0165 - Die Bestien aus dem Geistersumpf
nicht so fest eingeklemmt. Wenn ich genügend zog und riß, dann konnte ich ihn freibekommen.
Ich versuchte es.
Mein Ärmel hatte sich irgendwo an einem vorspringenden Stück Holz verhakt, so daß ich den Arm drehen mußte, um ihn freizubekommen. Das wiederum kostete Zeit.
Die erste Sumpfbestie war schon so nahe, daß sie sich nur fallenzulassen brauchte.
Was sie auch tat.
Plötzlich prallte das verdammte Monster auf mich. Ich spürte den schweren Körper auf den Zweigen und Ästen über mir, hörte ein Knacken und Knirschen, wenn das Zeug brach, und dann tasteten Klauen über meinen Leib und suchten die Kehle.
Auch das zweite Monster griff mich an. Es beschäftigte sich mit meinem Beinen, ich spürte die widerlichen Klauen um meine Fußgelenke. Nach wie vor strömte der Regen vom Himmel, klatschte mir ins Gesicht, doch darum kümmerte ich mich nicht. Die Unwillen der Natur waren ein Klacks zu der Gefahr, in der ich schwebte.
Die Bestie wollte mich erwürgen!
Verzweifelt bewegte ich meinen linken Arm, zerrte und riß, setzte Gewalt und Kraft ein und schaffte es tatsächlich, den Arm freizubekommen. Ich konnte ihn aus dem Astwerk hervorstoßen, umklammerte hart meinen Dolch und drehte auch mein Handgelenk.
Jetzt zeigte die Klinge zu Boden.
Die Klauen hatten meine Kehle erreicht. Von Würgern und ähnlichem hatte ich seit Wozny und Desteros Todeshand genug, meine linke Hand fuhr nach unten, und schräg drang die Klinge in den Körper des Sumpfmonsters.
Ich merkte, wie es zuckte. Es bäumte seinen Körper auf, fuhr hoch, und aus dem Maul drangen mir nicht nur fauliger, stinkender Atem entgegen, sondern auch ein schauriges Ächzen.
Das Monster erzitterte in seinen Grundfesten, sein untotes Leben wurde zerstört.
Schwer rollte es zur Seite.
Dafür kam das Zweite, Es ließ sich einfachàuf das mich umgebende Astwerk fallen. Das war sein Fehler.
Ich drehte mein Handgelenk so, daß die Klinge mit der Spitze nach oben zeigte.
Das Monster fiel genau in den Dolch.
Bis zum Heft drang die Klinge in den mich an zähen Teer erinnernden Körper.
Wieder das Zucken, das Ächzen, der grauenhafte Schrei.
Ich schloß die Augen, wollte nicht sehen, wie das Monster auf mir lag und verging.
Eine halbe Minute verging.
Der Regen spülte die pulverigen Überreste von mir weg und schleuderte sie in den Rinnstein, wo sich das Zeug verlief.
Ich hatte es geschafft. Jetzt brauchte ich nur hoch unter der verdammten Baumhälfte hinwegzukriechen. Irgendwo vernahm ich Stimmen. Licht zuckte über die Straße. Die hellen Finger der Taschenlampen trafen auch den umgestürzten Baum und mich.
»Da liegt einer!«
»Zwei Mann her und helfen!«
Zum Teil hatte ich mich schon selbst befreit, als die Männer kamen und Äste und Zweige abbrachen. Sie schufen damit freie Bahn. Ich sah auch meine Beretta. Hastig steckte ich sie weg.
Kräftige Hände halfen mir auf die Füße.
Schwankend stand ich da, schaute in fremde Gesichter, die geisterhaft bleich im Schein der Taschenlampen wirkten.
Ich bedankte mich.
Die Leute hatten Fragen. Ich schüttelte den Kopf und vertröstete die Männer auf später.
Sie wußten ja nicht was geschehen war. Uns fehlte von Will Mallmann jede Spur.
Es wurde wieder heller. Der Regen ließ nach, das Gewitter hatte sich verzogen.
Ich fragte die Leute, ob sie etwas von Will Mallmann und den beiden Diefenthals gesehen hatten.
Kopfschütteln.
Dann jedoch hörten wir einen erschreckten Ruf. Einer der Männer hatte ihn ausgestoßen.
Er stand gebückt da, hatte den Arm ausgestreckt und deutete auf die gegenüberliegende Straßenseite, wo eine Gestalt stand, die sich am Pfahl eines Verkehrszeichens festhielt.
Meine Augen wurden groß. Den Mann kannte ich. Es war kein geringerer als der Partner von Michael Haas…
***
Zwei Männer wollten vorlaufen, stoppten jedoch, als sie meinen scharfen Befehl vernahmen.
»Bleiben Sie stehen!«
Sie zuckten regelrecht zusammen und schauten mich an, als ich über die Straße ging.
Der andere sah mir entgegen.
In seinem Zustand bot er ein Abbild des Schreckens. Nichts hatte sich an seinem Körper verändert. Die Kleidung war zerfetzt. Wo die helle Haut zum Vorschein kam, hatten Blutperlen ihr makabres Muster hinterlassen.
Im Gesicht, auf den Armen, der Brust - einfach überall.
Dieser Geistersumpf war eine verfluchte Sache. Da wurden Tote zum Leben erweckt, damit sie das Grauen und das Entsetzen über die Menschen bringen konnten.
Ich mußte es stoppen.
Der Untote stieß
Weitere Kostenlose Bücher