0170 - Ich gegen die Riesen-Kraken
hatte mir bereits einige Male wertvolle Dienste geleistet.
Im Wohnzimmer forderte uns Sheila auf, wir sollten uns setzen. Ich nahm Platz, obwohl ich das Gefühl hatte, tausend Ameisen befänden sich in meiner Hose.
»Nun, was habt ihr mit mir zu besprechen?« fragte Sheila. »Es scheint sehr schwer für euch zu sein, die richtigen Worte zu finden.«
Ich nickte langsam. »Das ist es. Das ist es in der Tat, Sheila.« Schweren Herzens begann ich meinen Bericht. Ich wählte die Worte vorsichtig aus, um dieser wunderbaren Frau nicht noch mehr Leid zuzufügen als nötig war.
Gespannt hörte sie mir zu.
Suko unterbrach mich kein einziges Mal. Er nickte nur hin und wieder stumm.
Als ich erzählte, was mit Bill, ihrem Mann, passiert war, ging ein heftiger Ruck durch ihren Körper. Sie wurde kreidebleich, ihr Atem ging heftig, und ihre Augen füllten sich mit Tränen.
Als ich geendet hatte, blieb es für eine Weile still im Raum. Man hätte eine Stecknadel zu Boden fallen gehört.
»Tot?« flüsterte Sheila schließlich erschüttert. »Bill ist tot?«
»Es tut mir leid, Sheila.«
Sie schüttelte den Kopf. »Das kann nicht sein, John. Das darf nicht sein. Johnny und ich brauchen ihn…«
»Ich werde mich von nun an mehr als bisher um euch kümmern«, sagte ich. »Du kannst mit allen deinen Sorgen zu mir kommen. Ich werde immer für dich da sein.«
»Aber Bill ist mein Mann…«
»Den kann ich dir nicht ersetzen.« Sie schlug die Hände vors Gesicht.
»Oh, mein Gott!«
»Du musst jetzt sehr tapfer sein, Sheila.«
»Mein Gott, warum legst du mir eine so schwere Prüfung auf? Gib, dass das alles nur ein Irrtum ist. Gib, dass Bill noch lebt. Du darfst ihn mir nicht nehmen. Johnny und ich stehen ohne Halt in der Welt, wenn wir ihn nicht mehr haben. Das kannst du doch nicht wollen.« Langsam rutschten ihre Hände ab. Ihre Finger glitten über die bebenden Lippen.
»Nein, John, ich glaube nicht, dass Bill nicht mehr lebt. Ich glaube es einfach nicht.«
»Wir haben ihn vier Stunden lang gesucht, Sheila.«
»Aber ihr habt ihn nicht gefunden. Das berechtigt mich, zu hoffen.«
»Sheila…« setzte ich an.
Aber sie unterbrach mich: »Du bist doch Polizist, John. Ihr könnt keinem Verbrecher einen Mord anlasten, solange ihr die Leiche nicht vorweisen könnt. Und genauso kannst du nicht mit Sicherheit behaupten, Bill wäre tot, wenn ihr seine L…, O Gott, es ist alles so schrecklich, John. Bring mir Bill wieder.«
Ich nickte ernst. »Wenn er noch lebt, kriegst du ihn wieder, Sheila, das verspreche ich.« Ich würde alles daransetzen, um dieses Versprechen zu halten, das war ich Sheila, dem Jungen und nicht zuletzt auch unserem Freund Bill Conolly schuldig.
***
Als die Fangarme Bill Conolly packten, stieg in ihm das Grauen hoch.
Glitschig, saugend und schmatzend wanden sich die Schlangenarme um seinen Körper. Er drehte und wand sich. Er trat mit den Beinen um sich und schlug nach den Tentakeln, die sich um seine Brust gewickelt hatten.
Kraftvoll rissen sie ihn ins Wasser.
Er tauchte ein in das kalte Nass.
Die graue Brühe schlug über ihm zusammen.
Er setzte sich verzweifelt zur Wehr, doch je mehr er von dem Biest loskommen wollte, desto kräftiger drückte es zu. Es drohte ihm den Brustkorb zu zerquetschen.
Wie ein. Torpedo schoss er durch die finsteren Fluten. Zog das Ungeheuer ihn auf sein tödliches Maul zu? Bill riss die Augen weit auf.
Er wollte sehen, was passierte, aber es war kaum etwas zu erkennen.
Nur ein Wallen und Blubbern war rings um ihn, und weitere Tentakel bogen sich ihm entgegen, um ihn in Empfang zu nehmen. Ihn ekelte vor diesen kraftstrotzenden Armen, denen nicht einmal eine geweihte Silberkugel etwas anhaben konnte. Aber noch schlimmer als der Ekel war die Angst.
Der Tod stand ihm bevor.
Entweder würde ihn das Biest mit einem grausamen Biss töten, oder er würde ertrinken, denn lange konnte er ohne Sauerstoff nicht mehr leben.
Die Atemnot wurde akut.
Bill geriet in Panik.
Luft! Luft! schrie es in ihm. Aber der Krake zog ihn unerbittlich noch tiefer nach unten. Bills Gesicht verzerrte sich. Er wollte es nicht, aber er riss den Mund auf. Sofort stürzte nicht das Wasser in seinen Hals, und er rechnete damit, dass es ihn umbringen würde.
Bilder aus seinem Leben flirrten an ihm vorbei. Er befand sich bereits auf der Schwelle zwischen Wachsein und Bewusstlosigkeit. Noch sah er Gesichter. Sheila, Johnny, John Sinclair, Suko, Jane Collins, Shao…
Und dann wurde ihm schwarz vor den
Weitere Kostenlose Bücher