0165 - Die Bestien aus dem Geistersumpf
geheimes Lager besaßen. Nach zahlreichen Besprechungen und Konferenzen entschloß man sich, der Öffentlichkeit nichts mitzuteilen, sondern erst einmal einen Mann loszuschicken, der die Lage sondierte und einen Bericht anfertigte. Sollte er etwas entdecken, würde man sofort eingreifen.
Die Wahl fiel auf Kommissar Will Mallmann, einen Witwer, dessen Arbeit nicht nur darin bestand, die Stunden am Schreibtisch oder in der Computerzentrale abzusitzen, sondern voll an die Front führte. Der sich auf haarige, oft unglaubliche Fälle spezialisiert hatte, und der wußte, daß es in der Welt sehr viele Dinge gab, die mit dem normalen Verstand nicht mehr zu erklären waren. Er hatte am eigenen Leibe erlebt, wie es ist, wenn man gegen Zombies, Dämonen und Untote kämpfte. Seine Frau war ihm am Tage der Hochzeit genommen worden, ein Dämon hatte sie getötet, doch Will Mallmann machte weiter. Er gab nicht auf, sondern stellte sich den finsteren Mächten, wo es ging.
Natürlich hatte er zumeist normale Fälle zu bearbeiten, doch es gab immer wieder Aufgaben, die ein Gebiet berührten, wo andere Menschen und normale Ermittlungsmethoden versagten. Das wußten inzwischen auch seine Vorgesetzten, und sie ließen Will Mallmann freie Hand.
Sie hatten sich eigentlich keinen besseren Spürhund aussuchen können als den Kommissar. Wenn irgend etwas an der brisanten Giftgeschichte dran war, Mallmann würde sie aufklären. Das stand fest.
Eigentlich hätten sie beide keinen besseren Partner wünschen können. Will Mallmann war ebenso zielstrebig wie die junge Doktorin. Getroffen hatten sie sich in dem kleinen Emslandort, der direkt am Rande des Moors lag. Hier endete nicht nur die Hauptstraße, hier schien auch die Zeit stehengeblieben zu sein, das hatte Will schon bei seinem Eintreffen bemerkt..
Leider hatte er sich um zwei Stunden verspätet. Ein Unfall auf der Autobahn. Machen konnte man da nichts. Er hatte abwarten müssen, bis die Vollsperrung aufgehoben war.
Will lernte die junge Doktorin kennen. Sie waren sich von Beginn an sympathisch. Der Kommissar mochte die zielstrebige Art der Umweltschützerin, und er freute sich auch, daß sie keine Angst zeigte.
»Natürlich fahren wir in der Dunkelheit«, hatte sie gesagt. »Mein Gott, wir haben Sommerzeit, da ist es sowieso lange genug hell.«
»Ich freue mich, daß Sie so denken.«
»Manchmal stehen Frauen auch ihren Mann«, hatte sie erwidert und gelacht, wobei sich zwei Grübchen in ihre Wangen gruben.
Nur Professor Diefenthal wollte nicht mit. Er saß in seinem gemieteten Zimmer und brütete über einem Aufsatz.
Will öffnete die Wagentür und ließ Dagmar Diefenthal einsteigen. Sie trug einen dunkelblauen leichten Hosenanzug, darunter ein weißes T-Shirt und festes Schuhwerk, das im Sumpf unbedingt von Nöten war.
Selbstverständlich war ihre Ankunft von den Dorfbewohnern registriert worden. Die Menschen hier waren bodenständig und begegneten Fremden oft mit Mißtrauen. Sie hatten zu schlechte Erfahrungen gemacht. Vor allen Dingen mit den Torfstechern, die früher hier gelebt hatten, und im Dorf kursierten manch schlimme Gerüchte vom plötzlichen Verschwinden der Menschen.
Doch der Sumpf schwieg…
»Sie kennen den Weg ja«, sagte Will und startete.
Dagmar nickte.
Der Kommissar fuhr auf die schon tiefstehende Sonne zu. Es schien, als würden sie direkt in den glühenden Ball hineinfahren. Beide setzten ihre Sonnenbrillen auf.
Sie rollten über die Dorfstraße. Es gab nur eine Hauptstraße. Hier standen die wenigen Gaststätten, die Kirche, die Apotheke und auch die Schule. Die meisten Häuser waren klein und im Fachwerkstil errichtet. Sie standen mal versetzt, mal gerade, besaßen Vorgärten mit grünen Zäunen. Hier baute jeder, wie er wollte.
Will und seine hübsche Begleiterin fuhren die Straße in die entgegengesetzte Richtung, dorthin, wo der Belag schlechter wurde und schließlich ganz verschwand.
Die andere Strecke, Richtung Osten, die führte in die dichter besiedelten Gebiete und auch zu den großen Autobahnzubringern, doch davon merkte man hier nichts.
»Schauen Sie sich die Gegend an, Herr Kommissar«, sagte Dagmar Diefenthal. »Das hier wird eines Tages alles zerstört sein.«
»Sie sind sehr sicher!«
Dagmar nickte heftig. »Das bin ich mir auch. Ich habe lange genug zusehen müssen, wie Landschaften zersiedelt und ökologische Gleichgewichte vollständig zerstört wurden.«
Sie deutete aus dem Fenster. »Sehen Sie den Vogelschwarm
Weitere Kostenlose Bücher