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0163 - Um das Leben meines Freundes

0163 - Um das Leben meines Freundes

Titel: 0163 - Um das Leben meines Freundes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Um das Leben meines Freundes
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und die Hände auch. Ich schob mich wie eine Schlange über den kahlen Boden und stemmte midi an einer Wand empor, bis ich mich mit dem Rücken gegen sie lehnen konnte. Da saß ich nun und starrte auf meine gefesselten Hände. Das Blut staute sich in den Händen, denn die Fesseln schnitten tief ins Fleisch.
    Trotzdem war es dumm von ihnen gewesen, mir die Hände vor dem Bauch zu fesseln und nicht auf dem Rücken. Ich hob die Arme hoch und besah mir die Fesselung so gut es ging.
    Mit den Zähnen zerrte und zupfte ich an den dünnen, aber kräftigen Riemen, die sie verwendet hatten. Manche Entfesselungskünstler schaffen so was ja in zwei Minuten. Ich zerrte, zupfte und biß bestimmt eine halbe Stunde lang, und ich war danach nicht weiter als am Anfang. Nur daß ich schwitzte wie in einem Treibhaus.
    So ging es nicht. Ich mußte mir etwas anderes einfallen lassen. Ich zog die Knie an und versuchte es mit den Fingern bei meiner Fußfesselung. Aber ich konnte die Finger kaum bewegen, und außerdem hatte ich kein Gefühl mehr darin.
    Ich schätzte die Entfernung bis zum Fenster ab. Aber selbst wenn es mir gelungen wäre, mich aufzurichten, hätte ich es nicht erreichen können.
    Inzwischen hatten sich meine Augen aber an das düstere Zwielicht gewöhnt, das hier herrschte. Und als ich mich wieder einmal umsah in meinem Gefängnis, bemerkte ich etwas auf dem feuchten Fußboden, was zackig, grau und schmal aussah. Aus reiner Neugierde rutschte ich hin und sah, daß es eine Scherbe aus dem Fenster war.
    Ich weiß nicht, wie lange es dauerte, bis es mir gelungen war, das Ding zwischen die Zähne zu bekommen. Aber dann hielt ich es fest und scheuerte die Riemen an meinen Händen an der scharfkartigen Bruchstelle entlang.
    Ein paarmal glitt ich ab und ratschte mir ein bißchen Haut von den Händen, aber das sind kleinere Betriebsunfälle, die man als G-man gewöhnt ist.
    Nach einer halben Ewigkeit hatte ich einen Riemen so weit angeraspelt, daß ich ihn mit einem kräftigen Druck sprengen konnte. Erschöpft ließ ich die Hände sinken und verschnaufte ein paar Minuten. Dann ging es weiter. Zwei Schlingen konnte ich abstreifen, nachdem ich mit den Zähnen ein wenig nachgeholfen hatte. Zehn Minuten später hatte ich die Hände frei.
    Ich machte Fingerübungen wie ein Klavierspieler, um den gestauten Kreislauf wieder in Schwung zu bringen. Mit bewegungsfähigen Händen waren die Fußfesseln nur noch ein Kinderspiel.
    Zehn Kniebeugen brachten auch meine Beine wieder in Form. Nur die Kopfschmerzen ließen sich durch Gymnastik nicht vertreiben.
    Ich untersuchte die Tür. Sie war von außen gegen die Mauer gesetzt und hing wahrscheinlich links in zwei Angeln, während sie rechts durch ein Vorhängeschloß gehalten wurde. Hätte man mir meine Pistole gelassen, wäre das Ganze kein Problem gewesen. Aber meine Pistole war verschwunden.
    Ich überlegte, ob ich die Tür zu sprengen versuchen sollte, aber weil das großen Lärm machen würde, besah ich mir erst einmal das Fenster. Ich sprang hoch und klammerte mich an den Stäben fest, mit denen es vergittert war. Völlig sinnlos. Die Eisenstangen waren in die Wand eingemauert und rührten sich nicht einen Millimeter.
    Also doch die Tür. Ich nahm Anlauf und warf mich mit der Schulter dagegen. Es splitterte. Eines der alten Bretter, aus denen die Tür bestand, ging schon halbwegs aus der Fassung. Vier kräftige Fußtritte hinterher erledigten den Rest. Ich sprang hinaus in den Flur und fiel genau gegen den halbnackten Riesen.
    Well, er reagierte schnell und wollte mir einen Haken verpassen. Aber inzwischen hatte auch ich verstanden, daß man hier auf der Hut sein mußte, wenn man nicht sang- und klanglos verschwinden und eines Tages als Leiche im Hudson schwimmen wollte.
    Ich blockte seinen Schlag ab, riß ihm mit einem kräftigen Tritt einen Fuß weg, warf ihm die gefalteten Hände in den Nacken und zog seinen Kopf herunter. Ein Handkantenschlag erledigte ihn vollends. Ich ließ ihn los und lehnte mich mit schmerzverzerrtem Gesicht gegen die Wand. Der Goliath aber krachte zu Böden wie eine gefällte Eiche.
    Ich befand mich in einem langen und ziemlich breiten Kellergang, von dem nach beiden Seiten mehrere Türen abführten. Der widerliche Geruch von Opium war hier noch stärker als in meinem Verschlag.
    Mit ein paar schnellen Griffen durchwühlte ich die beiden Hosentaschen des Tarzans. In der linken fand ich meine Pistole. Ich freute mich, als ob ich tausend Dollar gefunden hätte. Es

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