0166 - Die Dämonenkatze
sah ich es.
Ein Schuh schaute aus ihrem Maul hervor und ein Stück Bein.
Mehr war von Rosy Welch nicht zu sehen…
Sie hatte den Wind gesät und Sturm geerntet.
Ich mußte mein Entsetzen buchstäblich herunterschlucken. Vor Grauen begann ich zu zittern, aber ich wollte die Bestie erledigen.
Koste es, was es wolle.
Diesmal griff ich sie an.
Ich hechtete auf ihren Rücken. Von der Seite her kam ich, schneller, als Yita reagieren konnte.
Diesmal nahm ich weder den Dolch noch die Beretta, sondern das geweihte Kreuz, das aufgeladen war mit der mächtigsten aller Weißen Magien.
Das Kreuz preßte ich gegen die obere Kopfhälfte der Riesenkatze.
Als hätte sie einen gewaltigen Schlag bekommen, so zuckte es durch ihren Körper. Wo mein Kreuz sie berührt hatte, tanzten plötzlich Flammen über das Fell, die sich in Windeseile ausbreiteten, so daß ich mich von dem Katzenrücken herunterwarf.
Im Nu stand Yita in Flammen.
Noch einmal schaute sie mich an.
Allen Haß der Hölle sah ich in ihren gelben Augen leuchten, während sie noch auf allen vier Beinen stand und von den kalten Flammen der Weißen Magie umlodert wurde. Dann begann sie zu zittern. Ihre Beine gaben nach, und schwer sackte sie zusammen.
Auf dem Bauch blieb sie liegen.
Erledigt…
Das Feuer aber brannte weiter. Es änderte nur seine Farbe. Aus dem Gelbrot wurde ein kaltes Blau, und es loderte so lange, bis von Yita nur noch Asche übrig war.
Diese Bestie war ihrem Schicksal nicht entronnen. Ich drehte mich um und ging zu Sheila Conolly. Sie war ohnmächtig geworden.
Die Angst und der Schrecken hatten ihren Tribut gefordert. Sheila war ein Mensch, keine Maschine.
Ich bückte mich, faßte sie unter und hob sie hoch. Fast wäre ich gefallen, denn nun merkte ich auch, wie sehr mich die letzten Minuten in diesem verdammten Keller gefordert hatten.
Ich verließ den Raum des Schreckens und stieg langsam die Treppe hoch.
***
Die Polizeisirenen hörte ich bereits, als ich die letzten Stufen noch vor mir hatte.
Sekunden später wurde die Außentür aufgerammt, und zahlreiche Uniformierte stürmten mit gezogenen Waffen in das Haus.
Aber nicht nur sie. Auch Bill Conolly und Suko waren bei ihnen.
Als Bill, dessen Kopf ein Verband zierte, mich und seine Frau sah, wurden seine Augen groß.
»Sheila!« schrie er und lief auf uns zu. An seinem Gang erkannte ich, wie schwer es ihm fiel, sich auf den Beinen zu halten.
»Sie ist nicht tot«, sagte ich, »nur bewußtlos.«
Bill schaute mich an, wollte lächeln, verdrehte aber dann die Augen und sackte doch tatsächlich zusammen.
Da lag der Kerl nun und war bewußtlos.
Suko nahm mir meine menschliche Last ab.
Auch mich packte der Schwindel, aber ich hielt mich gut und ließ mich auf einem Sitzkissen nieder, während sich die Beamten um Bill Conolly und seine Frau kümmerten.
Durch die offene Tür hörte ich das Schreien von Clive Welch. Auf ihn wartete das Gericht.
Die Katzen hatten überlebt. Sie hockten überall herum, völlig harmlos und putzten sich.
»Eigentlich sind es doch ganz nette Tierchen«, sagte Suko und schlug mir auf die Schulter. »Willst du nicht ein paar adoptieren?«
»Klar, aber nur Spielzeugkatzen.«
Der Chinese lachte. Dann berichtete er mir, wie es ihnen ergangen war.
»Brauchst du jetzt einen neuen Feuerstuhl?« fragte ich.
»Nein, die Maschine wird wieder repariert.«
Ich verdrehte die Augen. »Dabei dachte ich, du würdest dir endlich mal ein anständiges Motorrad kaufen. Die Harley ist doch viel zu lahm, mein Lieber.«
Wenn Blicke töten könnten… Suko hing eben an seiner Harley.
Vielleicht hatte er als Chinese auch etwas gegen Japaner.
Möglich ist alles…
ENDE
[1] Siehe John Sinclair Nr. 165 »Die Bestien aus dem Geistersumpf«
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