0180 - Sonderauftrag Maracaibo
Boden.
***
Camerone Pitts warf die Tür des Mercury zu und lief zum Haus. Er stieß die Tür auf, die ins Office der sogenannten Presseagentur führte. Bluewise saß hinter einem der Schreibtische und blätterte in seinen Fachbüchern für Waffenkunde.
»Schließen Sie die Tür hinter mir ab«, rief Pitts. »Und kommen Sie ins Wohnzimmer, Bluewise! Die Bombe ist geplatzt!«
Der Chicagoer Kollege fuhr von seinem Schreibtisch in die Höhe und starrte einen Augenblick dem Neger nach, der schon durch die Verbindungstür ins Wohnzimmer lief, wo Clareson auf der Couch lag und eine Zigarette rauchte. Danach schob er rasch den Innenriegel der Haustür vor und folgte seinem Kollegen.
»Was ist denn los?«, fragte Clareson, der sich langsam aufrichtete.
Aber Pitts gab zunächst keine Antwort. Er hatte sich das Telefon herangezogen und wählte schnell eine Nummer. Eine Weile wartete er auf den Anschluss. In der Zwischenzeit trommelte er ungeduldig mit seinen Fingerspitzen auf die Sessellehne.
»Hallo?«, sagte er endlich. »Hier ist die UPA. Verbinden Sie mich mit Detective-Lieutenant Sandheim! Aber schnell!«
Er wartete wieder, bis sich der Gewünschte meldete.
»Hier ist Pitts, von der UPA, ja«, fuhr er hastig fort. »Hören Sie, Lieutenant, Sie müssen mir einen Gefallen tun! Lassen Sie in der Kartei nachsehen, ob ein gewisser Fanster bekannt ist. Nein, ich weiß nur diesen Namen. Vorname unbekannt, aber er scheint mit Rosega zusammenzuarbeiten… Ja, in Ordnung. Ich rufe dann wieder an. Vielen Dank einstweilen!«
Pitts warf den Hörer auf die Gabel.
»Hört zu, Jungs«, sagte er, während er sich den Schweiß von der Stirn tupfte. »Heute Nacht kommt Rosega!«
Die anderen beiden fuhren von ihren Sitzgelegenheiten hoch, als hätten sie soeben entdeckt, dass sie versehentlich auf dem elektrischen Stuhl Platz genommen hatten.
»Nein!«, rief Bluewise. »Das ist doch nicht möglich!«
»Doch! Er hat es seiner Frau geschrieben. Ich habe den Brief selbst gelesen. Und es ist Rosegas Handschrift, daran gibt es keinen Zweifel. Wir haben doch nach seiner Flucht alle seine Papiere durchwühlt, die er hinterlassen hat. Ich kenne seine Handschrift so gut, dass ich sie auf den ersten Blick von hundert anderen unterscheiden kann.«
»Rosega hat seiner Frau einen Brief geschrieben?«, fragte Clareson ungläubig. »Das ist entweder unglaublich frech oder aber unwahrscheinlich leichtsinnig von ihm.«
Pitts schüttelte bedächtig den Kopf: »Das will ich gar nicht mal sagen. Ein Brief darf nicht einmal von der Polizei beschlagnahmt oder gar geöffnet werden, es sei denn aufgrund eines Gerichtsbeschlusses. Außerdem hatte Rosega den Umschlag mit einer Schreibmaschine getippt, sodass niemand mit Sicherheit wissen konnte; dass der Brief von ihm stammte!«
»Und was schreibt er?«
»Dass er heute Nacht zwischen zwölf und zwei an der Küste von Sunset Beach landen will. Und zwar in der Nähe der Stelle, wo die sieben Palmen stehen.«
»Weiß Bescheid«, nickte Clareson. »Wir lagen doch mal ein paar Nächte dort in der Nähe auf der Lauer, als wir noch nicht wussten, wer hinter der Schmuggelbande steckt.«
»Richtig«, nickte Pitts. »Und da wir die Stelle kennen, dürfte es uns doch möglich sein, Rosega eine Falle zu stellen.«
Bluewise zuckte die Achseln.
»Ich glaube nicht, dass er wirklich kommt. Warum sollte er es? Er weiß genau, dass er in den Staaten wegen mehrfacher Anstiftung und Beteiligung an Mord gesucht wird. Das bringt ihn auf den elektrischen Stuhl. Er müsste ein Narr sein, wenn er freiwillig ins Land zurückkäme, nachdem ihm mühsam genug die Flucht ins Ausland gelungen ist.«
»Ein Narr, jawohl!«, sagte Pitts ernst. »Das ist er sowieso, sonst wäre er kein Gangster geworden: Wer glaubt, dass Gangstertum ein Beruf ist, muss ja irgendwo eine Schraube locker haben. Aber Rosega ist nun wiederum nicht so dumm, dass er nur zurückkommt, weil er sentimentale Heimatgefühle oder so etwas pflegen will. So ein Narr ist er nun auch wieder nicht.«
»Warum kommt er überhaupt? Hat er das im Brief nicht angedeutet?«
»O doch! Er schreibt, dass im Laufe des heutigen Tages ein Bote einen Koffer bei seiner Frau abgeben wird. Sie möchte doch so freundlich sein und ihm diesen Koffer heute Nacht an die schon beschriebene Stelle bringen, damit er ihn mit seinem Freund Fanster abholen kann.«
»Rechnet er denn nicht damit, dass ihn seine Frau ans Messer liefern könnte?«
»Das ist ja der springende Punkt! Offen
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