Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
018 - Die Erben der Menschheit

018 - Die Erben der Menschheit

Titel: 018 - Die Erben der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
Jacke und eine weite Hose. Beides Schwarz und beides aus dünnem weichen Stoff. Ein Albino, ohne Zweifel, und ein ziemlich alter dazu seine Haut sah aus wie gebleichtes Pergament. Ein Geflecht von blauen Adern durchzog sie. Die roten Augen blickten kritisch und ernst aus dem knochigen Gesicht. Matt versuchte sich dieses Gesicht lachend vorzustellen es gelang ihm nicht.
    Sie durchschritten eine kreisrunde Gewölbehalle, so weiträumig wie eine Sportarena. Menschen in weiten bunten Jacken und Hosen verlangsamten ihren Schritt, wenn sie Matt und Aruula entdeckten, und beäugten sie neugierig. Beide trugen Schutzanzüge mit durchsichtigen Kugelhelmen. Einen Tag hatten sie zusammen mit Lu in einem Schott vor dem zentralen Tunneleingang verbracht. Ärzte in Schutzanzügen hatten sie untersucht, und sie waren mit UV Licht bestrahlt worden.
    Am Morgen nach einer unruhigen Nacht hatte sich General Yoshiro auf dem Monitor ihrer Schlafkuppel gezeigt. Jetzt stand eine Audienz in den Privatgemächern des Königs auf dem Programm und danach ein Gespräch mit der Regierung dieser unterirdischen Welt. Unter der höchsten Stelle der Kuppel blieb Matt stehen und legte den Kopf in den Nacken. Er traute seinen Augen kaum. Blauer Sommerhimmel wölbte sich hoch über der Halle. Sternförmig zweigten Gänge in alle Richtungen ab. Zwischen den bogenförmigen Eingängen in die Abzweigungen glaubte Matt zunächst Bäume und ein Bergpanorama zu sehen. Entsprechend überrascht blieb er stehen und starrte in die Kronen der Gingkos und Akazien. Ihre Zweige und Blätter bewegten sich, als würde der Wind durch die Bäume wehen. Doch schnell merkte Matt, dass die Naturkulisse weiter nichts war als eine idyllische Täuschung war eine Computeranimation, die auf die Kuppelwände projiziert wurde.
    Aruula neben ihm machte große Augen und bekam den Mund nicht mehr zu.
    Fassungslosigkeit spiegelte sich auf ihrem Gesicht.
    Nirgends konnte Matt Winkel entdecken, nirgends Kanten alles war rund, bogenförmig, gewölbt und geschwungen. Bevor sie einen der hohen Gänge betraten, legte er seine Hände auf die Gewölbewand. Trotz der Handschuhe, die er und Aruula tragen mussten, fühlte er die glatte warme Fläche. »Was ist das für ein Material?«, wollte er wissen.
    »Titanglas«, sagte Winter. »Es hat sich schon vor über dreihundert Jahren als Baustoff durchgesetzt. Man braucht keine großen Rohstoffressourcen, keine großflächigen Produktionsanlagen, und es hält Jahrtausende.«
    »Sie verfügen über keine industrielle Produktionsstätten?«, erkundigte sich Matt. Die Bilder rechts und links des Ganges gaukelten die Illusion vor, durch ein Flusstal zu spazieren.
    »Es gibt vier solcher Hallen, wie wir sie eben durchschritten haben«, gab der Albino bereitwillig Auskunft. »Um jede gruppiert sich ein spezielles Bunkersegment, ein anderer Stadtteil, wenn Sie so wollen. Gerade befinden wir uns im Wohnbereich: Hier findet der größte Teil des sozialen Lebens statt. Von einer zweiten Halle aus gelangt man in die La- boratorien der Genetiker, Biotechniker und Ingenieure. Über dreißig Prozent der Community Mitglieder widmen sich dort der Wissenschaft und der Forschung. In einem dritten Segment wird ausschließlich produziert. Viele Gebrauchsgegenstände wie Kleider und Nahrungsmittel stellen wir natürlich synthetisch her. Doch wir betreiben auch ertragreiche Gewächshäuser. Die vierte Halle schließlich nennen wir ›Octaviats Arena‹. Dort finden Community Versammlungen statt, dort werden öffentliche Feste gefeiert, dort pflegt der König zur Community zu sprechen. Der um die Octaviats Arena gruppierte Bunkerbereich wird ausschließlich von der Regierung und vom Militär genutzt…«
    Matt nutzte die unverhoffte Redseligkeit ihres Begleiters aus und schoss eine Frage nach der anderen auf ihn ab. So erfuhr er, dass genau fünfhundertdreiundneunzig Menschen in der Community London lebten. Die durchschnittliche Lebenserwartung lag bei erstaunlichen einhundertsiebzig Jahren. Die Regierung bestand aus acht Köpfen fünf Männern und drei Frauen. »Octaviane« nannte Winter die Regierungsmitglieder, das gesamte Gremium hieß »Octaviat«, der oder die Vorsitzende wurde Prime genannt. Was Matt über das Regierungssystem zu hören bekam, klang nicht besonders demokratisch. Die einzelnen Octaviane wurden von bestimmten Gruppen innerhalb der Community gewählt. Die Ingenieure, die Wissenschaftler, die Militärs, die Künstler, und so weiter alle Gruppen

Weitere Kostenlose Bücher