0172 - Ghouls in der U-Bahn
werden.
Schließlich landete sie doch am Boden, schrie aber auf und verzog in jähem Schmerz ihr Gesicht, dessen Ausdruck Cleo durch das aus dem Zug fallende Licht genau sah.
»Was ist?« rief sie.
»Mein Knöchel.«
»Verstaucht?«
»Vielleicht.«
»Warte, ich komme.«
Ellen nickte, und sah zu, wie ihre Freundin sich durch das schmale Fenster wand. Sie stellte sich geschickter an, stieß sich ab und landete neben Cleo auf dem Schotter.
Passiert war ihr nichts.
Cleo reichte ihr die Hand. »Los, hoch, wir müssen weg, Mädchen.«
Ellen ergriff die Finger. »Und wohin?«
»Shit, raus aus dem Tunnel.«
Ellen nickte und kam auf die Beine. Als sie auftrat, zuckte sie zusammen. Ein Blitz schien von unten nach oben durch ihr linkes Bein zu fahren.
»Es geht nicht, Cleo.«
»Das muß aber!« schrie die Farbige.
Schmerzverzerrt war das Gesicht der blonden Fixerin. »Ich kann aber nicht!« schrie sie. Sie wollte was hinzufügen, einen Fluch, ein Schimpfwort, doch als sie Cleo anschaute, erstickte ihr das Wort in der Kehle.
Die Farbige schaute am Wagen hoch. Angst veränderte die Farbe ihrer Haut. Dann ließ sie Ellens Hand los, zuckte zurück, preßte beide Hände gegen die Wangen und schrie.
Ellen wußte den Grund nicht, sie bekam ihn noch im gleichen Augenblick zu spüren.
Der Ghoul sprang vom Wagendach auf sie nieder.
Wie ein großes Tuch wirkte die schleimige Masse, die sich über das entsetzte Mädchen stülpte. Ellen spürte sie überall, wurde zu Boden gerissen und merkte das Brennen auf ihrer Haut. Ihre Beine schauten aus dem puddingartigen Wesen hervor, die Hacken hämmerten im wilden Stakkato auf den Schotter.
Cleo stand da wie angenagelt und konnte nur zuschauen. Sie begriff nur, daß etwas Ungeheuerliches geschah und mußte weiterhin mit ansehen, wie der Ghoul zu einer fieberhaften Aktivität erwachte.
Er zog sein Opfer unter den Wagen.
Ellen wurde dabei über den harten Schotter geschleift, ihr Körper vollführte einen regelrechten Sprung, als die Schiene überwunden wurde und kam schließlich zwischen den Gleisen zur Ruhe.
So weit es ging, richtete sich der Ghoul auf. Das sah Cleo nicht mehr und auch nicht die scharfen Zähne, die aus dem Maul lugten, als der Dämon teuflisch grinste.
Weiter hinten splitterten Fensterscheiben, Menschen kletterten aus den Wagen oder streckten ihre Köpfe durch die Öffnungen.
Mit wenigen Schritten hatte ich Cleo erreicht. Sofort roch ich die Nähe des Ghouls, obwohl ich selbst noch nach Moder stank.
»Was ist geschehen?« brüllte ich. Sie gab keine Antwort.
Da schlug ich ihr ins Gesicht.
Der Schlag brannte noch auf meiner Handfläche, als das Schreien verstummte Ich packte Cleo an den Schultern und schüttelte sie durch.
»Was ist geschehen?«
Tränen rannen über ihr Gesicht und zogen nasse Streifen. Sie streckte den Arm aus. »Unter dem Wagen…«
Das reichte.
Sofort lag ich flach, auch Suko machte es mir nach.
Wir sahen den Ghoul und das Mädchen. Es war die blonde junge Fixerin, die mich ausgeschimpft hatte.
Lebte sie noch?
Wir konnten es nicht erkennen, weil der Ghoul einen Großteil ihres Körpers abdeckte. Deshalb zögerten wir auch, von unseren Schußwaffen Gebrauch zu machen.
Aber es gab eine andere Lösung - mein Kreuz!
Blitzschnell streifte ich die Kette über den Kopf und schleuderte das geweihte Kruzifix in die weiche Masse des mordgierigen Ghouls.
Nicht einmal ein Schrei erfolgte. Blitzschnell ging die Reaktion vor sich.
Als hätte jemand einen Stein in die dickliche Masse geworfen, so platzte sie nach allen Seiten weg. Klumpen klatschten unten gegen den Wagen und lösten sich auf, kaum daß sie mit den Teilen in Berührung gekommen waren.
Ein widerlich stinkender Qualm breitete sich aus, der Übelkeit in unseren Mägen erzeugte. Gelbgrün kroch er unter dem Wagen her. Der Ghoul existierte nicht mehr.
Wir hatten ihn vernichtet.
Ich kroch zu dem blonden Mädchen hin. Es lebte, und mir fiel ein Stein vom Herzen. Ellen hatte den Kopf in die angewinkelten Arme gelegt. Sie weinte. Ich steckte das Kreuz weg und schaffte dann das Girl unter dem Wagen weg.
Suko stand neben mir.
Er nickte und lächelte dann.
Ich lächelte zurück.
Die Gefahr war gebannt!
***
Es wurde noch einmal hektisch, als die Ärzte und das Hilfspersonal eintrafen. Sofort kümmerte man sich um die Verletzten, während gewaltige Standscheinwerfer die Tunnelröhre mit ihrem gleißenden Licht erhellten.
Bahnbeamte führten die Fahrgäste aus dem Tunnel Kaum
Weitere Kostenlose Bücher