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018 - Die Erben der Menschheit

018 - Die Erben der Menschheit

Titel: 018 - Die Erben der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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selbst zu zerstören im Begriff gewesen waren, bevor der Komet diesen Job für sie erledigt hatte. Und er wusste nicht, ob er lachen sollte.
    Er tat keines von beidem, ignorierte Winters kritischen Blick und ergriff die Hand, die sich ihm entgegen streckte die Hand König Rogers III.
    »Freut mich außerordentlich, Sie in meinen Privatgemächern begrüßen zu können, Commander Drax.« Der Monarch wandte sich an Aruula und deutete eine Verbeugung an.
    »Und Sie natürlich auch, Lady…« Sein ratloser Blick traf Winter.
    »Aruula«, raunte der.
    »…Lady Aruula«, beeilte sich der König zu sagen. Etwas hilflos ergriff Aruula die Hand des ein wenig weibisch wirkenden Mannes. Sich die Hand zum Gruß zu reichen, war ihr vollkommen fremd. Vielleicht irritierte sie auch die äußere Erscheinung des Monarchen: Anders als gestern im EWAT trug er weite cremefarbene Kleider, rosefarbene Stiefel mit nach oben gebogenen Spitzen, ein Rüschenhemd gleicher Farbe und eine voluminöse Perücke aus altrosa Zöpfchen.
    »Bedauerlich natürlich, dass wir ständig durch einen Schutzanzug voneinander getrennt sein werden«, fuhr König Roger im Plauderton fort. »Wir müssen ihn tragen, wenn wir zu Ihnen hinauf kommen, und Sie, wenn Sie zu uns herunter kommen.« Er lächelte wehmütig.
    »Sonst erkälten wir uns unter Umständen ein wenig.« Bedauernd breitete er die Arme aus.
    »So ist das eben. Das Leben legt uns so manche Mängel auf, und wenn wir nicht mit ihnen leben lernen, vernachlässigen wir leicht die Stärken, mit denen es uns ausgestattet hat.«
    Matt nickte nur. Er nahm sich vor, ge- legentlich über diesen Satz nachzudenken. Jetzt aber fesselten der schillernde Mann und seine ungewöhnliche Umgebung seine ganze Aufmerksamkeit. Zum Beispiel der Großbildmonitor im Himmel über den alpinen Schneegipfeln. Die nackte Frau, die dort in einem gläsernen Badezuber zu sehen war, kannte Matt: Lu, die Lordfrau. Heute Morgen erst hatten sie sich von ihr verabschiedet. Die Erlaubnis zum Betreten der Community war ihr verweigert worden. Um sie nicht der Verfolgung durch ihre Sippe auszuliefern, hatte man ihr einen Raum außerhalb des Bunkers zur Verfügung gestellt. Im »septisch externen Foyer«, abgekürzt: SEF. So nannten die Technos den Teil der Westminster Hall Ruine, den sie durch Kuppelgewölbe abgestützt und durch Schleusen von der Außenwelt abgeschottet hatten.
    Lu wollte sich ein paar Tage erholen und dann noch einmal die Flucht aus London wagen. Matt fragte sich, wohin eine Frau in dieser Gegend fliehen wollte.
    »Ist sie nicht ein reizendes Geschöpf?« Verzückt blickte der König zum Monitor. Lu räkelte sich in der Wanne, streckte ein Bein in die Höhe und wusch es mit einem Tuch. »Ein bisschen abgemagert vielleicht, und die Haut hat einen ungesunden Gelbstich. Wir versorgen sie mit Aufbaunahrung.« Er wandte sich zu sei- nem Berater um und lächelte schalkhaft.
    »Schade, dass ich ihr nicht meine private Sonnenbank anbieten kann.« Wieder widmete er sich dem in der Tat appetitlichen Anblick der Badenden.
    »Euer Majestät!« Winter setzte eine strenge Miene auf. »Ihr überspannt den Bogen ganz entschieden!«
    Matt spürte plötzlich Aruulas wütenden Blick von der Seite. Sie schien ihm etwas Ähnliches sagen zu wollen. Taktvoll, wie Matt nun mal sein konnte, wenn er wollte, riss er seinen Blick von der blonden Lu los und schaute sich im kö- niglichen Glasgewölbe um.
    »Und das vor unseren Gästen…« Winter war noch immer damit beschäftigt, den König zu tadeln. »Sie ist eine schmutzige, primitive Wilde!« Der Octavian drohte die Fasson zu verlieren.
    »Nun, schmutzig ist sie jetzt nicht mehr.« Seufzend ließen auch die Augen des Königs vom Monitor ab. »Micky!«, rief er laut. »Weg mit dem Bild, bitte!« Der Monitor verblasste; blauer Himmel strahlte an seiner Stelle.
    Matt wusste nicht, wer »Micky« war, aber er hatte längst verstanden, dass die ' Computersysteme dieser eigenartigen Menschen auf Zuruf reagierten.
    »Warum war das hübsche Geschöpf auf der Flucht, Commander Drax?« Roger III. führte Matt und Aruula zu einem großen ovalen Tisch. Ein Stadtmodell war darauf aufgebaut.
    Unzählige Miniaturmodelle säumten das blaue Band der Themse Spielzeughäuser aus gefärbtem Glas. Matt erkannte die Tower Bridge, die St. Paul's Cathedral und den Westminster Palace.
    »Sie sollte den Harem eines gewissen Grandlord Paacival aufstocken und zog die Flucht vor«, erzählte Matt. »Gemeinsam mit ihrer

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