0178 - Die Todeskandidaten von Akon
er. „So schlimm war's nicht gemeint."
Ak setzte sich an den Tisch. Kerim erhob sich ächzend. Adan war bis an die Kante des Bettes zurückgewichen. Ihre Augen waren zu schmalen Schlitzen geschlossen.
„Also", sagte Ak, „hat einer von euch eine Ahnung, was wir hier sollen?"
„Ich nicht", brummte Kerim und ließ sich auf den zweiten Stuhl fallen. Ak sah das Mädchen an. Wortlos bewegte Adan die linke Hand ein Stück weit waagrecht durch die Luft. Sie wußte auch nichts. „Man wird es uns sagen", schloß Ak. „Weiter ..."
In diesem Augenblick leuchtete der Bildschirm auf. Eine überraschend freundliche Stimme unterbrach Ak mitten im Satz.
„Sie haben recht, Chaan. Man wird es Ihnen sagen. Ich schicke mich soeben dazu an." Ak sah auf und gab sich Mühe, seine Überraschung zu verbergen. Von dem Mann, der zu ihm sprach, waren auf dem Bildschirm nur Kopf und Schulterpartie zu erkennen. Fasziniert betrachtete Ak das Gesicht. Es war lang und schmal, mit einer überdurchschnittlich hohen Stirn. Auf den ersten Blick wirkte es jung. Aber die drei schimmernden Kreise auf der Kragenklappe verrieten den Verbandskommandanten, und Verbandskommandant wurde kein junger Mann.
Das Gesicht war hübsch. Einen Augenblick lang fühlte Ak sich zu dem Fremden hingezogen. Dann begann die Stimme wieder, und ihr süßlicher, überfreundlicher Klang stieß den Wissenschaftler ab.
„Ich bin Themul Paiin, Verbands-kommandant mit besonderer Order. Ihr seid drei Todeskandidaten, die sich bereit erklärt haben, für die neue Flotte einen Auftrag auszuführen. Dieser Auftrag wird uns Tausende von Lichtjahren von der Heimat fortführen. Ihr werdet mit einem kleinen Raumfahrzeug auf einem fremden Planeten landen und Bomben auslegen. Ihr werdet die Bomben zünden und euch dann auf den Rückweg machen. Dieses Schiff und eine Reihe anderer werden in angebrachter Entfernung vom Ziel auf euch warten. Eure Chancen, unversehrt zurückzukehren, sind nicht groß. Das Ziel liegt mitten im Gebiet des Vereinigten Imperiums. Die terranische Flotte hat starke Wacheinheiten in der Nähe stationiert. Unsere Schiffe müssen Lichtjahre weit von der Zielwelt entfernt bleiben, um nicht bemerkt zu werden. Den Anflug eures Bootes wird man nicht bemerken, dafür aber die Explosion der Bomben. Die terranischen Wachschiffe werden euch dicht auf den Fersen sein. Es hängt von eurer Geschicklichkeit ab, ob ihr sie abschütteln und ihnen entrinnen könnt. Das Abschütteln ist wichtig für euch. Denn der Verband zieht sich weiter zurück, wenn er Gefahr läuft, durch Verfolgerschiffe entdeckt zu werden.
Man hat euch im Exekutionsschacht gesagt, daß der Ausweg, den ihr wähltet, nicht viel mehr Aussichten zum Überleben bietet als der Schacht selbst. Ihr habt euch so entschieden, also werdet ihr den Auftrag ausführen."
Es sah so aus, als hätte Themul seine Ansprache beendet. Er lehnte sich zurück. Eine Spanne lang sah Ak die eingenähten Auszeichnungen auf der Brust seiner Montur. Dann, als sei ihm zu guter Letzt noch etwas eingefallen, kam der Kommandant in einer eleganten Bewegung wieder nach vorne zum Aufnahmegerät.
„Noch etwas. Ihr könntet vielleicht auf die Idee kommen, es wäre immer noch besser, jetzt nein zu sagen. Nun ...", er lächelte grausam, „ ... im Falle einer verspäteten Ablehnung ist für euch eine andere Todesart vorgesehen. Man wird euch in die innere Konverterzelle sperren, wo eine Strahlungsdichte herrscht, die innerhalb von fünf Tagen tödlich wirkt." Der Bildschirm erlosch. Ak starrte vor sich hin auf die Tischplatte. Eine Zeitlang herrschte tiefe Stille. Dann räusperte sich Kerim und brummte: „Da haben wir uns ein Seelchen geangelt ...!"
Eine Zeitlang verging, bis Ak seines Zorns Herr wurde. Er stieß den Stuhl rnit den Kniekehlen zurück und stand auf.
„Wir werden ein paar Tage unterwegs sein", sagte er so ruhig, als hätte er Themul nie sprechen hören. „Das erfordert ein paar Regeln, an die wir uns vorläufig halten müssen." Er musterte das Bett. „Adan, du schläfst ganz oben. Kerim, du nimmst das unterste Bett. Ich ..."
„Einen Augenblick!" protestierte Kerim. „Ich sehe nicht ein, warum ich..." Aks durchdringender Blick brachte ihn zum Schweigen. „Du wirst von jetzt an alles einse-hen, was ich dir sage", erklärte ihm Ak. „Verstanden?" Kerim hielt dem Blick stand, aber er gab keine Antwort. Ak fuhr fort: „Ihr wißt ebenso wie ich, daß Themul oder einer seiner Leute uns fortwährend beobachtet und
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