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018 - Die Erben der Menschheit

018 - Die Erben der Menschheit

Titel: 018 - Die Erben der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Littlords. Und zwischen den kleinen schiefen Steinhäusern zahllose Frauen und Kinder.
    Rulfan registrierte feindselige Blicke aus der Menge. Die Lords trauten ihm genauso wenig, wie er ihnen traute. Der Laserbeamer lag über seinen gekreuzten Beinen. Seine großen weißen Hände lagen entspannt auf dem Waffenkolben. Über dem Feuer. Dampf stieg aus einem verrußten Kessel, der an einer Kette zwischen zwei schwarzen Metallböcken eingespannt war.
    Zwei Frauen in langen Wildlederkutten schöpften eine klare bräunliche Flüssigkeit aus dem Kessel in kleine Tongefäße und verteilten sie unter den Männern Tee. Fünfzig Schritte weiter links, auf einem von schwärzlichen Steinhütten umgebenen dreieckigen Platz schichteten ein paar Männer Holz aufeinander.
    »Sinne scheiß Tach«, knurrte Grandlord Paacival. Er trug einen knöchellangen Mantel aus braunem Wildleder, darunter ein schwarzes Lederhemd und schwarze, seitlich geschnürte Lederhosen. »East laufemia zwei wooms wach, dann weed mia dweizänte Bigload abemuakst, dann wollede Kwötschis minne Jüngste vapudze, unnu onoch Kwiech…« Er schüttelte sein zu zwei Zöpfen geflochtenes Grauhaar. Eine schwarze Lederkappe saß auf seinem Quadratschädel.
    In aller Ausführlichkeit hatte der hünenhafte Patriarch Rulfan schon am Abend zuvor von seinem Pech erzählt. Am meisten schien ihn der Verlust zweier blutjungen Frauen wooms nannten die Lord das andere Geschlecht zu schmerzen. Auf seine alten Tage wollte er seinen vielköpfigen Harem mit ihnen verjüngen. Und vermutlich sich selbst.
    »Owguudoo müsse stinkewutig sein.« Er riss sich die Lederkappe vom Kopf und zerwühlte sein Lockengestrüpp. »Wäan ihm heute'n obfa bwingen…«
    Auch dass die Lords Verehrer des finsteren Orguudoos waren, hatte Rulfan inzwischen mitbekommen. Davon hatte sein Vater nie erzählt. Religion hatte während seiner Kindheit in der Community Salisbury so gut wie keine Rolle gespielt. Deswegen begegnete Rulfan den religiösen Anschauungen und Sitten der Menschen, deren Wege er kreuzte, immer mit einer respektvollen Gleichgültigkeit.
    Rulfan beobachtete die bärtigen Biglords rechts und links ihres Patriarchen. Fast alle waren in Wildleder gekleidet: Schnürhosen, lange Hemden und Westen darüber. Die meisten der verwegen aus ihrem Bartgestrüpp lauernden Burschen waren blond, einige grau. Kaum einer trug das Haar offen. Rulfan konnte sich nicht erinnern, dass ihm die kranke Hautfarbe in seiner Kindheit schon aufgefallen war: Die Haut der Lords hatte durchweg einen Gelbstich.
    Rulfan merkte, dass die Blicke einiger Biglords begehrlich an seinem Laserbeamer hingen. Der Grandlord hatte ihn zwar gestern Abend offiziell zum Freund seines Stammes erklärt aus Dankbarkeit für die Rettung seines Sohnes, aber Rulf ans Instinkt warnte ihn davor, diesen gerissenen Burschen auch nur einen Mo- ment zu trauen. Obwohl Grandlord Paacival zwei Wachen vor der Steinhütte postiert hatte, um ihm symbolisch Schutz zu demonstrieren, hatte Rulfan nicht geschlafen. Sicher hätte der Lupa ihn geweckt, wenn sie versucht hätten, ihn zu bestehlen aber Rulfan verließ sich lieber auf sich selbst. Er konnte tagelang ohne Schlaf auskommen.
    »Wieville Schiff vonne Noadmänne hasse gesään?« Mit den Wurstfingern seiner Rechten zerwühlte der Grandlord seinen struppigen Rauschebart.
    »Achtzig oder neunzig.« Rulfan musste die Frage zum dritten Mal beantworten. Der Grandlord tat sich schwer, der Wahrheit ins Auge zu sehen.
    »Un wieville Noadmänne schätze?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Rulfan. »Fünfzig bis siebzig pro Schiff ganz bestimmt. Eher mehr.«
    Der Grandlord stöhnte auf. »Sinne vafluch ville!«
    Der Holzstoß auf dem Versammlungsplatz wuchs. Aus den Augenwinkeln beobachtete Rulfan zwei Lords, die vier Fackeln auf den Platz brachten. Sie stellten sich neben dem Holzstoß auf. Zwei weitere schleppten einen schwarzen Kessel heran.
    Grandlord Paacival bellte Befehle nach links und rechts. Drei Biglords sprangen auf. Sie stürmten auf die Menge der Simplords und Littlords zu und brüllten ihrerseits Befehle. Rulfan verstand nicht alles. Aber so viel, dass sie Botschafterdelegationen an die anderen drei Stämme und Spähtrupps zusammenstellten, be- kam er mit. Zwei Spähtrupps, wie es aussah. Einer sollte zur Themsemündung, ein zweiter an die Südküste vorstoßen.
    Paacival widmete sich wieder seinem Gast.
    »Was machse jez? Wo gässe hin?« Er war nicht mal mehr mit halber Aufmerksamkeit bei Rulfan.

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