017 - Das Fest auf dem Teufelshügel
eigentlich? Es würde mir keinerlei Vorteile bringen, wenn ich Sie töten würde. Damit würde ich nur den gegenteiligen Effekt erreichen. Alle Clans würden den Tod ihrer Familienmitglieder rächen wollen.«
»Olivaro hat recht«, stimmte Fred McCall zu. »Er ist sicherlich nicht an Salvatoris Tod schuld.«
»Aber wer kann es dann gewesen sein?« fragte Peter Winkler.
»Diese Frage werden wir zu klären versuchen«, versprach Olivaro.
»Ich reise aber trotzdem ab«, sagte Jensen stur. »Bei dieser Konferenz werden ohnedies keine brauchbaren Ergebnisse erzielt.«
»Sie sind ein Feigling, Jensen«, sagte Xavier Villar. Er war ein mittelgroßer Spanier mit einem gewaltigen Vollbart, der sein ganzes Gesicht einhüllte.
»Ihre Beleidigungen können Sie sich sparen«, fauchte Jensen.
»Was kann man schon von einem Werwolf erwarten«, sagte Villar verächtlich.
»Keine Streitereien und persönlichen Angriffe«, sagte Olivaro scharf. »Das hilft uns nicht weiter. Niemand hält Sie zurück, Jensen. Wenn Sie abreisen wollen, dann tun Sie es.«
Jensen warf der Versammlung einen bösen Blick zu, hob die Schultern und drehte sich um. Hocherhobenen Hauptes verließ er das Zimmer.
»Ein Schwächling«, sagte Dennis Abey verächtlich, als Jensen die Tür hinter sich schloß.
»Will noch jemand abreisen?« fragte Olivaro.
Alle anderen wollten bleiben. Nur Coco hatte das dringende Verlangen zu verschwinden, doch sie behielt diesen Wunsch für sich, da man sie sicherlich nicht fortlassen würde.
»Gut. Ich würde vorschlagen, wir untersuchen vorerst einmal Salvatoris Zimmer. Vielleicht finden wir irgendwelche Spuren, die uns zum Mörder führen. Mr. Jong und Mr. d'Arcy, wollen Sie mir dabei helfen?«
Beide nickten.
Renato Salvatoris Zimmer befand sich im ersten Stock des Hauptgebäudes. Olivaro drückte die Klinke herunter, doch die Tür ließ sich nicht öffnen. Er schloß die Augen und preßte die rechte Hand gegen das Schloß.
»Die Tür ist versperrt«, sagte er schließlich. »Der Schlüssel steckt innen.«
Er konzentrierte sich kurz und vollführte mit der linken Hand eine komplizierte Bewegung. Dazu murmelte er einen unverständlichen Satz. Ein lautes Knarren war zu hören. Der Schlüssel drehte sich, und die Tür sprang auf. Der Gestank faulenden Fleisches schlug ihnen entgegen.
Olivaro klatschte in die Hände, und eine faustgroße Kugel erschien aus dem Nichts und blieb in der Mitte des Raumes hängen. Die Kugel verbreitete ein grelles, weißes Licht, das den Raum taghell erleuchtete.
Die drei Dämonen betraten das Zimmer und blieben vor dem Erhängten stehen. Die Knoblauchzehen zersetzten den Leib des Toten unglaublich rasch.
»Eigentlich sollte es uns gelingen, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen«, sagte Jong.
D'Arcy nickte. »Wenn wir unsere Kräfte konzentrieren, müßte es klappen.«
Olivaro blieb vor dem Toten stehen. Der Knoblauchstrang hing von einem Deckenbalken. »Salvatoris Tod muß sorgfältig vorbereitet worden sein. Das Anfertigen der Knoblauchstränge und – schnüre erforderte einige Zeit.« Er zog ein Stück weißer Kreide aus der Tasche und zog unter dem Toten einen Kreis auf dem Parkettboden, vor dem er einige seltsame Zeichen malte.
Dann stand er auf und griff nach Jongs rechter Hand, die er fest umklammerte.
Die drei Dämonen standen vor dem magischen Kreis und hatten ihre Hände nach einem alten Schema gekreuzt. Das Licht der Kugel erlosch. Undurchdringliche Dunkelheit hüllte den Raum ein. Nach einigen Sekunden flimmerte die Luft. Der Erhängte war in grünliches Licht getaucht. Er veränderte sich. Alles geschah blitzschnell. Der Tote schien zum Leben zu erwachen. Sie sahen, wie er sich heftig wehrte. Unsichtbare Hände hatte ihn gepackt und ihn an den Deckenbalken gehängt. Alles war deutlich zu sehen.
Salvatori hatte das Zimmer betreten. Er wollte sich umziehen. Eine unsichtbare Gestalt betrat den Raum. Sie trug die Knoblauchschnüre in der Hand, fesselte Salvatoris Hände, hing das Knoblauchnetz vor seinen Mund und umschnürte seinen Körper mit den Knoblauchschnüren. Dann warf er den Strang über den Deckenbalken, legte ihn um Salvatoris Hals und zog den heftig Strampelnden hoch. Salvatori erstickte. Das Bild verblaßte, und die Kugel strahlte wieder.
»Das verstehe ich nicht«, sagte d'Arcy leise.
»Ich auch nicht«, brummte Jong. »Wir konnten alles sehen, aber wir wissen nicht, wer der Unsichtbare war. Es erhebt sich nun die Frage: Ist der Mörder
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