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0174 - Der Teufelsdiener

0174 - Der Teufelsdiener

Titel: 0174 - Der Teufelsdiener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Thomasius mit einer Hand hoch wie ein Fliegengewicht und warf sich den bewußtlosen Magier einfach über die Schulter. Mit dem Gemüt eines Fleischerhundes bewegte er sich dann wieder neben der Sänfte her, hin und wieder die Peitsche schwingend, während die drei anderen Träger schwitzend ihre Last die letzte Strecke beförderten.
    Daß Thomasius seit diesem Vorfall ein Todeskandidat war, berührte den Riesen kaum. Der Dicke in der Sänfte aber rieb sich jetzt bereits die Hände, weil er wußte, Thomasius überlistet zu haben.
    ***
    Es war im Grunde eine Kateridee gewesen.
    Hans Klipp, blondhaariger Läufer der TGW, war privat gewissermaßen der Chef einer Gruppe von Personen, die sich in einem Fantasy-Club zusammengefunden hatten. Fantasy, die Literatur, die sich mit den Abenteuern schwertschwingender Helden und deren aufregend schönen Gefährtinnen in einer Welt, wie sie vor Jahrtausenden einmal hätte sein können oder vielleicht in einer Million Jahre sein würde, befaßte und die Leser in farbenprächtige Fantasiewelten entführte, in der die Helden noch Helden sein konnten und von denen man träumen konnte - diese Art von Literatur hatte jene in ihren Bann gezogen, die sich zu einer Art Fanclub zusammengeschlossen hatten. Der »Science-Fiction- und Fantasy Club Kassel« war zwar zahlenmäßig schwach besetzt, aber seine Mitglieder sprühten förmlich von mehr oder weniger skurrilen Ideen. Und weil ihr »Herrscher« sich dem Laufen als Sportart verschrieben hatte und jede freie Minute zum Trainieren oder Erringen von Urkunden und Medaillen ausnutzte, war sein »Vize« Rolf Michael auf die Idee gekommen, die in diesem Moment realisiert wurde.
    »Wie wäre es eigentlich, wenn du mal mit einer Sänfte am Start erscheinen würdest?« hatte er scherzhaft vorgeschlagen. »Das wäre der Clou: die anderen Läufer stinknormal, und du in einer Sänfte, und dann mit der Peitsche auf die Sklaven, wenn sie nicht spuren…«
    Damals war allgemeines Gelächter die Antwort gewesen. Aber irgendwie hatte die Idee dann Gestalt angenommen, und seit einiger Zeit lief dann tatsächlich die Planung.
    Die Läufer der TGW waren ohnehin berüchtigt für ihre Einfälle. Im vergangenen Jahr hatten sie einen ähnlich skurrilen Weltrekord aufgestellt und waren die unzähligen Treppen, die zum Herkules-Denkmal hinaufführten, auf und ab gewetzt - rund um die Uhr. Das ganze Spektakulum war dabei zugunsten einer karitativen Organisation abgezogen worden, wie auch diesmal beim Weltrekord im Sänfte tragen. Nach jenem Weltrekord im Treppenlaufen, der von Funk und Fernsehen auszugsweise übertragen worden war, hatte es dann die Stadtverwaltung leichter gehabt, die neuerliche »Narretei« zu akzeptieren, und Rolf Michael, Beamter in der Verwaltung, hatte ein wenig die Trommel gerührt und seine Aktivitäten entfesselt, um der Aktion auf die Sprünge zu helfen. So war dann mit städtischer Unterstützung die Sänfte konstruiert und die Werbetrommel gerührt worden. Presse und Rundfunk brachten die ersten Notizen, während die Läufer selbst fleißig trainierten. Die erste Sänfte war eine Fehlkonstruktion; sie sah zwar unheimlich aufregend aus, war aber zu schwer.
    »Schön«, hatte Hans gemurmelt. »Nehmen wir das Ding als Dekoration und tragen lieber eine Leichtbau- Sänfte.«
    Die wurde rechtzeitig fertig. Während die erste Sänfte noch einen perfekten Sessel besaß, in welchem tatsächlich jemand hätte transportiert werden können, hatte man bei der zweiten, wesentlich leichteren Ausführung zu einem anderen werbewirksamen Mittel gegriffen. Irgend jemandem war in den Sinn gekommen, daß im kommenden Jahr die Bundesgartenschau in Kassel stattfinden würde, und so wurde das Maskottchen in die Sänfte gesetzt - eine niedliche »Dornröschen«-Puppe, im internen Sprachgebrauch der Organisatoren »Zornröschen« genannt. Ein Kurs wurde geplant und abgesteckt, wieder verworfen und geändert, bis er schließlich kurz vor dem Starttermin mit polizeilicher Genehmigung endgültig feststand. Eine Strecke von rund hundertdreißig Kilometern durch Kassel, um Kassel und mit einem Abstecher nach Hannoversch Münden. Etwa fünfundzwanzig Stunden hatte man angesetzt, ein durchaus realistischer Wert, der dennoch den Läufern das Äußerste an Leistung abverlangen würde. Vier Läufer an der Sänfte, zwei im Versorgungswagen des Samariter-Bundes; der Wechsel erfolgte stündlich, so daß es für jeden Sänfteträger nach zwei Stunden Streß eine Stunde

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