0179 - Wir blufften um sein Leben
und fügten dann wieder im Sprechchor hinzu: »Wen darf ich melden, Sir?«
»Danke, danke«, sagte ich und winkte nb. »Mach ich schon selber!«
Bevor sie mich daran hindern konnten, batte ich die Tür aufgedrückt und marschierte mit einem lauten ,Hallo, alter Junge' hinein.
Der Commissioner, ein Mann von ungefähr fünfzig Jahren, sah mit gerunzelter Stirn von der Zeitung auf, die er gerade studierte. Er lief rot an. Gleich mußte es kommen. Ich schloß schnell die schalldichte Doppeltür.
»Sparen Sie sich Ihre Worte, Commissioner«, sagte ich hastig und legte ihm meinen FBI-Ausweis auf den Tisch, »Ich bin Cotton. Wir sind Ihnen ja avisiert worden. Natürlich wollte ich vermeiden, selbst hier im Polizeipräsidium aufzukreuzen, aber die Umstände zwingen mich dazu, diesen Vorsatz fallenzulassen. Einer meiner Kollegen, genauer: mein Freund aus New York, ist bei der Verfolgung eines verdächtigen Mannes verschwunden. Wir brauchen Ihre Hilfe, Sir.«
Während meiner Erklärung hatte der Commissioner mit meinem Ausweis gespielt. Jetzt gab er mir das Dokument zurück.
»Erzählen Sie ausführlicher«, bat er, während er auf einen Sessel deutete.
Ich berichtee ihm vom Verlauf der letzten Nacht. Er hörte aufmerksam zu.
»Wie spät war es, als Ihr Freund zu seiner Verfolgung aufbrach?«
»Es muß gegen drei gewesen sein.«
»Wie heißt Ihr Freund?«
»Phil Decker.«
Der Commissioner drückte auf einen Knopf. Eine Sekunde später erschienen beide Vorzimmerdamen.
»Ein Diktat, bitte«, sagte der Commissioner.
Sie setzten sich beide an je eine Schreibtischecke. Jede warf der anderen einen wütenden Blick zu.
Der Commissioner seufzte:
»Meine Damen, können Sie sich denn nicht einig werden? Sie zwingen mich dazu, deutlich zu werden! Von heute an wünsche ich, daß Sie abwechselnd den Dienst hier und den im Vorzimmer versehen! Los, Miss Bruke, Sie sind heute hier an der Reihe!«
Eine der beiden Damen erhob sich und stöckelte beleidigt hinaus. Die andere war der Triumph in Person. »Schreiben Sie, was dieser Herr diktiert! Geben Sie bitte eine genaue Beschreibung von Mister Decker!«
Ich diktierte die Beschreibung sehr genau und ausführlich.
Als die Sekretärin den Stift aus der Hand legte, entschied der Commssioner: »In die Funkleitstelle mit dem Text. Sofort an alle Reviere und Streifenwagen durchgeben. Meldungen direkt an mich. Danke.«
Das Mädchen verließ den Raum. Als sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, lehnte sich der Commissioner bequem zurück und strich sich nachdenklich übers Kinn.
»Sie sagten, es war gegen drei? Und es war am Strand von Sand Key?«
»Ja.«
»Wenn sie zu Fuß zurück in die Stadt gegangen sind, brauchen sie eine Stunde, bis sie den Stadtrand erreicht haben. Das wäre gegen vier. Augenblick mal!« Er nahm das Telefon und sagte: »Bitte, das Rathaus. Mister Loom.« Er trommelte mit seinen dicken Fingern ungeduldig auf die Schreibtischplatte, bis er endlich die gewünschte Verbindung hatte.
»Tag, Bill«, sagte er dann. »Hier ist Ralph. Hör mal, Bill, wann gehen deine Jungens morgens los? — — Aha. Und wie lange sind sie unterwegs?--Gut. Ich schicke dir gleich einen von meinen Detektiven rüber. Sei ihm behilflich, ja? ---Das soll er dir selber erklären.«
Er legte den Hörer auf und wandte sich wieder mir zu:
»Mister Cotton! Von vier bis gegen sieben sind die Kolonnen der Straßenreiniger unterwegs. Es ist leicht möglich, daß einer von ihnen Ihren Freund gesehen hat. Um die Zeit sind nicht viele Menschen unterwegs. Ich gebe Ihnen einen Detektiv aus der Kriminalabteilung mit, damit Sie selbst im Hintergrund bleiben können. Einverstanden?«
Ich sprang auf.
»Das ist wirklich nett von Ihnen, Commissioner. Und mit den Straßenreinigern, das ist eine großartige Idee! Vielen Dank! Übrigens war ich in meiner Eigenschaft als Vertreter der Presseagentur UPA bei Ihnen.«
Er lächelte:
»Natürlich! Ich werde den beiden Rivalinnen im Vorzimmer gleich Anweisung geben, daß Ihre Agentur ab sofort den täglichen Durchschlag des Polizeiberichts mit zugesandt bekommt. Dann ist auch die Neugierde der Damen halbwegs befriedigt.«
Ich lachte:
»Sie sind ein Diplomat, Commissioner. Vielen Dank! Sobald ich etwas von meinem Freund erfahre, gebe ich Ihnen Bescheid. Wenn Sie von den Straßenbeamten etwas hören, rufen Sie bitte diese Nummer an. Aber verbrennen Sie den Zettel! Die Nummer ist geheim’« Ich legte ihm einen Zettel mit unserer Geheimnummer auf den Tisch
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