0165 - Die Bestien aus dem Geistersumpf
geworden. Faul, braun und brüchig. Und die beiden Diefenthals wußten, was auch ihnen bevorstand.
»Ihr habt gesehen, was mit dem geschieht, der sich mir in den Weg stellt«, sagte der unheimliche Pfarrer. »Ich frage euch deshalb, wer zuerst sterben will?«
Vater und Tochter tauschten einen Blick. Der Mann zeigte sich gefaßter als die junge Doktorin. Dagmars Gesicht war verzerrt, übermächtig wurde die Angst.
»Nun?«
Tief atmete Professor Erwin Diefenthal durch. »Du kannst mich als ersten nehmen, Ahnherr. Und ich bitte dich, damit zufrieden zu sein. Laß meine Tochter leben!«
»Nein!«
Die Antwort klang endgültig.
Da wußten die Diefenthals, daß sie keine Gnade zu erwarten hatten…
***
Will Mallmann hörte und sah seinen Gegner nicht, aber er roch ihn. Will hatte soeben seinen Fuß auf die zweite Stufe gesetzt, als der Modergeruch praktisch über seine Schulter wehte und die Nase traf.
Der Kommissar handelte sofort.
Er drehte sich nicht um, sondern sprang einen gewaltigen Satz nach vorn, überwand drei Stufen und drehte sich erst dann.
Das Monster stand an der Treppe.
Ja, es war diese braunhäutige Sumpfbestie, die Will bereits in der freien Natur gesehen hatte. Obwohl der Kommissar höher stand, kam ihm diese Gestalt ungeheuer groß vor.
Groß und gefährlich…
Mallmann war klar, daß ihm diese Bestie keine Chance lassen würde, und sie griff auch an.
Beide Arme streckte das Sumpfmonster aus, wuchtete seinen Körper trotz der Größe geschmeidig nach vorn und warf sich gegen Will Mallmann, der erst eine Schrecksekunde zu überwinden hatte, bevor er schießen konnte.
Die Sumpfbestie packte ihn an der linken Hand. Als es mit der Rechten ebenfalls zugreifen wollte, riß Will Mallmann seinen Arm hoch, sah das aufgerissene Maul des Wesens dicht vor sich und streckte den Pistolenlauf hinein.
Dann drückte er ab.
Der Schuß peitschte trocken auf. Die Mündungsflamme und die Kugel jagten in den Rachen der Sumpfbestie und warfen sie zurück. Polternd fiel das Wesen die beiden Stufen hinab und blieb vor der Treppe liegen, wo es langsam verging.
Der Kommissar atmete auf. Sein Herz schlug, wie verrückt. Er hatte in den letzten Sekunden große Angst gehabt, doch nun war es geschafft.
Augenblicklich fielen ihm wieder die beiden Diefenthals ein. Sie befanden sich oben und mit ihnen dieser unheimliche Pfarrer.
Will war klar, was der Mann mit den Menschen vorhatte, so zögerte er keine Sekunde und raste die Treppen hoch.
Kaum hatte er den Gang in der ersten Etage erreicht, hörte er schon den verzweifelten Schrei einer Frau.
Das war Dagmar!
In Will Mallmann vereiste etwas. Gerade diese junge Doktorin hatte auf ihn einen sehr sympathischen Eindruck gemacht. Irgendwie hatte sie ihn ein wenig an seine verstorbene Frau erinnert, deshalb war seine Beziehung zu ihr eine ganz besondere. Und wenn sie starb, würde er sich immer Vorwürfe machen.
Will hetzte durch den Gang, stieß die Tür mit der Schulter auf und sprang in das Zimmer.
»Halt!« brüllte er.
Mit einem Blick hatte Will Mallmann gesehen, wie die Lage für die Diefenthals stand.
Dagmar hockte noch auf dem Bett, aber ihr Vater befand sich in höchster Bedrängnis.
Der unheimliche Pfarrer stand vor ihm und hielt mit einer Hand seinen Hals umklammert. Professor Diefenthal war schon in die Knie gesunken. Er war einfach zu schwach, gegen die Kräfte seines Ahnherren anzukommen.
Will sah auch Erna Schwenke, erkannte aber nicht, was mit ihr passiert war, dafür blieb ihm einfach nicht die Zeit.
Der Pfarrer hörte die Stimme in seinem Rücken, ließ den Professor los und wirbelte herum.
Er schaute in die Mündung der Beretta.
»Es ist aus!« sagte der Kommissar mit kalter Stimme. »Du bist am Ende deines Weges!«
Der Mann mit der Laterne lachte. »Wirklich? Glaubst du wirklich, was du da sagst?«
»Ja.«
»Dann schau dir mal deine linke Hand an!«
Ein Trick? Eine Falle?
»Na los!«
»Will!« schrie Dagmar, »bitte…«
Da senkte der Kommissar den Blick. Er hatte das Gefühl, in Eiswasser gelegt worden zu sein. Die linke Hand war braun geworden, denn sie begann langsam aber sicher zu verfaulen…
***
Trotz der Dunkelheit fielen die Schatten der beiden Monster über mich. Sie brauchten sich nur zu bücken, dann hatten sie mich. Und ich konnte meinen rechten Arm nicht bewegen, weil er von diesen verdammten Ästen eingeklemmt war.
Aber ich mußte etwas tun.
Der Dolch.
Ihn hielt ich noch mit der linken Hand fest. Und dieser Arm war
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