017 - Invasion der Kyphorer
Quadratmeter freigegeben hatte. Unmittelbar darauf schob sich eine dünne, aber sehr tragfähige Strickleiter aus Metallseilen herab.
Wenige Sekunden später stand der Überlebensspezialist bereits im Liftschacht, auf der Kabinenoberseite.
Er sah nach oben. Der Schacht selbst war nicht beleuchtet, aber durch dünne Ritzen der Türen in den einzelnen Stockwerken drang genug Helligkeit, um ihn etwas erkennen zu lassen. Chan schätzte, dass sich die Liftkabine beinahe wieder auf Grundniveau befand – knappe dreißig Meter unter der Oberfläche. In den meisten Liftschächten befand sich eine Notleiter an der Schachtwand, doch hier hatte man leider darauf verzichtet; wahrscheinlich war so etwas in einer geheimen Station nicht gewünscht gewesen. Für den Überlebensspezialisten bedeutete dies allerdings, dass er keine andere Wahl hatte, als sich an einem der Trag- oder Führungsseile nach oben zu hangeln und dann dort nach einem Weg zu suchen, den Schacht zu verlassen.
Unverzüglich machte er sich ans Werk. Auch hier wurde er durch die geringe Schwerkraft unterstützt, so dass sein ›Aufstieg‹ nur wenige Minuten dauerte. Als er das Niveau des Mondbodens erreicht hatte und gerade überlegte, wie er aus dem Schacht herauskommen sollte, hörte er von jenseits der Aufzugstür erregte Stimmen. Kurz entschlossen rief er. Die Stimmen verstummten – man hatte ihn gehört.
»Hier stecke ich!«, wiederholte er. »Im Aufzugsschacht!«
Es dauerte etwa eine halbe Minute, bis sich die Tür öffnete, denn man hatte zunächst die Sicherung ausschalten müssen, die verhindern sollte, dass jemand in den Schacht fiel. Ein verdutztes Gesicht blickte den Überlebensspezialist an.
»Äh – kann ich Ihnen irgendwie helfen?«
»Das können Sie«, nickte Chan, der sich mit Händen und Füßen um das Zugseil krallte, freundlich. »Das können Sie durchaus – holen Sie mich einfach hier heraus!«
Der Mann erkannte, dass eine längere Diskussion fehl am Platz war und verschwand. Kurz darauf kam er in Begleitung eines zweiten Mannes in der Uniform eines Technikers zurück. Gemeinsam trugen sie eine Metalleiter, die sie in den Schacht hineinführten. Dann stellten sich beide auf dasjenige Ende der Leiter, das im Gang zurückgeblieben war, so dass Haiko Chan das Seil loslassen und bequem aus dem Schacht marschieren konnte.
»Schnell!«, fuhr er die beiden Überraschten an. »Bringen Sie mich zu Ihrem Chef! Aber schließen Sie vorher die Tür wieder – und schalten Sie vorsichtshalber auch den Antrieb des Aufzugs aus!«
Beide Anordnungen wurden sofort und ohne Einwände ausgeführt. Als Überlebensspezialist von Mechanics Inc. besaß er sowieso überragende Autorität, denn er war Clint Fisher, dem Sicherheitschef des Konzerns, direkt unterstellt und über diesem stand nur noch Lino Frascati.
Der diensthabende Leiter der Station, ein Mann mittleren Alters mit Namen Will Henry, erwies sich als der versierte Krisenmanager, der er in seinem Beruf auch sein musste. In knappen Worten berichtete Haiko Chan von der Invasion, von der man in der Tat noch keine Ahnung gehabt hatte. Es war lediglich bemerkt worden, dass etwas im unterirdischen SG-Raum nicht stimmte – und dass es ein Problem mit dem Aufzug gab.
Gemeinsam veranlassten Henry und Chan, dass alle Bewohner der Mondstation sowie die UNO als deren offizieller Betreiber gewarnt wurden. Eine Panik, das war beiden klar, würde sich nicht ganz vermeiden lassen, zumal es für jeden ersichtlich war, dass es bei weitem nicht genug Raumschiffe gab, um alle auf dem Mond Befindlichen zurück zur Erde zu bringen, falls dies notwendig werden sollte. Chan sagte es nicht laut, aber er war felsenfest davon überzeugt, dass dies notwendig sein würde und zwar bald.
Nachdem die Warnung herausgegeben war, überlegte man, ob und gegebenenfalls wie man die Invasoren zurückdrängen oder wenigstens so lange aufhalten konnte, bis Verstärkung eintraf. Gleichzeitig mit der Warnung an die Bewohner und an die UNO hatte Will Henry eine Bitte zur Entsendung von kampferfahrenem Personal an die anderen Konzerne, die ebenfalls in der Mondstation vertreten waren, gesandt. Doch sowohl ihm als auch Chan war bewusst, dass die wenigen sich hier aufhaltenden Soldaten und Polizisten kaum eine Chance gegen eine Invasionsarmee haben würden.
Noch dazu gegen eine Invasionsarmee, die mit jedem Augenblick größer wurde.
Das Problem war, dass der Star Gate-Raum aus Sicherheits- und Geheimhaltungsgründen tief unter der
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