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0170 - Die Ratte von Harlem

0170 - Die Ratte von Harlem

Titel: 0170 - Die Ratte von Harlem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Ratte von Harlem
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schüttelte auch Phil kräftig die Hand. Dann brachte er uns zu dem Neger.
    Jonathan Ranks lag wie ein schwarzer Baumstamm in dem blütenweißen Bett.
    »FBI?« fragte er und rollte die Augen. »Was ist denn passiert, um Gottes willen?«
    »Nichts«, versetzte Phil, der es prächtig versteht, sich auf jeden Menschen augenblicklich einzustellen. »Wir wollen Ihnen nur zu Ihrem Geld zurückverhelfen, Jonny.«
    Der Schwarze blickte Phil fragend an. »Bist du auch ein G.-man?«
    »Darüber mach dir keine Kopfschmerzen«, meinte Phil. »Jetzt bin ich nur dafür da, dir deine Bucks zurückzuholen. Nun erzähl uns mal alles langsam und der Reihe nach.«
    Howard versicherte mir unterdessen, daß wir ruhig ein paar Minuten mit dem Mann sprechen könnten, er sei nicht schwer krank und würde voraussichtlich in wenigen Tagen wieder entlassen.
    Als Phil eine Pause machte, fragte ich Jonathan Ranks: »Sind Sie vielleicht über einen Gegenstand gestolpert?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, es war zwar noch fast dunkel, aber gestolpert bin ich über nichts. Ich bin überhaupt nicht richtig gestolpert…«
    »Sondern?« fragte Phil schnell.
    »Mehr ausgerutscht, verstehen Sie, G.-men. Regelrecht ausgerutscht.« Er lachte ein bißchen und zeigte uns ein wahres Pferdegebiß.
    »Kennen Sie Melwyn Rogers?« fragte ich plötzlich.
    Jonathan Ranks machte runde Augen. »Mel? Natürlich kenne ich ihn. Ich war jahrelang mit ihm befreundet.«
    Ich mußte mich setzen.
    Phil fragte: »Und Tom Robinson?«
    »Auch«, antwortete der Schwarze strahlend. »Er war ein lieber Kerl. Er ist ja tot.«
    »Dann kennen Sie also auch Mareweather, Kid Jackson und Dave Oakland?«
    Der Riese strahlte und rief: »Yeah — natürlich, ich kenne sie alle.«
    Ich wischte mir über die Stirn. »Hören Sie zu, Jonny, denken Sie mal genau nach. Gibt es irgend etwas, das nur ihr wußtet? Ich meine, irgend etwas, das ihr gemeinsam miteinander hattet?«
    Der Mann sah mich betreten an. »No, nichts. Wir waren früher gute Freunde.«
    »Früher!« drängte Phil. »Und seit wann habt ihr euch getrennt?«
    Der Gemüsehändler überlegte eine Weile. »Das kann ich eigentlich nicht genau sagen. Wir kamen so nach und nach auseinander.«
    »Und Sie haben nie wieder einen von den Boys gesehen?«
    »Doch, Dave Oakland…«
    Wir hielten den Atem an.
    »Wann?« fragte ich schließlich in die Stille hinein.
    Der Mann überlegte. »Vor einem halben Jahr. Ich traf ihn in Lowers Wettbüro. Wir nahmen noch zusammen einen Drink, und dann trennten wir uns wieder.«
    Phil nickte. »Sonst können Sie sich an nichts erinnern?«
    Ranks schüttelte den Kopf.
    Wir gaben ihm die Hand und wünschten ihm gute Besserung. Und gerade als ich die Tür in der Hand hatte, mußte der Jupiter am Himmel irgendeinen günstigen Aspekt zum Mars haben. Hinter mir rief die tiefe, gutturale Stimme des Negers: »Halt, ich hab’ den ändern auch nochmal gesehen…«
    »Wen?« Wir standen da wie die Zinnsoldaten und starrten den Mann an.
    Er öffnete die wulstigen Lippen und sagte: »Kid…«
    »Wann?«
    Jonathan blickte auf seine Hände. »Das ist überhaupt noch gar nicht lange her. Vielleicht einen Monat oder noch kürzer…«
    Sofort war ich wieder an seinem Bett und nahm seine riesige Pranke fest in meine beiden Hände. »Jonny. Überlegen Sie mal genau! Sie haben Kid Jackson vor einem Monat hier in New York gesehen?«
    »Yeah.«
    »Wo?«
    »Morgens, ganz früh, gegen halb sieben. Beim St. Nicholas Park.«
    Ich fühlte meinen Herzschlag bis in die Ohren.
    »Wissen Sie das genau?«
    »Aber ja.« Er blickte mich mit seinen Hundeaugen treuherzig an. »Wir haben doch miteinander gesprochen.«
    »Was habt ihr gesprochen?«
    »Das weiß ich nun wirklich nicht mehr. Nichts Besonderes. Ich gab ihm noch eine Orange und zwei Bananen vom Wagen. Dann ging er durch den Park davon.«
    »Was er tut, ich meine, was er zur Zeit arbeitet, sagte er nicht?«
    »Doch ja, ich fragte ihn. Er sagte, er sei in einer Autowerkstatt oben in der 158sten Straße.«
    Phil wollte zur Tür. Ich hielt ihn am Ärmel fest. Dann fragte ich den Neger: »Ist Kid auch so ein Riesenbursche wie Sie?«
    Er fletschte lachend die Zähne. »Kid? Wo denkenst du hin, G.-man? Kid ist nur halb so,groß. Und nicht mal das. Er ist ein halber Liliputaner. Dünn wie ein Strich.«
    »Eine Seltenheit bei einem Neger«, warf Howard ein.
    »Er ist kein Neger, Doc«, meinte Jonathan. Dann sah er mich plötzlich an. Seine Stirn kräuselte sich, und seine Augen wurden

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