018 - Die Vampirin Esmeralda
Esmeralda geliebt«, antwortete Dorian Hunter. »Jedes Wort, das sie gesagt hat, ist wahr. Ich habe draußen gelauscht.«
»Weshalb sind Sie dann nicht eher eingeschritten? Warum haben Sie nicht Hilfe geholt?«
»Sie mußten erst Ihre Lektion erhalten, Lester«, sagte der Dämonenkiller. »Es war ganz richtig, was Esmeralda sagte: Sie mußten unbedingt erfahren, wofür Sie zu büßen hatten. Ich persönlich mache Sie nicht für Esmeraldas Schicksal verantwortlich. Sie selbst hatten darauf keinen Einfluß. Es war von den Dämonen alles vorherbestimmt. Aber ich kann mich in Esmeraldas Lage versetzen und verstehen, daß sie Genugtuung verlangte.«
Lester blickte stumpfsinnig vor sich hin. »Ich begreife das alles nicht. Gibt es dafür keine logische Erklärung?«
»Nein. Keine logische Erklärung, die Sie verstehen würden.«
»Wieso wußten Sie …«
»Sie wollen wissen, warum ich zum richtigen Zeitpunkt zur Stelle sein konnte?«
»Ja«, sagte Lester unsicher.
»Eine logische Erklärung gibt es auch dafür nicht. Jede Antwort auf Ihre Fragen wird Sie nur noch mehr verwirren.«
»Sagen Sie es mir trotzdem.«
»Dieser Juan Garcia de Tabera, von dem Ihnen Esmeralda erzählt hat, das war ich in einem meiner früheren Leben. Reinkarnation, Seelenwanderung, Sie wissen schon. Esmeralda hat mir damals von Ihnen erzählt, und sie nannte mir auch das Datum, an dem sie durch das Tor der Dämonen in die Vergangenheit verschlagen worden war. Als ich vor einiger Zeit die Erinnerung an die Geschehnisse von damals zurückerhielt, brauchte ich nur noch auf den heutigen Tag zu warten und Esmeralda hier zu empfangen. Denn ich wußte, daß ihr Wunsch nach Rache so groß war, daß sie bestimmt hier erscheinen würde. Vielleicht hat sie sogar geahnt, daß ich mich einfinden würde. Ihre Bemerkung, daß ihr alles egal sei, sobald sie sich an Ihnen gerächt hat, weist darauf hin.« Der Dämonenkiller drückte die Zigarette im Aschenbecher aus. »Ich lasse Sie jetzt allein. Vielleicht begreifen Sie eines Tages die Zusammenhänge besser. Ich würde es mir wünschen – um Esmeraldas willen. Damit sie wenigstens im Tode Ruhe hat.«
»Halt! Halt!« rief Lester dem Dämonenkiller nach. »Wollen Sie mich mit der Leiche allein lassen? Was soll ich der Polizei sagen?«
Aber die Tür war hinter Dorian Hunter bereits ins Schloß gefallen.
Lester blieb noch lange auf dem Boden kauern, bis er sich endlich ein Herz faßte und aufstand. Er traute seinen Augen nicht. Die Tote war verschwunden. Wo sie gelegen hatte, war nur noch der Holzpflock zu sehen, der einzige Beweis, daß er nicht alles nur geträumt hatte.
»Ich begreife das nicht«, murmelte er. »Ich verstehe überhaupt nichts mehr.«
Er wußte nur eines ganz gewiß: Er würde seine Tina nie mehr wiedersehen.
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