Loreley - Basalt
Loreleyb l att – 3. August
St. Goarshausen – In den frühen Morgenstunden entdeckten Touristen eine Leiche oben am Loreleyfelsen. Die aus dem Ruhrgebiet stammenden Männer stehen unter Schock. Eigentlich wollten sie die Urlaubstage mit Wandern und dem Erkunden des wunderschönen Mittelrheintals verbringen. »Wir sind bereits gegen sieben Uhr losgewandert. Nachdem wir den am Boden liegenden Mann sahen, verständigten wir den Notarzt und die Polizei«, berichtete einer der Wanderer mit stockender Stimme. Nach ersten Ermittlungen wurde der Mann aus nächster Nähe erschossen. Genaueres wurde unserem Reporter noch nicht mitgeteilt. Die Polizei hat unmittelbar nach ihrem Eintreffen am Tatort das gesamte Areal um den Loreleyfelsen abgesperrt. Kommissar Helmut Schuster versprach den Mord mit oberster Priorität zu behandeln. Angaben zur Identität der Leiche wurden nicht gemacht. »Nichts soll die laufenden Ermittlungen gefährden«, so Kommissar Schuster. Wir werden Sie auch in unserer morgigen Ausgabe wieder über den Mord am Loreleyfelsen unterrichten.
Ines Kau
Redaktion
»Ich möchte so schnell es geht die Ergebnisse der Spurensicherung.« Kommissar Schuster blickte seinen Kollegen Hoffmann auffordernd an. Er und Hoffmann arbeiteten seit einigen Jahren miteinander. Schuster, der inzwischen leicht ergrautes Haar hatte und auf die fünfzig zuging, gehörte zu der Sorte Menschen, die sehr gewissenhaft arbeiten. Hoffmann hingegen liebte es, auch einmal früher in den Feierabend zu gehen. Schon seine äußere Erscheinung zeigte, dass der 44-Jährige, auch die angenehmen Seiten des Lebens kannte, was nicht zuletzt sein ansehnlicher Bauch zum Ausdruck brachte. Nach Hoffmanns eigenen Angaben, war sein Leibesumfang hart erkämpft. Kommissar Schuster war auch kein Asket, dennoch hatte er seine 97 Kilo auf 190 cm Körpergröße gut verteilt.
Schuster saß an seinem Schreibtisch und trommelte mit den Fingern auf die Holzplatte. Ungeduldig erwartete er den Bericht der Spurensicherung. Keine drei Minuten später kam Hoffmann in sein Büro geeilt und legte die gewünschten Unterlagen auf den Schreibtisch. Mit einem breiten Lächeln meinte er: »Ich kenne inzwischen den Namen des Opfers.«
»Los! Raus mit der Sprache!«, forderte ihn Schuster ungeduldig auf.
»Doktor Anton Wagner. Er war Rechtsanwalt und hatte eine eigene Kanzlei in Rüdesheim. Seine Schwägerin hat ihn als vermisst gemeldet.«
»Ein Rechtsanwalt aus Rüdesheim?«, murmelte Schuster überrascht Dann warf er einen kurzen Blick in den Bericht. »Rufen Sie die Schwägerin und Sekretärin in der Kanzlei an. Außerdem gehe ich davon aus, dass es auch eine Frau Wagner gibt. Alle drei Frauen möchte ich noch heute Nachmittag sprechen. Vereinbaren Sie die Termine.«
Hoffmann nickte und verließ das Büro.
Es kommt also recht schnell Licht in die ganze Angelegenheit, überlegte Schuster und vertiefte sich zufrieden in die Unterlagen. In dem Bericht des Pathologen stand, dass das Opfer durch einen aufgesetzten Schuss getötet worden war. Der sofortige Tod musste zwischen 23 und 24 Uhr eingetreten sein. Zu dieser Zeit befinden sich normalerweise keine Touristen mehr am Loreleyfelsen. Außer, es gibt eine Veranstaltung, was an diesem Tag aber nicht der Fall war. Trotzdem schien es ein schlecht gewählter Platz für einen Mord.
Während Schuster über den Fall nachdachte, kam Hoffmann erneut in sein Büro. »Ich habe mit der Sekretärin des Ermordeten gesprochen, sie wusste noch nichts vom Tod ihres Chefs. Von einem Geschäftstermin oder einer sonstigen Verabredung am Loreleyfelsen war ihr nichts bekannt. Frau Wagner konnte ich noch nicht sprechen, sie steht unter Schock und wird ärztlich behandelt. Aber ihre Schwester wird uns am Nachmittag im Haus von Frau Wagner empfangen.«
Schuster nickte zufrieden. »Dann fahren wir gegen dreizehn Uhr los.«
Hoffmann wollte noch etwas sagen, doch als er sah, dass der Kommissar zum Telefon griff, verließ er das Büro.
Der Kommissar wählte die Nummer des untersuchenden Pathologen. Er erkundigte sich, ob Auffälligkeiten an der Leiche entdeckt wurden, die bisher noch nicht im Bericht standen.
»Es gibt in der Tat etwas Sonderbares, ich habe bei meinen Untersuchungen im Magen des Ermordeten Rückstände von Papier gefunden«, teilte ihm der Pathologe tonlos mit.
»Rückstände von Papier?«, wiederholte Schuster ungläubig.
»Sie haben richtig gehört. Der Ermordete muss vor seinem Tod noch Papier gegessen haben. So einen
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