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0177 - Melinas Mordgespenster

0177 - Melinas Mordgespenster

Titel: 0177 - Melinas Mordgespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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auch die kleine Stadt unter ihrem finsteren Mantel begraben lag. In den Häusern brannte das Licht, fast jeglicher Lärm, wie er sonst um diese Zeit auf den Straßen noch zu hören war, versandete.
    Eine seltsame Stille hielt den Ort umfangen.
    Dreimal hatte der Killer zugeschlagen, und die Menschen fragten sich, wer als nächster an die Reihe kam? Jeder hatte Angst, niemand ging mehr auf die Straße. Die Fahrzeuge standen in den Garagen oder Schuppen, nur zwei Streifenwagen fuhren auf und ab.
    Sie interessierten Mutter und Tochter nicht. Die beiden konnten schnell ausweichen.
    Melina hatte es eilig. Sie lief hastig über den schmalen Weg, und es störte sie auch nicht, daß die Zweige der nahe wachsenden Büsche gegen ihren Körper hieben, sich manchmal festhakten und nur durch Zerren gelöst werden konnte.
    Sie wollte so schnell wie möglich an ihr Ziel gelangen.
    Melinas Mordgespenster! dachte ihre Mutter. Sie waren zu einer Realität geworden. Zuvor hatte sie nur davon gesprochen, immer wenn sie von Edna besucht worden war, hatte sie in ihrer Zelle gesessen und über die Morde geredet.
    Flüsternd, aber mit einer nicht zu überhörenden Schärfe in der Stimme.
    Noch jetzt klang sie in Ednas Ohren nach.
    »Mordgespenster, Mummy. Mordgespenster. Ich rufe sie. Sie holen die anderen. Mordgespenster, sie kommen, Mummy, sie kommen…«
    Schrecklich hatten ihre Augen ausgesehen. Erfüllt von einem unheilvollen düsteren Feuer, das tief in den Schächten der Pupillen aufglomm und weiter getragen wurde, um direkt zu brennen.
    Zuerst hatte sich Edna dagegen gewehrt, doch dann stimmte sie zu.
    Ja, Melina sollte das tun, wovon sie immer nur träumte oder zu feige war.
    Jetzt waren die Mordgespenster frei. Dreimal schon hatten sie zugeschlagen.
    Ein viertes Mal sollte folgen!
    Diesmal eine Frau. Auch die war damals dabei gewesen, und wie Edna ihre Tochter kannte, würde es der ein großes Vergnügen bereiten, Mary Sinclair vom Tod ihres Sohnes zu berichten.
    Endlich bekamen sie das, was ihnen zustand. Zu arrogant waren sie gewesen, obwohl sie immer nett und freundlich taten, aber das war nur Tünche. Tatsächlich dachten sie anders über die Carringtons, wie auch die übrigen Einwohner in der kleinen Stadt.
    Dafür sollte sie sterben.
    Vor allen Dingen die Frau.
    Das Rauschen wurde lauter. In der Nähe floß der Bach vorbei. Seine Quelle befand sich irgendwo in den Hügel. Auf dem Weg ins Tal füllte er sich immer mehr auf und schäumte dann über die Steine seines Bachbetts hinweg.
    Wie oft hatte Melina hier am Bach gesessen, direkt neben dem Friedhof. Sie hielt stumme Zwiesprache mit den Toten, denn sie waren ihre besten Freunde.
    Vor allen Dingen hatte sie das Grab des Vaters besucht. Dort befand sich auch ihr Versteck, und von ihrem grausamen Geheimnis wußte nur die Mutter.
    Sie selbst war nicht dabei gewesen, als sie sich den Sarg geholt hatte, um eine Leiche darin zu verstecken. Ja, Melina wußte genau, was sie wollte, und Iris, die Schwester, ahnte von nichts. Sie wußte nicht einmal, daß sich Melina im Haus aufhielt. Tagsüber lebte das Mord-Mädchen im Keller, und nachts, wenn Iris durch das heimliche Zugeben von Schlaftabletten ins Essen fest schlief, dann kam sie hervor und unternahm ihre Streifzüge.
    Der Weg wurde besser. Er führte leicht bergan. Das vor seiner Mutter laufende Mädchen änderte sein Tempo nicht. Eine unbändige Kraft trieb sie voran. Kaum zu glauben, daß sie in ihrem Körper steckte.
    Noch eine Kurve, dann konnte man das Haus der Sinclairs bereits erkennen.
    Melina war stehengeblieben. Ihre Gestalt verschwamm in der Dunkelheit. Sie hob den Arm und deutete auf das Haus. »Es brennt Licht«, flüsterte sie.
    »Die Sinclairs sind da«, sagte ihre Mutter.
    Melina kicherte hohl. »Und sie ahnen nicht, was ihnen alles bevorsteht.«
    »Nein, mein Kind, das nicht.«
    »Wir sollten den normalen Weg nehmen, denn sie werden denken, ich wäre Iris.«
    Edna nickte. Sie war voll und ganz mit dem Vorschlag einverstanden.
    Ihre Hand verschwand in der rechten Tasche des Anoraks, den sie sich kurz vor dem Verlassen des Hauses noch übergeworfen hatte. Fünf Finger umspannten den Griff der Armeepistole. Das Magazin war mit Kugeln gefüllt - nichts konnte mehr schiefgehen. Die Frau war dem Tod geweiht, aber sie sollte nicht im Haus sterben, für sie hatte sich Melina einen besonderen Ort ausgesucht.
    Sie erreichten den Platz vor dem Haus. Dort stand der Bentley aus London. Die Scheiben waren noch zersplittert,

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