seine Auswirkungen. Deshalb war dieser Ort anders als alle anderen Orte der Umgebung, und deshalb kapselte man sich gegenüber der Außenwelt ab.
    »Der Brunnen«, murmelte er vor sich hin. Es war mehr als nur eine Annahme von ihm. Er ortete das Zentrum. Als er sich dem

Weitere Kostenlose Bücher