0169 - Museum der Monster
wurde ich mit diesem Doppelmord konfrontiert, und da wurde aus dem privaten ein dienstlicher Besuch, Mr. Halifax.«
»Das verstehe ich, Sir. Nur - was suchen Sie bei mir? Halten Sie mich für den Mörder?«
»Nein, eigentlich nicht. Aber ich muß eben jeder Spur nachgehen. Sie könnten unter Umständen etwas gesehen haben. Zufällig, meine ich.«
»Das wäre in der Tat möglich.« Er räusperte sich und strich über sein Kinn. »Für was brauchen Sie mich denn als Zeugen?«
»Ich will Ihnen sagen, wo die Leichen gefunden wurden.« So gut ich konnte, erklärte ich ihm den Weg.
Halifax schüttelte den Kopf. »Nein, Sir, da bin ich nie in meinem Leben gewesen. Ich habe nur zweimal diesem netten kleinen Dorf einen Besuch abgestattet, ansonsten muß ich mich um mein Geschäft kümmern.«
»Das sehr gut läuft, wie ich annehme?«
Peter Halifax nickte und schüttelte gleichzeitig den Kopf. »Es könnte besser gehen, aber ich will nicht klagen.«
Ich lächelte. »Ja, so reden die Geschäftsleute im allgemeinen.« Dabei deutete ich in die Runde. »Darf man fragen, was Sie hier eigentlich alles ausstellen?«
»Sie meinen in dem Zelt.«
»Das interessiert mich sehr, aber leider haben Sie schon geschlossen. Ich hätte es gern besichtigt.«
»Kommen Sie morgen früh, dann führe ich Sie persönlich durch die Ausstellung.«
»Das werde ich auch«, erwiderte ich und schaute mich um. »Sagen Sie, Mr. Halifax, Sie haben da so ein großes Zelt. Was verbergen Sie hinter der Leinwand? Ich meine, haben die Apachen, Comanchen oder Kiowas so große Kunstwerke geschaffen, daß sie direkt ein Zelt dafür aufbauen mußten?«
»Nein und ja.«
»Jetzt machen Sie mich neugierig.«
»Ich bin vor allen Dingen daran interessiert, den Menschen hier die Mythologie der Völker näherzubringen. Und da habe ich wirklich Fortschritte erzielt. Es ist mir gelungen, die alten Götter und Statuen aus den heiligen Stätten wegzuholen und hierher zu schaffen. Prunkstück meiner Ausstellung ist der feuerrote Monstergott Mugur, der schon uralt ist und von zahlreichen Generationen verehrt wurde.«
»Den haben Sie wirklich?« Ich legte bewußt einen großen Zweifel in meine Stimme, weil ich ihn zum Weiterreden animieren wollte.
»Natürlich.«
»Aber wie haben Sie es geschafft, den Indianern den Gott abzunehmen?«
»Ich stamme zwar aus England, genauer gesagt aus Birmingham, aber ich habe weit mehr als die Hälfte meines Lebens in den Vereinigten Staaten Verbracht.«
»Bei den Indianern?«
»Auch das. Ich wurde sogar ihr Vertrauter, denn nach meinem Ethnologie-Studium wollte ich meine theoretischen Kenntnisse durch die Praxis erweitern.«
»Mit wem hatten Sie denn Kontakt?«
»Vor allen Dingen mit den alten Menschen. Ich kannte und kenne Medizinmänner, die mich in die Mythologie ihres Volkes einweihten. Wirklich ein außergewöhnliches Gebiet, kann ich Ihnen sagen, Sir.«
»Ja, die Menschen sind noch sehr naturverbunden.«
»Nicht nur das. Wenn sie sich mit diesem Gebiet beschäftigen, werden Sie feststellen, daß die indianische Kultur mit einem Leben gefüllt ist, das man schon als unwahrscheinlich bezeichnen kann. Sie werden mit fremden Gottheiten und Göttern konfrontiert, es gibt Sagen und Legenden, die vielfältiger sind als die griechische Mythologie. Man muß sich nur dafür interessieren.«
»Das glaube ich.« Meine nächste Frage stellte ich so nebenbei, obwohl sie sehr wichtig war. »Es gibt auch Dämonen und andere finstere Gestalten, nehme ich an.«
»Ja, Sir. Die sind sogar in der Überzahl. Das Böse ist überall vertreten, und gerade das übte auf mich eine nie gekannte Faszination aus.«
»Das kann ich mir vorstellen«, erwiderte ich. »Haben Sie denn selbst an Beschwörungen teilgenommen?«
Seine Augen wurden plötzlich schmal. Die Frage hatte ihn getroffen, trotzdem ließ er sich nichts anmerken und behielt sein verbindliches Lächeln bei. »Daran habe ich auch teilgenommen.«
»Mit Erfolg?«
»Vielleicht.«
»Warum weichen Sie aus?«
»Dieses Gebiet ist noch zu wenig erforscht, um darüber Auskunft zu geben.«
»Sie hatten demnach mit den Dämonen Kontakt.«
»Ich sprach mit den Medizinmännern«, wich Peter Halifax geschickt aus.
»Sie gestatten, Sir, daß ich mich wundere. Ich wußte gar nicht, daß Sie als Polizist sich dafür interessieren.«
»Ich muß jeder Spur nachgehen.«
»Dann suchen Sie den Doppelmörder doch bei mir?«
»Das habe ich nicht gesagt. Ich wollte mich nur über Ihre Aufgabe
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