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0170 - Die Ratte von Harlem

0170 - Die Ratte von Harlem

Titel: 0170 - Die Ratte von Harlem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Ratte von Harlem
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weit. »Meint ihr etwa, Kid hätte…« Er blickte vor sich hin. »Nein, er ist kein Einbrecher. Aber wenn ich an das Gitter denke…«
    »Was meinen Sie?« fragte ich.
    Er blickte mich nachdenklich an. »Wissen Sie, Kid war ein kleiner Akrobat. Er krabbelte früher in der Schule zu seinem Spaß durch die Sprossen einer Leiter, durch die Hölzer im Treppengeländer und…« Er stockte plötzlich.
    »Was noch?«
    Aber , der Neger schwieg. Er blickte mit zusammengezogenen Brauen vor sich hin. Es dauerte eine ganze Weile, ehe er den Kopf hob. »Meint ihr, daß er mein Geld genommen hat —?«
    Phil klopfte dem Hünen auf die Schulter und meinte brüderlich: »Mach dir darüber mal keine Kopfschmerzen, Jonny, das werden wir schon ’rauskriegen.«
    »Wann ist er wieder gesund?« fragte ich den Arzt.
    »Wann haben Sie den Täter?« fragte er zurück. »Ich weiß es nicht. Diese Farbigen haben an und für sich eine stabile Gesundheit, obgleich sie sehr empfindlich sind. Ich nehme an, daß er in fünf bis sechs Tagen wieder aufstehen kann.«
    »Vorher auf keinen Fall?«
    Howard zog die Schultern hoch. »Ich weiß es laicht. Wenn ja, rufe ich Sie an, Jerry. Was haben Sie denn mit ihm vor?«
    »Er ist der Lockvogel. Bis jetzt hat der Täter noch alle, die er beraubt hat, aus irgendeinem dunklen Motiv heraus umgebracht. Ich vermute, daß er auch den Mann wieder aufsuchen wird.«
    Jonathan hatte unser kurzes Gespräch nicht gehört. Phil hatte ihn in eine Unterhaltung verwickelt.
    Wir verabschiedeten uns und machten uns auf den Weg ins Hauptquartier.
    Der Chef pfiff unhörbar durch die Zähne, als ich ihm die Neuigkeit überbrachte. »Dann war Ihre Nase also doch wieder mal auf der richtigen Fährte, Jerry, als Sie sich so hartnäckig hinter die alten Freunde Toms setzten.«
    »Wenn unser Dr. Howard Lincoln nicht so wach gewesen wäre, wäre trotzdem noch alles im Sande verlaufen.«
    Als ich am Nachmittag allein in meinem Office hinterm Schreibtisch saß, bedeckte ich nach alter Gewohnheit das Gesicht mit den Händen und ließ die ganze Geschichte mir nochmals durch den Kopf gehen.
    Kid Jackson also! Weshalb ausgerechnet er? Und weshalb hatten wir ausgerechnet am Ende seiner Spur so bald aufgegeben? Hatten wir das denn? Unsinn, wir hatten seine Spur genauso zäh verfolgt wie die der anderen. Er war ja in eine Industriestadt des Westens gegangen. Er war für uns deshalb gar nicht im Spiel gewesen. So konnte er ungehindert durch das nächtliche New York geistern. Ob er das wirklich nur deshalb getan hatte, um seinen Plan vorzubereiten. Vielleicht, um das perfekte Verbrechen zu begehen?
    Vier Menschen hatte er erwürgt. Und wo Rogers geblieben war, stand noch nicht fest. Sollte der Goliath Ranks tatsächlich das nächste Opfer sein? Dann würde der Mörder uns in die Falle gehen. Und diesmal sollte er kein Mauseloch zum Entschlüpfen finden.
    Ted Morrison, der Jüngling aus der Bank, hatte sicher nicht zu dem alten Kreis gehört. Wahrscheinlich hatte er Jackson durch Marva kennengelemt und war sein Helfer geworden. Vielleicht nur ein Spielzeug in der Hand des unheimlichen Zwerges. Marva Gladstone hatte den Mörder auf jeden Fall gekannt. Ob sie etwas von seinen Untaten gewußt hatte, war nicht mehr festzustellen. Höchstwahrscheinlich hatten sie alle aus ein und demselben Grund Angst vor dem Mann gehabt. Jackson war versehentlich unter das Räderwerk dieser fürchterlichen Maschine geraten. Er gehörte ja auch nicht zu dem alten Freundeskreis. Er war doch ein paar Jahre jünger, stammte aus einem anderen Viertel und hatte Marva und die anderen erst viel, viel später kennengelernt. Auch White war nur eine Randfigur gewesen.
    Dave Oakland — Himmel! daß mir das jetzt erst einfiel. Er war in Gefahr. Er gehörte zu dem alten Kreis. Weshalb sollte er ungeschoren bleiben? Oder ob er etwa mit Kid Jackson zusammenarbeitete?
    Phil steckte den Kopf in die Tür. »Na, Jerry — eine Idee?«
    »Yeah — komm, wir müssen sofort zu Oakland.«
    »Dachte ich mir.«
    ***
    Der Schwarze hatte seine Arbeitsstelle schon verlassen. Es war kurz nach Feierabend. Zu Hause war er noch nicht. Wir ließen den Wagen zwei Straßen weiter stehen und blieben in einem kleinen Café sitzen, wo wir den Eingang zu dem Haus, in dem Oakland wohnte, genau beobachten konnten.
    »Wie nun«, fragte Phil, »wenn er mit Jackson eine Firma bildet?«
    »Das überlege ich auch schon seit einer Weile.«
    »Dann verscheuchen wir nämlich mit dem Besuch bei ihm die

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