017 - Invasion der Kyphorer
Verschiebungen kam, während sie sich im Schacht befanden …
Bevor sie sich an den letzten Teil des Abstiegs machten, befahl Chan, die Helmscheinwerfer auszuschalten. Aufgrund seines Studiums der Gebäudepläne wusste er, dass der Schacht in einem kleinen Gang endete, nur etwa zehn Meter vom SG-Raum entfernt. Die Abdeckung bestand lediglich aus einem Metallgitter, weshalb die Gefahr bestand, dass das Licht der Scheinwerfer von draußen wahrgenommen wurde. Durch Öffnungen weiter oben im Schacht fiel etwas Streulicht herein, so dass sich die vier Männer nicht in völliger Dunkelheit fortbewegen mussten.
Als der Überlebensspezialist das Ende des Schachts erreicht hatte, presste er sich eng an die Wand und wartete, bis der ihm unmittelbar nachfolgende Agent ebenfalls angekommen war. Don Jaime und der zweite Agent mussten aus Platzmangel zunächst auf der Strickleiter hängen bleiben, während die anderen beiden vorsichtig durch das engmaschige Gitter spähten.
Sie sahen – nichts. Der Gang war durch aus Richtung des SG-Raums einfallendes Licht heller als der Schacht, aber nicht selbst beleuchtet. Jedenfalls schien er leer zu sein.
Chan lauschte. Es waren verschiedene Geräusche zu vernehmen, als ob etwas hin- und hergetragen würde, aber keine Stimmen. Der Überlebensspezialist entsann sich, dass die Invasoren – vermutlich Craahls, eine der Hilfsrassen der Kyphorer, wie man mittlerweile wusste – silbergraue Raumanzüge getragen hatten, deren verspiegelte Helme geschlossen gewesen waren. Diese Maßnahme war verständlich, denn die Invasoren hatten kaum sicher sein können, dass sie in einer Station mit einer atembaren Atmosphäre herauskommen würden. Dementsprechend erfolgte die Verständigung zwischen ihnen wahrscheinlich über Funk.
Als er davon überzeugt war, dass sich keiner der Invasoren im Gang aufhielt, zog Chan ein kleines Gerät hervor, das punktuell große Hitze erzeugte und mit dessen Hilfe er die Schrauben, mit denen das Gitter außen befestigt war, von innen binnen Sekunde lautlos weg schmelzen konnte. Anschließend ließ sich das Gitter einfach abheben.
Vorsichtig stieg der Überlebensspezialist hinaus in den Gang und blickte sich nach allen Seiten um.
Niemand zu sehen.
Er half dem Agenten aus dem Schacht, so dass Don Jaime und der zweite Agent endlich nachrücken konnten. Mit Gesten bedeutete er den beiden, noch mit dem Ausstieg zu warten – er wollte zuerst die Lage sondieren.
Langsam und beinahe auf Zehenspitzen schlich er sich in Richtung des SG-Raums. Als er so weit vorgedrungen war, dass er einen vorsichtigen Blick hineinwerfen konnte, blieb er verblüfft stehen.
Das Star Gate umspannte in einem Radius von fünf oder sechs Metern eine Art schimmernder, aber halbwegs durchsichtiger Kuppel!
Was war das – so etwas wie ein Schutzschirm?
Haiko Chan wusste, dass Mechanics und wohl auch einige der anderen Konzerne an dieser Technologie arbeiteten. Eine vereinfachte Version davon war bereits im Einsatz; sie schützte die Raumschiffe vor der kosmischen Strahlung und dem ›Sonnenwind‹. Aber diese Schirme bestanden aus energetischen Feldern und waren völlig unsichtbar. Doch diese Kuppel …
Obwohl er sich der steigenden Entdeckungsgefahr bewusst war, trat der Überlebensspezialist näher an den Eingang zum SG-Raum heran. Er spürte eine leise Bewegung hinter sich – der Agent war ihm gefolgt. Durch einen raschen Blick nach hinten vergewisserte sich Chan, dass die anderen beiden sich nach wie vor im Belüftungsschacht aufhielten.
Gemeinsam beobachteten die Männer die Geschehnisse um das Star Gate. Einer der Silbergrauen ging auf die ›Kuppel‹ zu und Chan hielt den Atem an, als er sah, was dann geschah: Für den kurzen Zeitraum, den der Silbergraue benötigte, den Schirm zu passieren, erschien darin eine Lücke – im Prinzip eine Art Tür, durch die die Kuppel nach Belieben passiert werden konnte, erkannte Chan. Und zwar egal, an welcher Stelle, da auch andere Invasoren an anderen Orten die Kuppel betraten oder verließen.
Aber worin besteht dann der Sinn dieser Kuppel? , rätselte Chan. Er war bei ihrem Anblick instinktiv davon ausgegangen, dass sie das Star Gate schützen sollte – doch welchen Schutz bot sie tatsächlich, wenn jeder so einfach durch sie hindurch marschieren konnte?
Der Agent gab plötzlich einen erstickten Laut von sich und deutete nach oben. Chans Blick folgte ihm – und nun konnte auch er kaum sein Entsetzen unterdrücken: Dort, wo die schimmernde
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