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0163 - Um das Leben meines Freundes

0163 - Um das Leben meines Freundes

Titel: 0163 - Um das Leben meines Freundes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Um das Leben meines Freundes
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Gesichtszügen.
    Leaning hatte mich in seiner Wohnung empfangen, einem kleinen Haus in der China-To wn, also unweit der Anfahrt zur Manhattan Bridge. Die Hausnummer war 44, und es lag in der Division Street, die am Chatham Square abzweigt. Dutzende von Chinesen aller Alters- und Vermögensgruppen waren mir begegnet, aber Leaning war schlimmer als zehn dieser gelben Opiumraucher. Er gehörte zu der Sorte, die ihre eigene Mutter verkauft, wenn ihnen der Gewinn dabei groß genug dünkt.
    Ich ging in seinem großen Wohnzimmer auf und ab. Es war lange nicht Staub gewischt worden, und in den Aschenbechern lag nicht der kleinste Stummel.
    »Rauchen Sie eine Zigarette mit mir?« fragte ich ihn plötzlich und hielt ihm die Schachtel hin.
    Er schüttelte verwirrt den Kopf. »Danke! Ich rauche nur Zigarren.« , »Und Zigarillos?«
    »Ja, manchmal auch Zigarillos, wenn ich nicht genug Zeit für eine Zigarre habe. Man braucht Ruhe, wenn man eine Zigarre rauchen will, und die hat man ja leider nicht immer.«
    Er sah mich irgendwie hoffnungsvoll an. Der Kerl würde ins Zuchthaus kommen wegen der Opiumhöhle, die er im Keller dieses Hauses betrieben hatte, bis mein Freund Phil ihm das schmutzige Handwerk legte. Die Beweise, die Phil zusammengetragen hatte, waren unwiderlegbar. Nur ließ sich beim besten Willen nicht voraussehen, mit welchen Tricks sein Anwalt die Geschworenen beeinflussen würde. Sollte dieser Leaning aber nicht ins Zuchthaus kommen, so würde man ein Auge auf ihn haben müssen. Leaning würde nie auf eine ehrliche Weise Geld verdienen. Niemals.
    Daß er manchmal Zigarillos rauchte, war kein Beweis dafür, daß er Phil gekidnappt hatte. Wenn er‘s getan hatte, wie sollte ich es aus ihm herausbringen? Ich steckte mir nachdenklich eine Zigarette an. Leaning fragte mich, ob ich einen Whisky haben möchte.
    Ich entschloß mich probeweise für die harte Tour.
    »Behalten Sie Ihren Whisky, Leaning«, sagte ich barsch. »Ich habe dienstlich mit Ihnen zu reden! Oder glauben Sie, ich lege Wert auf ein privates Plauderstündchen mit einem Rauschgifthändler?«
    Unter seiner Haut spielten die Gesichtsmuskeln. Er raffte sich zu einer scharfen Erwiderung auf:
    »Wenn Sie nur hierhergekommen sind, um mich zu beleidigen, werde ich mich über Sie beschweren. Sie haben sicher nichts dagegen, wenn ich meinen Anwalt anrufe. Ich möchte, daß er bei diesem Gespräch dabei ist.«
    Er nahm den Telefonhörer und fing an, die Wählscheibe zu drehen. In New York müssen Sie das siebenmal tun, bevor Sie eine Verbindung kriegen. Und bevor er zum siebenten Male seinen Finger in eins der Löcher stecken konnte, war ich bei ihm und drückte die Gabel nieder. Dabei lächelte ich stumm.
    Er wurde blaß und wich einen Schritt zurück. Ich zog meine Pistole und entsicherte sie. Es war nicht ganz nach den Dienstvorschriften, aber Phil war verschwunden und würde vielleicht umgebracht werden, wenn wir ihn nicht schnell genug herausschlugen.
    Leaning wollte zur Tür, als er meine Pistole sah.
    »Bleiben Sie stehen, Leaning«, sagte ich ruhig.
    Er erstarrte zur Salzsäule. Ich ließ mich in einen Sessel fallen und ließ die Mündung kreisen.
    »Nette Bude hier. Alles vom Opium bezahlt?«
    Er schielte mich an und sagte nichts. Ich stand schnell auf und ging zu ihm. Mit der linken Hand zog ich ihn an der Krawatte dicht zu mir heran.
    »Wo ist Phil Decker? Leaning, reden Sie, bevor es zu spät ist!«
    Selbst diese dunkle Drohung wirkte bei dieser verschlagenen Ratte nicht.
    »Wer?« fragte er.
    Ich drehte die Hand ein bißchen, und ihm wurde der Atem knapp.
    »Leaning, machen Sie sich nicht die höllischsten Schwierigkeiten, die Sie je hatten! Sagen Sie mir, wohin Sie Phil Decker gebracht haben! Es ist nutzlos, daß Sie lügen! Wir wissen, daß Sie es waren, der die Sache eingefädelt hat!«
    »Ich verstehe nicht, wovon Sie sprechen! Wirklich, G-man! Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden!«
    Ich versuchte es noch eine ganze Weile, und ich schrie ihn an, daß die Fensterscheiben klirrten. Es war vollkommen sinnlos. Angeblich wußte er von nichts.
    »Ich kenne überhaupt keinen Mister Decker!« behauptete er mir frech ins Gesicht.
    »Natürlich nicht. Der Mann, der Sie tagelang beobachtet und anschließend verhaftet hat, den haben Sie noch nie gesehen! Ihre Ausflüchte werden immer primitiver, Leaning.«
    Er sagte, er merke sich die Namen einiger untergeordneter Polizeibeamter nicht. Mir kam es so vor, als ob er sogar dabei grinste. Ich steckte meine

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