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018 - Die Erben der Menschheit

018 - Die Erben der Menschheit

Titel: 018 - Die Erben der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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sich zurück und verschränkte die Arme vor dem Gebirge ihrer gewaltigen Brüste. »Mit einem Wort: Wo kommen Sie her, Commander Drax?«
    Neun Augenpaare richteten sich auf Matt. Er nahm Neugier und Interesse wahr, aber auch Skepsis und Misstrauen. Vor allem ein kleiner dunkelhäutiger Mann, der sich als Ibrahim Fahka vorgestellt hatte, belauerte ihn mit unverhohlener Ablehnung. Die Spannung im Kuppelsaal stieg spürbar an. Jefferson Winter und ein Mann namens Anthony Hawkins Vertreter der Wissenschaftler im Octaviat, wie Matt vom König wusste flüsterten Namen über die Schultern in den Raum hinein. Zwei weitere Monitoren bildeten sich in den Palmenkronen. Auf einem erschien ein Mönch, auf dem anderen ein untersetzter Mann in heller fleckiger Tunika. »Man hat ja keine ruhige Minute mehr«, knurrte er.
    »Bitte, Sokrates!«
    Halb tadelnd, halb beschwichtigend hob der Berater des Königs beide Arme. »Wir brauchen dich jetzt!« Der Unwille seines E Butlers war ihm sichtlich peinlich.
    Matt konnte seinen Blick kaum losreißen von dem alten stupsnasigen Griechen mit den grauen Locken. Schon der Anblick eines mittelalterlichen Mönchs auf einem Monitor inmitten einer Inselkulisse war absurd jedoch Sokrates in der Palmkrone zu sehen, so lebensecht wie einen Menschen aus Fleisch und Blut, das verschlug Matt für Augenblicke den Atem. Er blickte wie hilfesuchend zur Seite, wo seine Gefährtin breitbeinig auf ihrem Stuhl hockte und die Gestalten auf den Monitoren bestaunte. Aber natürlich kannte Aruula weder Mönche noch Sokrates.
    Dann sammelte sich Matt und erzählte seine Story. Beim Start in Berlin Köpenick zur Beobachtung des Kometen »Christopher Floyd« vor knapp acht Monaten oder vielmehr fünfhundertvier Jahren begann er. Er schilderte den vergeblichen Beschuss des Kometen von der Internationalen Raumstation aus, sein Eindringen in die Erdatmosphäre, die unerklärlichen physikalischen Kräfte, die in jenen Sekunden den Jet zu einem Blatt im Wind gemacht hatten, seine Notlandung in den Alpen. Besonders ausführlich erzählte er von der Begegnung mit Sorbans Horde und mit Aruula. Er ließ die Technos um den runden Tisch teilhaben an den bohrenden Fragen, die ihm während der ersten Wochen in einer unbegreiflichen Welt das Hirn zermartert hatten. Matt ließ sich Zeit, sparte nicht mit Einzelheiten, beschrieb die Städte des Südlandes, die er gesehen hatte, beschrieb die Überquerung der Alpen, deutete die Abenteuer an, die in diesen Monaten zu bestehen waren, berichtete von dem unvergesslichen Sepp Nüssli und von München, Leipzig, Berlin und Köln. Wie ein Film zogen die Ereignisse noch einmal an seinem inneren Auge vorbei.
    »Schon als ich die Uhr mit Datum und Uhrzeit des Einschlages im Amulett des Hordenführers entdeckte«, schloss er, »überfiel mich eine dunkle Ahnung. Die überwucherten Autobahnen dann, die von der Natur zurückeroberten Flughäfen, Bahnlinien und Städte machten mir schmerzhaft klar, dass Jahrhunderte vergangen sein mussten seit dem Einschlag ›ChristopherFloyds‹. Und spätestens seit der Begegnung mit Commander Carlyle weiß ich, dass rätselhafte Kräfte meine Staffel in die Zukunft geschleudert hatten…« Aufgewühlt und erschöpft zugleich fühlte er sich, als er seinen Bericht nach anderthalb Stunden beendete.
    Schweigen zunächst. Die Leute am Tisch rieben sich das Kinn oder trommelten mit den Fingern gedankenverloren auf die Tischplatte.
    Es gab kaum noch Misstrauen in den Blicken. Die Prime und der König betrachteten Matt sogar mit einem Ausdruck des Mitgefühls. Der Walküre hätte er eine derartige Empfindung zuletzt zugetraut.
    Der Mönch auf einem der Großbildmonitore war es schließlich, der als erster das Wort ergriff Hawkins' E Butler: »Nach meinen Berechnungen beträgt die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten eines Zeitrisses unter achtunddreißig Prozent. Diese Angabe beruht allerdings ausschließlich auf astrophysikalischen; Theorien. Unsere Datenbank weiß von keinem derartigen Ereignis…«
    »Vermutlich hast du wieder einmal die Bibel in deine Wahrscheinlichkeitsrechnung mit einbezogen«, blaffte Winters E Butler Sokrates den Mönch an. »Ich meine den Satz ›Es gibt nichts Neues unter der Sonne‹. Den habe ich natürlich nicht berücksichtigt und komme auf sechsundfünfzig Komma sieben Prozent.«
    »Meine Wahrscheinlichkeitsrechnung beruht in erster Linie auf astrophysikalischen Theorien, auf dem Relativitätsgesetz und auf den Logarithmen zum Raum/Zeit

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