0177 - Melinas Mordgespenster
töten. Sie und noch einen.«
»Gut, gehen wir.« Die Frau nickte. »Iris wird sich irgendwo verkrochen haben. Wir sind ja bald wieder zurück.« Dann trat sie an den Schrank und zog eine Schublade auf. Darin lag eine alte Pistole. Ihr Mann hatte sie mal im Wald gefunden. Die Waffe stammte noch aus dem letzten Krieg, war aber sehr gepflegt.
Edna steckte sie ein. »Jetzt geht es mir besser«, sagte sie. Zusammen mit ihrer Tochter verließ sie das Haus.
Zwei Menschen, die die folgende Nacht zu einer blutigen machen wollten…
***
Ob es ein Glück war, daß ich nicht bewußtlos wurde, das würde sich erst später herausstellen.
Jeder Mensch besitzt einen Willen, meiner war ebenfalls vorhanden und im Laufe der Jahre ungemein gestärkt worden. Ich kämpfte wie wahnsinnig gegen die verfluchte Bewußtlosigkeit an, wollte nicht, daß mich die langen Schatten der Ohnmacht hineinrissen in den tiefen Schacht des Todes.
Ich mobilisierte meine Kräfte. Vielleicht wäre es leichter gewesen, wenn ich hätte Luft holen können, doch wenn ich den Mund aufriß, würde ich elendig ersticken.
Manchmal hatte ich das Gefühl, in der endlosen Leere zwischen den Dimensionen zu treiben. Dabei war ich immer nur für wenige Sekunden weggetreten, drängten die Schatten der Bewußtlosigkeit stärker vor und versuchten gleichzeitig, meinen eigenen Willen zurückzuschieben.
Nicht aufgeben!
Dieser Befehl hämmerte ebenso stark hinter meiner Stirn wie das Blut, das in den Adern rauschte. Noch lebte ich, und ich wollte, verdammt noch mal, nicht sterben.
Ich trieb wieder hoch. Dabei half ich ein wenig mit, indem ich Wasser trat. Mit dem Kopf stieß ich gegen etwas Hartes. Das mußte die Platte gewesen sein, die Edna Carrington auf die Öffnung des Sickerschachts gelegt hatte.
Wieder wurde ich unter Wasser gepreßt.
Abermals drückte ich mich hoch, stieß erneut gegen die Platte, diesmal jedoch nicht so fest, und plötzlich merkte ich, daß ich Luft bekam.
Eine Täuschung?
Nein Freunde, keine Täuschung. Zwischen der Platte und dem Wasserspiegel befand sich ein mit Luft gefüllter Raum. Er besaß die Ausmaße des Sickerschachts, und in diesem Zwischenraum befand sich soviel Platz, daß ich durch die Nase atmen konnte, denn der Wasserspiegel begann erst in Höhe meiner Unterlippe.
Zufall? Fügung? Ich hatte keine Ahnung, versuchte erst einmal, das beste aus meiner Lage zu machen, wobei ich vorsichtig durch die Nase atmete.
Ich hielt mich in dieser Lage, trat Wasser und bewegte die Beine nur so wenig wie möglich, damit keine großen Wellen entstanden, die über meinen Kopf schwappten.
Es war stockfinster. Ich sah nicht, wann kleine Wellen auf mich zuliefen, und als sie dann über mein Gesicht leckten, hatte ich zum Glück die Luft angehalten.
Ich wartete einen Moment, bis die Wellen sich wieder verlaufen hatten und atmete durch.
Ein paar Wassertropfen drangen in meine Nase, ich schluckte sie runter.
Noch immer schmerzte mein Schädel, doch der Schlag hatte meinen Denkapparat nicht ausgeschaltet. Ich konnte wieder klare Gedanken fassen und überlegte, wie ich aus diesem verdammten Gefängnis herauskam.
Über mir befand sich die Eisenplatte. Das war der Grundgedanke, von dem ich ausgehen mußte. Ich zog die Beine an und legte mich dabei vorsichtig auf den Rücken, damit ich mit dem Gesicht auf der Wasserfläche lag, und öffnete den Mund, um etwas mehr Luft zu schnappen, was mir unwahrscheinlich gut tat.
Die quadratische Luke war nicht so breit und lang wie ich. Ich mußte die Beine anziehen, damit ich mich an den Seiten mit Füßen und Schultern festklemmen konnte.
Das ging einigermaßen.
Dann hob ich die Hände.
Sie fanden unter der Platte Platz, und ich drückte dagegen. Es war eine ungewohnte Lage für mich, deshalb konnte ich meine Kräfte nicht voll entfalten.
Es wurde ein verzweifeltes Bemühen. Zwar bewegte sich die Platte ein wenig, doch hochstemmen konnte ich sie nicht. Dazu war sie einfach zu schwer.
Plötzlich kam es mir zu Bewußtsein, daß es vielleicht gar nicht so ein Glück gewesen war, diesen Zwischenraum zu finden. Denn wie es aussah, würde sich die wenige Luft schnell verbrauchen und im Jenseits konnte man sich die Hände reiben, denn bald hatten sie einen Gast mehr…
***
Sie gingen zu Fuß.
Und sie nahmen Schleichwege, damit ihnen niemand in die Quere kam.
Mutter und Tochter, ein gefährliches Mörderpaar, waren unterwegs, um einen vierten Mord zu begehen.
Die Dunkelheit war in das Tal gefallen, wo
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