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017 - Der Engel des Schreckens

017 - Der Engel des Schreckens

Titel: 017 - Der Engel des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Boot fiel und es festhielt. Eine Sekunde später hatte er sie wieder verloren und begann sein Suchen von neuem. Jetzt hatte er sie wieder, aber - die Luft verdichtete sich, ein Nebel stieg auf. Das blendende Licht des Scheinwerfers war getrübt.
    Ein Kanonenschuß dröhnte.
    »Zeichen für uns, beizudrehen«, stieß Marcus zwischen den Zähnen hervor.
    Er steuerte nach Süden - ein unvorsichtiges Unternehmen, denn er kam in klares Wasser und erreichte den Schutz der Nebelbank gerade, als der Lichtkegel an ihr entlangglitt.
    »Sie sind auf der Suche nach uns«, sagte Marcus wieder von neuem.
    »Das haben Sie schon einmal gesagt«, war Jeans ruhige Antwort.
    »Wahrscheinlich hat das Torpedoboot Nachricht nach Tanger gegeben. Wir dürfen es nicht wagen, mit dem Boot dort einzulaufen«, sagte Stepney, dessen Nerven zu versagen drohten.
    »Das da links muß Cutra sein, die spanische Sträflingsko lonie.«
    Er ließ das Boot langsamer laufen und steuerte vorsichtig parallel der Küste entlang, bis das Blinkfeuer eines Leuchtturms ihnen ihre Position klarer machte.
    »Cap Martel! Wir können bald an Land gehen. Ich habe mich drei Monate in Marokko aufgehalten und glaube, man kann ganz bequem am Strand bis nach Tanger laufen.«
    Jean ging in die Kabine, brachte, soweit sie konnte, ihre Kleidung in Ordnung, und als der Bug der »Jungle Queen« sacht auf der Sandküste auflief, war sie bereit.
    Marcus trug sie ans Land, dann drehte er das Boot nach der See hinaus; das Heck lag noch fest im Ufersand, in vielleicht drei Fuß Wasser. Er sprang an Bord, band das Ruder fest, kurbelte den Motor an und schaltete den Gang ein. Als das Boot sich in Bewegung setzte, sprang er ins Wasser und watete zum Strand zurück. Dort stand er und starrte der »Jungle Queen« nach, die mit immer größer werdender Geschwindigkeit in der Dunkelheit verschwand.
    »So, das wäre erledigt«, sagte er erleichtert. »Und jetzt haben wir einen Marsch von ungefähr zehn Meilen vor uns.« Aber er hatte sich verrechnet. Die Entfernung zwischen ihnen und Tanger betrug mehr als fünfundzwanzig Meilen und schloß verschiedene große Umwege in das Land ein. Die Gegend war völlig unbewohnt, mit der einzigen Ausnahme, daß dort zu diesem Zeitpunkt Muley Hafiz sein Lager aufgeschlagen hatte. Er stand in Verhandlungen mit der spanischen Regierung über einen jener ›ewigen Frieden‹ die, wenn es gutgeht, manchmal sogar Jahre hindurch anhalten.
    Muley Hafiz trank seinen Mitternachtskaffee und lauschte den Klängen eines reichverzierten Grammophons, das in der Ecke seines geräumigen Zeltes stand.
    Eine Stimme vor dem seidenen Zeltvorhang rief ihn an, und er stellte das Grammophon ab.
    »Was gibt es?«
    »O Herr, wir haben einen Mann und eine Frau gefangen, die die Küste entlangkamen.«
    »Es sind Rifleute - laß sie laufen«, sagte Muley auf arabisch. »Wir wollen Frieden machen, mein Sohn, und keinen Krieg.«
    »Herr, es sind Ungläubige - Engländer, glaube ich.«
    Muley Hafiz strich seinen kleinen Bart.
    »Bringe sie her!«
    Und so wurden sie vor Muley Hafiz gebracht - ein Mann in Lumpen und ein junges Mädchen, bei dessen Anblick Muley leicht zusammenfuhr.
    »Meine junge Freundin von der Riviera! « rief er erstaunt aus, und das Lächeln, das ihn grüßte, erschien seinem Herzen wie ein Sonnenstrahl.
    Er erhob sich. Eine prachtvolle Mannesfigur; Jean blickte ihn bewundernd an.
    »Es tut mir leid, wenn meine Leute Sie erschreckt haben sollten. Sie haben nichts zu befürchten, Madame, ich werde Ihnen Soldaten mitgeben, um Sie sicher nach Tanger geleiten zu lassen.« Dann zog er nachdenklich die Brauen zusammen. »Wo kommen Sie her?«
    Dem ruhigen Blick dieser klaren Augen gegenüber konnte sie nicht lügen.
    »Wir sind mit unserem Boot an der Küste gelandet und haben dann den Weg verloren.«
    Er nickte bedächtig.
    »Sie müssen die sein, die man sucht«, sagte er. »Einer meiner Spione kam heute Nacht von Tanger und erzählte mir, daß die spanische und französische Polizei nach einer Frau suchten, die in Frankreich ein Verbrechen begangen haben soll. Ich kann nicht glauben, daß Sie diese Frau sind - wenn es aber wirklich der Fall ist, würde ich sagen, das Verbrechen ist verzeihlich.«
    Er blickte auf Marcus.
    »Oder vielleicht«, sagte er langsam, »ist es Ihr Begleiter, nach dem sie fahnden.«
    Jean schüttelte den Kopf.
    »Nein, mit ihm haben sie nichts zu tun - mich suchen sie.«
    Er wies auf ein Kissen.
    »Nehmen Sie Platz, bitte«, und setzte sich

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