0178 - Die Todeskandidaten von Akon
zwei anderen Leuten zusammen, die ebenfalls den Tod verdient haben. Ihre Aussicht, von dieser Reise zurückzukehren, ist nicht viel größer als die, den Sturz in den Schacht zu überstehen. Nehmen wir die Wahrscheinlichkeit, daß Sie bei dem Sturz in den Schacht ums Leben kommen, als eins an, dann ist Ihre Chance im anderen Fall etwa null-Komma neun neun neun neun..."
„Das ist mir gleich!"
schrie Ak. „Ich will raus!" Die Stimme zögerte eine Weile.
„Angenommen", antwortete sie dann. „Verlassen Sie den Schacht. Man wird Sie einweisen."
*
Sie erklärten ihm überhaupt nichts. Sie nahmen ihn in die Mitte, vier schwerbewaffnete Polizisten, und verfrachteten ihn in einen gelblackierten Gleiter. Der Gleiter benutzte die Sonderbahn der Funkleitstraße und legte die Entfernung von der Strafanstalt bis zum Raumhafen, zu der ein Privatfahrzeug wenigstens einen halben Hauptteil gebraucht hätte, in einem Zehntelteil zurück.
Ohne jegliche Kontrolle schoß der Wagen durch eine Öffnung der Pfortenpositronik hindurch auf das Start- und Landefeld hinaus. Ak hatte nie gewußt, wie groß der Hafen eigentlich war. Jetzt bekam er ihn zu sehen. Der gelbe Gleiter brauchte mehr als einen Hauptteil, um das andere Ende zu erreichen. Dort stand einsam und verlassen ein Gigant von einem Raumschiff. Wie alle Konstruktionen der neuen Flotte war es eine stark abgeplattete Kugel. Es ragte wenigstens achthundert Längen weit in den Himmel, und das war mehr, als man selbst vom höchsten Turm auf diesem Planeten sagen konnte.
Die Polizisten machten mit Ak weiter keine Umstände. Sie ließen ihn aussteigen und trieben ihn ein schräges Antigravfeld hinauf, das im unteren Drittel der Schiffshöhe in ein offenes Schleusenluk mündete. Mit seiner Eskorte marschierte Ak eine Zeitlang durch menschenleere Gänge, glitt auf leise summenden Rollbändern entlang und fuhr mit sieben oder acht Etagenaufzügen. Dann wurde vor einer Tür, die sich von den anderen des gleichen Ganges in nichts unterschied, haltgemacht. Die Tür rollte auf, Ak bekam einen derben Stoß und stolperte in den Raum hinter der Tür hinein. Das Gelaß war leicht zu überblicken. An der rechten Seitenwand stand ein dreistöckiges Bett. Es maß rund zweieinhalb Längen und füllte damit die Wand fugenlos aus. In der Mitte des Raumes stand ein Automattisch mit drei Stühlen. Die Tischplatte war kreisrund, und jemand hatte sich die Mühe gemacht, die Stühle in gleichen Abständen voneinander aufzubauen. Links in der Wand gab es eine Tür, die vermutlich zum Waschraum und anderen sanitären Einrichtungen führte. Von der Decke herab strahlte grell eine Gasröhre. In der Wand gegenüber der Tür hing ein quadratischer Bildschirm, wahrscheinlich Ausblick und Sichtsprech zugleich. Der Boden war glatt und kahl. Wände und Decke übrigens auch. Der Eindruck der Gefängniszelle war vollkommen.
Ja - und da waren noch zwei Leute. Sie standen hinter dem Tisch, ein Mann und eine Frau. Sie erwiderten seinen Blick ohne Scheu, fast ein bißchen zu dreist, wie es Ak erschien.
Er musterte den Mann. Der war leichter zu klassifizieren.
Schwarz-händler oder sonst irgendein Schieber. Verschlagen.
Niedrige Stirn und unsympathischer Blick. Nicht allzu groß, aber kräftig und stiernackig.
„Ich bin Kerim Chmal", sagte der Stiernackige. „Delikt: Schwarzhandel mit verbotener Ware Klasse eins. Nicht besonders achtenswert. Aber mit dir in einem Boot. Komm dir ja nicht besser vor, verstanden?" Ak zog die Brauen in die Höhe. Dann wandte er sich der Frau zu. „Und Sie?" fragte er. „Adan, das genügt. Delikt: Rauschgiftvertrieb."
„Das meine ich nicht. Was halten Sie von Kerims Begrüßung?" Sie zuckte mit den Schultern.
„Bin seiner Ansicht. Bilden Sie sich nur nichts ein - bloß weil Sie Wissenschaftler sind." Ak sah sich kurz um. Die Tür hinter ihm hatte sich längst geschlossen. Die Polizisten waren draußen geblieben. Er trat an dem Tisch vorbei. „Na schön", sagte er. „Ich bin Ak-Ther Chaan, Wissenschaftler des zweiten Grades. Delikt: Dekadente Ideologie, wie Sie es nennen. Und wißt ihr was?" Er trat einen Schritt näher auf Kerim zu. „Ich komme mir trotzdem besser vor als ihr beide." Er holte aus und schmetterte Kerim die Faust gegen das Kinn. Kerim hob sich ein Stück weit vom Fußboden und stürzte nach hintenüber. Ak blieb über ihm stehen, vornübergebeugt und die Hände geballt.
Kerim schüttelte den Kopf und sah ihn verwundert an.
„Schon gut", murmelte
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