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0170 - Die Ratte von Harlem

0170 - Die Ratte von Harlem

Titel: 0170 - Die Ratte von Harlem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Ratte von Harlem
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brüllten plötzlich durcheinander.
    Ich stieß einen Fluch durch die Zähne und rannte vorwärts.
    Oben auf dem Geländer über der letzten Plattform hockte eine kleine Gestalt. Tatsächlich wie ein Gnom, dachte ich.
    Nur zehn Stufen trennten mich von ihr.
    »Jackson«, sagte ich halblaut.
    »Ja, G.-man?« gab er kalt zurück.
    »Gib’s auf, Kid«, sagte ich. »Es hat keinen Sinn mehr.«
    »Meinst du?«
    »Sicher.«
    Er lachte plötzlich schrill auf. »Hältst mich wohl für wahnsinnig, was?«
    »Komm ’runter!«
    »Nie.«
    Ich änderte meine Taktik. »Du sitzt da wie ein Affe auf einer dünnen Eisenstange. Eine falsche Bewegung, und du liegst mit zerschmetterten Knochen unten im Hof.«
    »Das möchtest du wohi?«
    »Kein Gedanke. — Wir haben übrigens Mel gefunden«, log ich.
    »Seid wann taucht ihr?«
    Aha, er hatte also auch Mel umgebracht.
    »Hör zu, Kid! Was wolltest du von Ranks?«
    »Geht dich nichts an.« Ich hörte stoßweise seinen keuchenden Atem.
    »Wenn es wegen der verrückten Sache mit den Wettgeldern ist, dann kannst du halb New York ausrotten, das; weiß doch längst jedermann.«
    Da richtete er sich blitzschnell auf und brüllte mit überschnappender Stimme. »Nein, das lügst du, du Hund! Du elender Hund!«
    Mit einem Sprung war er auf der Treppe. Ein dumpfes Dröhnen in den Metallstreben, dann federte der kleine Körper wieder hoch und prallte geigen mich. Ich hing in den dünnen Geländerstreben.
    Der zwergenhafte Mensch schneälte wieder hoch und warf sich mit einem heiseren Schrei auf mich.
    Meine Faust krachte gegen sein Kinn.
    Ein Schlag, mit dem ich schon Baumstämme von Männern gefällt hatte. ESn stechender Schmerz zuckte sengend durch meine Knöchel.
    Jackson fiel nicht. Er torkelte einen Moment am Geländer entlang über die Plattform, duckte sich dann und rannte erneut los.
    Ich hörte vielfüßige Schritte unten auf der Leiter.
    Jackson stieß mit dem Kopf voran geigen mich. Ich wich aus, ohne in diesem Augenblick an das zu denken, was hinter mir war.
    Wie ein Geschoß brach der Körper des Mannes durch die dünnen Querstreben und stürzte in die Tiefe.
    Phil langte keuchend neben mir an.
    »Alles okay?« fragte er.
    Ich nickte und blickte in den Hof hinunter. »Sechs Stockwerke tief… er braucht keinen Richter mehr.«
    Ich wischte mir über die Stirn, stand mit dem Rücken zum Abgrund. Dann schob ich mir mit der schmerzenden Rechten eine zerknautschte Zigarette zwischen die brennenden Lippen.
    Mit matten Beinen und mich vorsichtig am Geländer festhaltend, stieg ich hinter Phil die steile Treppe in den Hof hinunter.
    Wortlos gingen wir an dem Menschenknäuel vorbei, das mitten im Hof um den zerschmetterten Körper des Mörders stand.
    In einem der Fenster sah ich die Riesengestalt eines farbigen Mannes. Der helle Pyjama stand über der dunklen Brust offen. »Was ist denn bloß los?« brüllte er. Es war . Jonathan Ranks.
    Phil und ich winkten Homan noch zu und stapften durch die Einfahrt zur Straße.
    Der Müllwagen stand verlassen da. Sieben leere Eimer warteten noch auf die Abholer.
    Phil hob den Kopf. »Der Regen hat auf gehört.«
    »Ja«, antwortete ich leise.
    Dann fuhren wir durch die menschenleeren Straßen der erwachenden Stadt.
    So müde und zerschlagen wir auch sein mochten, wir wollten noch nicht nach Hause.
    Ich fuhr über den Broadway die Uferstraße entlang, dann quer durch die Stadt über den Harlem River in die Bronx. Und drüben wieder am Wasser entlang.
    Über der zackigen Häuserkulisse des Horizonts lag ein orangeroter Streifen.
    Heute würde endlich wieder die Sonne scheinen.
    Phil kurbelte das Fenster herunter. Und als ich ihn schließlich vor seiner Haustür absetzte, drückte er mir die Hand und meinte: »Wenn du nochmal Urlaub hast und der Wagen ist in Reparatur, dann hole ich ihn ab. Das steht fest…«
    ***
    Was noch zu erledigen war, erledigten unsere Leute.
    Um zehn waren wir im Distriktsbüro. Kaum saß ich an meinem Tisch, als der Apparat schrillte.
    Es war der Chef. »Kommen Sie bitte zu mir ’rüber, Jerry.«
    Phil saß schon da, als ich ankam.
    Der Chef gab mir die Hand und setzte sich. »Alles klar, Jerry?«
    »Natürlich, Mister High.«
    »Gut. — In Brooklyn ist Richmont aufgetaucht…«
    »Marcel Richmont? Der Rasiermessermann?«
    »Genau der.«
    »Ist er nicht in Fullham entsprungen?«
    »Vor vier Tagen.«
    »Ist gut«, sagte ich. »Wir gehen gleich los. Hat Phil schon die Meldungen gelesen?«
    »Ja. Er ist über alles im Bilde«,

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