0166 - Das Werwolf-Mädchen
schneller. Und es schien, als wartete das Tier nur darauf, daß er einen Fluchtversuch startete, um ihn einzuholen und die Kehle durchzubeißen.
Lupina ließ sich Zeit. Langsam und sorgfältig zeichnete sie das große Pentagramm, zog den Umkreis und begann damit, in einige der Felder magische Symbole einzuzeichnen.
»Was hast du vor?« fragte er.
Sie unterbrach ihre Tätigkeit und sah zu ihm herüber.
»Du wirst es erleben, aber nicht überleben«, erklärte sie. »Du weißt längst, daß ich einen Dämon beschwören werde. Bisher hat er mir geholfen, nun ist es an der Zeit, ihm meinen Dank abzustatten. Du kommst mir dazu gerade recht. Du bist mein Geschenk an ihn.«, »So ähnlich habe ich es mir schon gedacht«, murmelte der Professor und erhob sich. Sofort war der Wolf sprungbereit. Zamorra sah, daß er keine Chance hatte. Er würde kaum den ersten Schritt zur Flucht getan haben, dann wäre das Tier schon bei ihm.
Er traute sich zwar ohne weiteres zu, mit einem einzelnen Wolf fertigzuwei den. Aber das würde nicht in ein paar Sekunden zu machen sein. Dieser graue Bursche war ein ausgesucht starkes und großes Exemplar. Und bis er mit ihm fertig war, hatte das Mädchen Zeit genug, ihn in menschlicher oder wölfischer Gestalt anzugreifen und auszuschalten. Gegen zwei Gegner dieser Art gleichzeitig hatte er keine Chancen.
Es sah böse aus.
»Wer ist dieser Dämon, den du beschwören willst?« fragte er.
»Oh, du willst viel wissen«, sagte sie und lächelte ihn an. Wenn er nicht gewußt hätte, daß sich hinter der hübschen Larve eine furchtbare Bestie verbarg, hätte er sich von diesem Lächeln bezaubern lassen. »Du rechnest dir noch Chancen aus. Aber glaube mir, es ist alles vergebens. Deshalb darfst du den Namen des Dämons erfahren. Es ist Pluton.«
Zamorra erstarrte.
Pluton!
***
»Was soll das?« fragte Nicole scharf. Sie erhob sich langsam und drehte sich zu dem Polizisten um. Er hatte seine Dienstwaffe auf sie gerichtet. Hinter ihm tauchte sein Kollege auf.
Nicole dachte nicht daran, die Hände zu heben. Schließlich war sie keine Schwerverbrecherin! Aber für genau das sah der Polizist sie an.
»Ich verhafte Sie wegen Mordes an diesem Polizisten«, und er deutete dabei auf den Toten. »Außerdem wegen der Vorfälle im Haus von Monsieur Yardin und wegen Verdunkelungsgefahr!«
Nicole lachte spöttisch auf.
»Das glauben Sie doch selbst nicht«, sagte sie und stemmte die Arme in die Hüften. »Lassen Sie feststellen, wann dieser Mann gestorben ist. Lassen Sie feststellen, wo ich mich zu jenem Zeitpunkt befand! Als Zeugen stehen die Dame draußen im Wagen sowie Inspektor Yardin zur Verfüung, sobald er aus der Narkose wieder erwacht -außerdem Professor Zamorra, den Sie endlich suchen lassen sollten.«
»Sie können mir viel erzählen, wenn der Tag lang ist, Mademoiselle Duval«, knurrte der Polizist. »Ich glaube eher, daß meine Version zutrifft: Sie stecken ganz fürchterlich tief in dem Schlamassel, der drüben im Haus des Inspektors vorgefallen ist. Um die eigenartige Story von Verhaftung einer Unbekannten und sofortiger Flucht glaubhaft zu machen, sind Sie wie der Blitz hierhergefahren und haben erst einmal den Beamten hier umgebracht. Außerdem…«
»Was außerdem?« fragte Nicole bissig.
Er deutete auf das Amulett, das sie vor der Brust trug. »Das Ding muß irgendetwas damit zu tun haben. Ich sah es zufällig im Haus auf dem Boden liegen. Jetzt tragen Sie es. Wann haben Sie es an sich genommen, um es vor der Polizei zu verbergen? Sie hoffen, daß ich Sie jetzt laufen lasse, und bevor die anderen eine Sie belastende Aussage machen können, sind Sie spurlos verschwunden!«
Nicole schüttelte den Kopf.
»Merken Sie eigentlich gar nicht, daß Sie spinnen?« fragte sie.
»He, keine Beamtenbeleidigung!« warnte der andere Polizist.
Nicole zeigte auf den Toten. »Ich nehme an, daß Sie wenigstens noch über soviel Intelligenz verfügen, Di e Todesursache dieses Mannes feststellen zu können. Sehen Sie sich ihn mal genau an.«
»Zur Seite!« kommandierte er barsch. Nicole gehorchte.
Der Polizist starrte den Toten an, den Nicole noch nicht wieder in seine ursprüngliche Lage hatte zurückbringe können. Er lag noch immer auf dem Rücken. Deutlich war die furchtbare Halsverletzung zu sehen, ebenso deutlich auch das bereits angetrocknete Blut auf dem Boden - und das schwarze Gebräu, das zuletzt hervorgedrungen war…
»Was ist denn das?« staunte der zweite Beamte. »Das sieht ja aus,
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