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0163 - Um das Leben meines Freundes

0163 - Um das Leben meines Freundes

Titel: 0163 - Um das Leben meines Freundes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Um das Leben meines Freundes
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Pistole ein und ging zur Tür.
    Auf der Schwelle drehte ich mich noch einmal um:
    »Ich muß gehen, Leaning, leider. Ich kann Ihnen nicht beweisen, daß Sie ihn gekidnappt haben oder kidnappen ließen. Noch nicht. Aber eines Tages werden Sie für dieses Verbrechen vor einem Gericht stehen, und ich schwöre Ihnen, Leaning: Dann werde ich so viele Beweise haben, daß sie alle Verteidiger der Welt nicht hinwegpusten können.«
    Ich drehte mich um und ging. Obgleich ich ihn hinter den Vorhängen nicht sehen konnte, war ich sicher, daß er mich beim Einsteigen in den Jaguar beobachtete. Ich tat ihm den Gefallen und fuhr wirklich ab, aber ich umrundete nur die beiden nächsten Ecken nach links, so daß ich in die Bayard Street kam, wo ich den Wagen stehen ließ und zu Fuß zurücklief.
    An der Ecke gab es eine chinesische Wäscherei, vor der zwei Lieferwagen standen, die mit fertigen Wäschepaketen beladen wurden. Ich stellte mich so hinter die Wagen, daß ich von Leanings Haus her nicht gesehen werden konnte, aber selbst die Haustür im Auge hatte.
    Es dauerte nicht lange, da kam Leaning heraus. Er schlug die Richtung zur Ecke ein, befand sich aber auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Ich zog mich am Lieferwagen zurück, je weiter er kam.
    Leaning sah in die Seitenstraße hinein, durch die ich gefahren war. Er wollte sich überzeugen, ob ich tatsächlich verschwunden war. Gespannt beobachtete ich, wie er wieder zurückging. Seinem Haus gegenüber lag eine Einfahrt. Leaning blieb davor stehen und sah sich ein paarmal nach rechts und links um. Als er ganz sicher war, daß ihn niemand beobachtete, verschwand er schnell in der Einfahrt.
    Ich gab meine Deckung auf und ging schnell an den Häusern entlang bis zu dem offenstehenden Tor am Beginn der Hinfahrt. Vorsichtig peilte ich um die Ecke. Ein paar junge Chinesen standen schwatzend beieinander. Von Leaning selbst war nichts zu sehen.
    Ein paar Minuten wartete ich, aber als Leaning nicht wiederkam, bog ich in die Einfahrt ein. Langsamen Schrittes, wie ein neugieriger Spaziergänger, der sich ein wenig umsehen will, ging ich an den jungen Chinesen vorbei. Ich bemerkte, daß sie mich aufmerksam an-.starrten.
    Sie riefen einander irgend etwas zu. Der Henker mochte wissen, was hier gespielt wurde. Ich verstand kein Wort.
    Die Einfahrt öffnete sich zu dem verkommensten Hof, den ich je gesehen hatte. Es stank martialisch nach Schmutz und Unrat. Links lag die fenster- und türlose Rückfront eines angrenzenden niedrigen Gebäudes. Hinten lief eine mannshohe Ziegelsteinmauer entlang. Rechts standen zwei engbrüstige Hinterhäuser, gegeneinander gelehnt, als ob sie sich gegenseitig vor dem Umfallen bewahren müßten.
    Ich nutzte acht große Mülltonnen aus, die dicht beieinander standen. Während ich mich dahinterduckte, beobachtete ich durch den Spalt zwischen zwei von ihnen die beiden Bruchbuden.
    Meine Aufmerksamkeit wurde schnell belohnt. Aus dem linken der beiden Hinterhäuser kam ein alter Chinese heraus. Er bestand praktisch nur aus Haut und Knochen. Wenn der Alte kein Opiumsüchtiger war, war ich auch kein G-man. Ich wartete, bis er durch die Einfahrt verschwunden war, dann erhob ich mich hinter meinen Mülltonnen und überquerte den Hof.
    Plötzlich quollen ein Dutzend junge Chinesen aus den beiden Gebäuden. Sie versperrten mir den Weg und schnatterten aufgeregt auf mich ein. Natürlich verstand ich kein Wort, denn sie sprachen chinesisch.
    Ich redete sie an:
    »Was wollt ihr von mir?«
    Einer der gelbhäutigen Burschen trat einen Schritt vor und fistelte mit piepsiger Stimme:
    »Sie hier schnell verschwinden, Mister! Das ist chinesischer Tempel! Nicht gut für Weiße!«
    »Heißt euer Oberpriester vielleicht Leaning?« fragte ich scharf zurück.
    Sie stoppten erschrocken ihr Geschnatter. Ich zog meine Pistole und sagte:
    »Schert euch davon! Ich suche Mister Leaning, und ich werde ihn finden. Kümmert euch um euren eigenen Kram!«
    Die Mündung einer Pistole redet in der ganzen Welt eine unmißverständliche Sprache. Sie zogen sich entsetzt zurück und gingen hinter Kisten, Ballen und Kartons in Deckung.
    Ich stieg langsam die vier Stufen zu dem Haus hinan, aus dem der süchtige Alte gekommen war. Ab und zu blickte ich über meine Schultern zurück, aber die jungen Chinesen blieben in ihren hastig ausgesuchten Verstecken.
    Die Haustür war entweder von innen abgeschlossen oder verriegelt. Ich klopfte mit dem Pistolenknauf dagegen. Nichts rührte sich.
    Ein Tempel

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