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0174 - Der Teufelsdiener

0174 - Der Teufelsdiener

Titel: 0174 - Der Teufelsdiener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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beträchtlichem Abstand hinter ihnen getragen wurde, dazwischen der blaue Morris Mini mit dem riesigen Rundumlicht, das fast größer wirkte als der Wagen selbst.
    »Er hält sich tapfer«, brummte Zamorra. »Immerhin - das Schlimmste ist geschafft, der Start. Jetzt handelt es sich nur noch um die Kleinigkeit von rund hundertfünfundzwanzig Kilometern. Ich bin gespannt, wie es morgen um diese Zeit aussieht.«
    »Sie werden hecheln und mit hängender Zunge einhertraben«, prophezeite Michaela Müller, der Fahrer. Im Moment hatte er fast nur mit Lenkbewegungen zu tun; um die Kupplung des Wagens zu schonen, war das Standgas hochgedreht worden. Gang rein, Füße vom Pedal, und der Wagen lief im Schrittempo fast von allein. Dennoch graute Müller bereits vor der Strecke. Sie würden sich wohl abwechseln müssen, aber hundertdreißig Kilometer im Schrittempo waren auch erheblicher Streß.
    »Vielleicht werden sie aber auch kriechen und die Sänfte auf Rollen am Seil hinter sich herziehen«, vermutete Zamorra. Er hatte sich ein paar Tage freigemacht, weil er dieses Spektakulum unbedingt miterleben wollte. Rolf Michael hatte ihn eingeladen, und weil es keine andere Möglichkeit mehr gab, den Parapsychologen unterzubringen, hatte man ihn kurzerhand für den Lautsprecherwagen rekrutiert. »Warum wollt ihr euch die ganze Zeit über allein in Kassel herumtreiben, während unsere ganze Clique ständig im Einsatz ist?«
    Nicole Duval, Zamorras Begleiterin, hatte dennoch verzichtet. Mit weiblicher Logik hatte sie sofort erkannt, daß die Tour auch für das »nichtlaufende« Personal eine Strapaze werden könnte. »Ich finde schon eine Möglichkeit, mich zu amüsieren«, hatte sie behauptet und sich von dem direkten Einsatz an der Strecke distanziert.
    »Dein Wille ist dein Himmelreich«, hatte Zamorra gemurmelt. »Ich werde nicht darauf verzichten, die ganze Zeit über dabeizusein.«
    Jetzt war er dabei und saß im Heck des zitronengelben Lautsprecherwagens, der ursprünglich vom Volkswagenwerk für die Bundespost gebaut und dort als Paketfahrzeug eingesetzt worden war - jenes automobile Unikum, das eine Mischung zwischen VW- Variant und VW-Transporter darstellt. Der jetzige Besitzer, eine politische Parteiorganisation, hatte den Wagen jetzt für das Sänftetragen zur Verfügung gestellt. »Aber seid vorsichtig mit dem Ding, den nächsten Wahlkampf muß es noch erleben«, hatte man gewarnt.
    »Ungemütlich«, knurrte Zamorra und suchte erneut nach einer anderen Sitzposition, um seinen anatomischen Südpol nicht einschlafen zu lassen.
    »Rede kein Blech da hinten«, erwiderte Michael Müller ungerührt. »Fahr mal ein paar Kilometer, dann weißt du, was ungemütlich ist. Die Pedale sind so komisch angebracht, daß du aufstehen mußt, wenn du das Kupplungspedal niedertreten willst, und schlapp ist das Ding auch noch…«
    »Wir werden es schieben müssen, wenn wir im Ziel einlaufen«, brummte Zamorra. Er beugte sich vor, um die aufwendige Instrumentierung des Wagens zu bewundern. Sie fing bei Lenkrad und Zündschloß - letzteres beileibe nicht am Lenkrad, sondern am »Armaturenbrett« - an und hörte beim Tachometer mit Kilometerzähler auf. Dazwischen befand sich nichts. Nur nacktes Blech. Der Bremsflüssigkeitsbehälter hatte ein ruhiges Plätzchen neben dem Gaspedal gefunden, darunter der Hand-Hebel zum Umschalten auf Reserve, falls der Tankinhalt sich seinem Ende zuneigen sollte. Eine Tankanzeige gab es selbstverständlich nicht.
    »Wieviel Literchen passen denn in den Tank hinein?« fragte Zamorra. Rolf Michael stieß ein trockenes Husten aus. »Bei Crom, frag mal was Einfacheres. Ich schätze, zwischen fünfzehn und dreißig Liter.«
    »Dann sollten wir vielleicht gegen Abend mal wieder nachtanken«, empfahl der Professor. »Ich schätze, daß der Wagen bei dieser Fahrweise so seine fünfundzwanzig bis dreißig Liter auf hundert Kilometer durchzieht…«
    »Wenn nicht noch mehr«, unkte Rolf.
    Er schaltete wieder um und leierte seinen Spruch herunter, um die Anwohner der Straße, die sie gerade durchfuhren, aus den Häusern zu locken und an die Spendenbüchsen der Mädchen, die ständig ausschwärmten wie Bienen auf Honigsuche.
    Zamorra rutschte wieder auf der Pritsche herum. Château Montagne, sein Schloß im schönen Loire-Tal, bot doch mehr Komfort als dieses Fahrzeug, das er feierlich auf den Namen »Zitronenkiste« getauft hatte. Was das Fahren anging, sehnte er sich in die Gemütlichkeit seines Opel Senator zurück, bloß

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