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018 - Die Erben der Menschheit

018 - Die Erben der Menschheit

Titel: 018 - Die Erben der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Mann und stellten ihn vor Kaikaan hin. Der zog ein Kurzschwert aus der Scheide an seinem Gürtel. Der festgehaltene Nackte brüllte aus Leibeskräften, trat aus, versuchte sich zur Seite zu drehen. Kaikaan näherte sich ihm. Er setzte die Schwertspitze auf den Bauch des Todgeweihten. Dem half kein Schreien, kein Strampeln langsam drang die Schwertspitze in seinen Bauch. Der grausame Anblick, das herzzerreißende Gebrüll und die Ahnung, was ihm selbst bevorstand, trieb Honnes das Wasser in die entzündeten Augen. Er legte den Kopf in den Nacken und blickte in den grauen Himmel. O Wudan, bist du wirklich allmächtig? Wie kannst du dann diese Bestien gewähren lassen…?
    Ein großer schwarzer Vogel schwebte hoch über ihm.
    Mit einer kurzen heftigen Bewegung riss Kaikaan das Schwert aus dem Leib des Mannes. Im gleichen Moment ließen seine Soldaten den Gequälten los. Der Nackte brach in die Knie und kippte tot vornüber. Die Szene verschwamm vor Honnes' Augen. Raues Gelächter drang an sein Ohr und von fern die Schritte der Marschierenden. Er schwankte. Roter Nebel waberte vor seinen Augen. Er sehnte die Ohnmacht herbei. Aber sie kam nicht. Er musste mit ansehen, wie sie auch die anderen beiden Gefangenen abschlachteten.
    Jetzt bist du an der Reihe, dachte er, als ihre Körper reglos vor ihm im Gras lagen. Dich haben sie sich bis zum Schluss aufgehoben…
    Doch statt Kaikaan oder einer seiner Unterführer tauchte der blonde Fettsack vor ihm auf Olaaw. Der kleine Mann beugte sich zu ihm herab. »Kaikaan hätte dich gern gar gekocht«, höhnte er. »Doch der Priester scheint einen Narren an dir gefressen zu haben. Angeblich hat seine Göttin ein Auge auf dich geworfen.« In einer Geste des Bedauerns breitete er die Handflächen aus. »Kaikaan wollte wenigstens, dass du mit eigenen Augen siehst, welches Schicksal dir erspart geblieben ist. Oder welches dir noch bevorstehen könnte, wenn du nicht spurst.« Olaaw feixte hämisch, stand auf und verschwand in der Menge.
    Auch die löste sich nach und nach auf. Scheinbar alleingelassen mit den vier Leichen hockte Honnes im Gras. Beiläufig registrierte er, wie die Nordmänner ihre Waffen aus den Zelten holten: Äxte, Spieße, Schwerter, Pfeile und Bögen. In geordneten Reihen marschierten sie zum Fluss hinab und schlossen sich dem Marschzug der anderen an. Aus allen Teilen des weit am Waldrand hingestreckten Lagers strömten die Soldaten. Die meisten marschierten mit dem Gros des Heeres in den Wald hinein. Andere liefen über die Böschung hinunter zum Fluss. Es mussten Tausende sein.
    Aus einem Zelt, an dessen Spitze eine Fahne mit der gleichen Götterfratze wehte, wie Honnes sie auf dem Rücken des schwarzen Lederumhangs des Priesters gesehen hatte, trugen sie eine Kiste ins Freie. Kaikaan, der Heerführer stand dabei. Die Kiste wurde geöffnet.
    Kaikaan holte sechs fremdartige, dunkelgraue Gegenstände heraus und reichte sie an fünf Männer, alles Krieger mit den schwarzen Streifen der Unterführer an Harnischen und Helmen.
    Die letzte der rätselhaften Waffen hängte Kaikaan sich selbst um die Schulter.
    Die Gegenstände sahen aus wie Keulen eine kleine Kugel an einem sich verjüngendem Rohr. Eine Art Griff war unter der Kugel befestigt. Honnes ahnte, dass es keine Keulen sein konnten.
    Unten am Fluss bestiegen Hunderte von Nordmännern die Ruderboote oder wateten durchs Wasser, um auf die Flöße zu klettern.
    Auf einigen Flößen entdeckte Honnes lange schwarze Rohre, die zwischen Holzrädern befestigt waren.
    Er konnte sich keine Vorstellung von der Funktion dieser Rohre machen, aber er musste unwillkürlich an Rulfans Feuerrohr denken, an den Laserbeamer…
    Eine lange Reihe von Ruderbooten und Kanus glitt an der Kette der Dampfer vorbei flussaufwärts. Honnes schätzte, dass der Fluss zu schmal war, um ihn mit den klobigen Kriegsschiffen zu befahren. Irgendwann stapften vier Soldaten durch das Gras auf ihn zu. Sie packten ihn und schleppten ihn in eines der Zelte…
    ***
    »Es ist lange her, mein Sohn, so lange…« Das kantige Gesicht des Mannes im blauen Südseehimmel über dem Strand zuckte nur mühsam konnte der kahlköpfige Albino seine Ergriffenheit verbergen. Sein Gesicht und sein haarloser Schädel sahen aus wie aus Marmor geschnitten: Weiß und von vielen blauen Adern bedeckt.
    Von Octavian Valery Heath, die neben ihm saß, hatte Matt den Namen des Mannes erfahren, der sich von Salisbury aus in den Kuppelsaal des Londoner Octaviats zugeschaltet hatte:

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