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018 - Die Erben der Menschheit

018 - Die Erben der Menschheit

Titel: 018 - Die Erben der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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wählten einen Mann oder eine Frau, die sie im Octaviat vertreten sollte. Das Amt hatte der oder die Gewählte dann auf Lebenszeit inne. Das Octaviat wählte aus seiner Mitte den Regierungschef, den Prime. Auch dessen Sessel wurde in der Regel erst mit seinem Tod wieder frei.
    Über dem Prime allerdings seit Jahrzehnten wurde London von einem weiblichen Prime regiert stand der König. Mit seinem Vetorecht konnte er jeden Entschluss des Octaviats zu Fall bringen. Er hatte auch das Recht, eigene Gesetzesentwürfe einzubringen und Octaviats Sitzungen anzuordnen. Der König schien zweifellos der mächtigste Mann der Community London zu sein.
    Octavian Jefferson Winter blieb stehen.
    »Hier ist der Eingang zu den Privatgemachen König Rogers des Dritten.«
    Matt hatte das Gefühl, im kniehohen Gras einer Frühlingswiese zu stehen. Er sah Farnsträucher und Brombeerhecken und dahinter die Stämme von Buchen und Eschen, aber keine Tür. »Aha«, brummte er. Der Albino lächelte. Zum ersten Mal. »Ich kann mir vorstellen, wie Ihnen zumute ist, Commander Drax die vielen Eindrücke müssen Sie geradezu erschlagen.«
    »Tja…«, Matt seufzte, »…könnte man so sagen.« Er blickte um sich und hob ratlos die Hände. »Diese unterirdische Stadt, diese Naturkulissen, diese ganze…« Er unterbrach sich und suchte nach Worten. »…diese ganze fantastische Welt wie haben Sie das nur zu- stande gebracht?«
    »Die Generationen nach ›Christopher- Floyd‹ haben hart gearbeitet, Commander Drax. Ohne die großartigen Leistungen vor allem unserer Bioinformatiker wäre unser Dasein noch weit entbehrungsreicher. Vielleicht würde die Community ohne sie schon nicht mehr existieren. Aber das ist ein weites Feld.« Winter wandte sich dem Waldrand zu beziehungsweise der gewölbten Titan Glaswand des Ganges.
    »Die Bioinformatiker?«, staunte Matt.
    »Ja.« Der Octavian nickte. »Ende des zweiten Jahrhunderts haben sich unsere Computerfachleute fast vollständig von den Computersystemen verabschiedet, die Sie kennen.« Er blickte Matt prüfend an. »Falls es wirklich wahr ist, dass Sie aus dem einundzwanzigsten Jahrhundert stammen.«
    Matt ging nicht auf die indirekte Frage ein.
    »Ihre Computer arbeiten nicht mehr mit elektronischen Schaltkreisen?«
    Der Octavian schüttelte den Kopf.
    »Sie haben den Quanten Computer weiter entwickelt?«
    »Auch nicht. Vor etwas mehr als dreihundert Jahren haben unsere Vorfahren begonnen, fast ausschließlich mit Helix Computern zu arbeiten.« Matt machte ein begriffsstutziges Gesicht. »Der Begriff ›Helix‹ müsste Ihnen etwas sagen, Commander Drax. Er stammt aus der Genetik und der Molekularbiologie.« Zahllose Begriffe schossen Matt durch den Kopf Molekülstruktur, Eiweißketten, Nukleinsäure… »Sprechen Sie von der Doppelhelix der DNS?«
    »Ganz genau«, sagte Winter. »Die Dop- pelspirale, auf der die Gene eines Organismus gespeichert sind. Natürlich verwenden wir nur menschliche DNS. Schon zu Ihrer Zeit hat man versucht, die immanente Intelligenz der Körperzellen für ein Computermodell auszuwerten. DNS Computer nannte man das damals, wenn ich mich recht entsinne. Der Helix Computer basiert schlicht auf der Fähigkeit des Zellkerns, Informationen in Eiweißcodes zu speichern und sie bei seiner Teilung zu kopieren. Unsere Wissenschaftler haben dieses Modell bis zur Perfektion weiter entwickelt.« Er legte seine Hand auf die leicht gewölbte Glaswand, oder auf eine Brombeerhecke je nach dem, was man sehen wollte. »Aber ich bin Dichter und kein Bioinformatiker. Fragen Sie einen unserer Wissenschaftler. Der wird ihre Neugier besser befriedigen können als ich.« Eine Lerche schwirrte tschilpend aus dem hohen Gras und schwang sich über die Baumwipfel. Ein bogenförmiger Durchgang öffnete sich in der Glaswand oder im Waldrand, je nachdem. Der Albino trat durch ihn hindurch, Matt und Aruula folgten…
    Niemand wagte es, sich in seine unmittelbare Nähe zu setzen. Nur Wulf lag neben ihn und beäugte misstrauisch die wilden Gestalten, die Rulfan gegenüber in einem Halbkreis um das Feuer hockten. Die zwölf Biglords des Stammes hatten sich eingefunden, um Rulfan zu ver- abschieden. Und natürlich Grandlord Paacival.
    Der saß sechs Schritte von Rulfan entfernt auf der anderen Seite des Feuers. Fünf seiner vielen Söhne hatten sich um den graubärtigen Hünen geschart. Djeff, sein Jüngster kuschelte sich in seinen Schoß. Dahinter, in respektvollem Abstand, standen etwa sechzig Simplords und

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