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0172 - Saat der Vampire

0172 - Saat der Vampire

Titel: 0172 - Saat der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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schüttelte den Kopf. »Wünsche es dir nicht, denn es gibt Dinge, dich ich vergessen möchte, die mir aber dennoch seit Jahrtausenden nachschleichen…«
    »Und warum hast du mich so dringend angefordert?« fragte Zamorra jetzt. Gryf begann, seine Pfeife wieder neu zu stopfen, obwohl das Holz noch nicht wieder erkaltet war. »Es ist ein ehernes Gesetz der Magie«, sagte er, »daß Wesen, die aus der jenseitigen Welt zurückkehren, mit erheblich größerer magischer Kraft ausgestattet sind, als sie es zu Lebzeiten jemals waren. Sirona Llayn schlug eine Armee der Normannen in die Flucht, und Rhon ap Dyfed konnte sie nur besiegen, weil es heller Tag war. Jetzt aber wird die Hexe noch weitaus stärker sein als damals, und ich glaube kaum, daß ich allein mit ihr fertig werde. Deshalb, Zamorra, brauche ich dich.«
    Der Professor nickte. »Gut, Gryf. Dann laß uns auf die Hexe warten. Die Dunkelheit wird schon bald hereinbrechen, es kann nicht mehr lange dauern…«
    ***
    Zu Mister Tides Überraschung hatte es sich herausgestellt, daß der Exorzist, von dem er anfänglich nicht mehr als die Rufnummer gekannt hatte, ganz in seiner Nähe wohnte. Am Rand von Port Dinorvic lebte der Mann, der Tides Ruf sofort gefolgt war und jetzt vor der Tür des Dicken stand.
    Exorzisten hatte es nicht nur im Mittelalter gegeben. Es gab sie auch heute noch, jene Menschen, die gegen Bezahlung Teufels- und Dämonenaustreibungen Vornahmen. Menschen wie dieser Mister Cornelius, der jetzt draußen in der Dämmerung stand.
    Tide musterte ihn eingehend. »Ich bin Cornelius«, sagte der Exorzist. Er war hochgewachsen, hager und hakennasig. Schmal war das Gesicht mit den scharf hervortretenden Wangenknochen und den tiefliegenden, stechenden Augen. Er trug einen wadenlangen, dunklen Mantel mit hochgestelltem Kragen und hatte eine Art Schlapphut tief heruntergezogen. Er sah aus wie eine Mörderfigur aus Wilhelm Buschs gesammelten Werken.
    »Bitte, treten Sie ein«, sagte Tide nervös. Er hatte sich den Exorzisten anders vorgestellt. Das Aussehen des Mannes wirkte bedrückend.
    Cornelius folgte der Aufforderung. Als er den Schlapphut abnahm, sah Tide, daß er kahlköpfig war. Die Brauen dagegen waren äußerst buschig ausgeprägt und berührten sich über der Nasenwurzel fast. Tiefe Falten zogen sich durch das schmale, blasse Gesicht des Mannes, der sich jetzt umständlich aus seinem dunklen Mantel schälte. Darunter trug er eine schwarze Cordhose und einen dunkelgrauen Rollragenpullover, auf dem vor seiner Brust ein silbernes Kreuz baumelte.
    »Mister Cornelius…«
    »Nur einfach Cornelius. Lassen Sie den ›Mister‹ weg«, verlangte der Teufelsaustreiber. »Sie benötigen meine bescheidene Hilfe?«
    Rauh und kratzend war seine Stimme. Mit storchenähnlichen Bewegungen folgte er dem Fabrikbesitzer in das Wohnzimmer und nahm vorsichtig in einem der Sessel Platz. »Was darf ich Ihnen anbieten, Cornelius?« fragte Tide. »Whisky, Cognac, Bier…«
    »Keinen Alkohol.« Abwehrend hob sich eine spinnenfingrige, blasse Hand. »Alkohol ist Gift für die Seele. Mit Fruchtsaft bin ich zufrieden.«
    Tide bemühte sich, dem Wunsch seines eigenartigen Gastes zu entsprechen, dann ließ er sich ihm gegenüber nieder. Die stechenden Augen des Exorzisten erwiderten den prüfenden Blick, und erstaunt erkannte Tide, daß er nicht in der Lage war, die Augenfarbe des anderen zu erkennen.
    »Erzählen Sie mir Ihr Problem, Sir«, forderte Cornelius. Tide beobachtete verwirrt, wie die Spinnenfinger das Glas mit dem Orangensaft umspannten, als wollen sie es zerbrechen. Der Teufelsaustreiber verunsicherte ihn.
    Tide begann, sein Problem dem Fremden darzulegen.
    »Sie glauben also«, sagte Cornelius anschließend, »daß dieser Mister Llymgullough vom Teufel besessen ist und Sie unter einen Bann gelegt hat?«
    Tide nickte eifrig.
    »Das glaube ich auch«, sagte Cornelius kratzend, und in seinen Augen funkelte es eigentümlich.
    »Ich werde Ihnen helfen«, sagte er. »Aber das - nun, wie soll ich es ausdrücken? Ich bin kein Angestellter des Sozialamtes, und auch die Kirche will meine helfende Tätigkeit nicht anerkennen. Deshalb sehe ich mich gezwungen, eine, hm, sagen wir Gebühr zu erheben.«
    »Wieviel?« fragte Tide schnell. Die geschraubte Art des anderen begann ihn nervös zu machen.
    »Oh, Sie sind sehr direkt, Sir«, erwiderte der Hagere. »Nun, das Honorar richtet sich nach dem Schwierigkeitsgrad. Eine normale Teufelsaustreibung kostet tausend Pfund, und ich arbeite

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