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0163 - Um das Leben meines Freundes

0163 - Um das Leben meines Freundes

Titel: 0163 - Um das Leben meines Freundes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Um das Leben meines Freundes
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sollte diese Bude sein! Dümmere Lügen konnten sie nicht erfinden. Ich bin kein Fachmann in Fragen chinesischer Religionen, aber daß diese Bruchbude kein Tempel sein konnte, sah man auf dem ersten Blick. Außerdem pflegt man auch in chinesischen Tempeln bestimmt kein Opium zu rauchen.
    Ich ging die Stufen wieder hinab und strich an der Fensterfront der alten Bude entlang. Ich hatte Glück und fand ein offenstehendes Fenster. Es führte in eine Art Wohnzimmer, in dem sich aber niemand aufhielt.
    Mit einem Schwung setzte ich mich auf das Fensterbrett und schwang die Beine hinein. Vom Hof her brüllten ein paar von den jungen Chinesen. Mochten sie brüllen. Hier stank nicht nur der Hof. Die ganze Geheimniskrämerei hier stank zum Himmel. Wenn sie nichts zu verbergen hatten, warum wollten sie mich dann nicht einlassen? Vielleicht war hier sogar Phils Versteck.
    Ich schwang mich hinein und durchquerte das Zimmer. Eine Tür ging in ein Schlafzimmer, aber auch hier war niemand zu finden. Eine andere Tür führte in einen Flur. Ich sah die Haustür und den schweren Riegel, mit dem sie gesichert war. Die Tür war so uralt wie das ganze Haus.
    Aber der starke Eisenriegel war neu.
    Ich wandte mich dem Innern des Hauses zu. Der Korridor lief nach hinten und gabelte sich ein Stück links von der Tür, aus der ich gerade kam. Ich sah eine Treppe, die nach oben, und eine andere, die nach unten führte.
    Ich entschied mich für den Weg nach unten. Statt einer Kellertür gab es einen dicken, schweren Vorhang, der vor Schmutz starrte. Früher mochten einmal Drachen und andere Ungeheuer in ihm erkennbar gewesen sein, jetzt konnte man sie unter der millimeterdicken Schmutzschicht nur noch ahnen.
    Hinter dem Vorhang empfing mich eine gähnende Finsternis. Ich nahm die Pistole in die linke Hand und suchte mit der rechten mein Feuerzeug. Plötzlich hörte ich ein leichtes Geräusch hinter mir. Vielleicht hörte ich es nicht einmal, sondern nahm es nur instinktiv wahr, so leise war es. Jedenfalls warf ich mich herum und bekam im gleichen Augenblick einen dicken Knüppel mit aller Wucht auf meine linke Schulter.
    Der Schmerz raste durch meinen ganzen Körper. Am Klirren hörte ich, daß mir die Pistole aus der linken Hand geglitten war. Im ganzen Arm hatte ich kein Gefühl mehr. Gegen den helleren Hintergrund des Flurs sah ich den schattenhaften Umriß eines breitschultrigen Hünen, der nur eine Hose trug und mir herausfordernd die Gebirge seiner Muskeln entgegenreckte.
    Ich rammte ihm die rechte Faust ins Dreieck der Brustgrube. Es war, als schlüge ich gegen eine Betonwand. Gelassen holte der Bursche mit seinem schweren Knüppel ein zweites Mal aus.
    Sie glauben nicht, wie scheußlich hilflos man ist, wenn man zwei gesunde Arme gewöhnt ist und plötzlich nur noch einen hat. Mein linker Arm hing leblos herab, als gehöre er gar nicht zu mir.
    Ich warf den rechten Arm hoch und blockte seinen niederzischenden Schlag ab. Zwar konnte ich das Ärgste abwehren, aber der Knüppel streifte doch noch meinen Schädel, so daß gelbe Blitze für ein paar Sekunden durch mein Gehirn zuckten. Wie durch einen dicken Brei hindurch, der mein Gehirn verstopfte, fühlte ich Hände an meinen Beinen. Sie rissen mir die Füße weg, die oberste Treppe knallte mir entgegen und bei der unsanften Berührung von Stirn und Treppe löschten in mir die Lichter aus. Der Sturzflug in einen endlosen Abgrund begann und endete in fühlloser Schwärze.
    ***
    Als ich wieder auf die Erde zurückkam, war mein Kopf ein Flugzeugmotor, der auf höchsten Touren dröhnte. Mein Körper war meilenweit von mir entfernt, aber dem Magen ging es nicht gut, das fühlte ich durch das Dröhnen in meinem Kopf hindurch ganz deutlich.
    Nun, ich will Sie nicht mit dem Katzenjammer langweilen, den man jedesmal durchzustehen hat nach einer solchen Sache. Irgendwann hatte ich meine fünf Sinne wieder soweit zusammen, daß ich anfangen konnte, mich für meine Umwelt zu interessieren.
    Weit über mir gab es ein kleines, vergittertes Fenster, durch das wenig Licht hereinfiel. Die Scheibe bestand nur noch aus Scherben, die in ihrer Schmutzschicht grau gegen den hellen Himmel standen.
    Ich lag in einem nackten, kahlen Kellerraum, der feucht und kalt war. In der. Luft hing der süßliche Geruch von Opium. Von den Wänden bröckelte der Verputz. Stellenweise konnte man darunter die Ziegel sehen.
    Da es sonst nichts weiter zu entdecken gab, beschäftigte ich mich mit mir selbst. Die Füße waren gefesselt

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