0182 - Ich jagte »Jack the Ripper«
von unten her ins Gesicht und nickte.
Gleichzeitig tastete ihre Hand nach dem Innengriff der Tür. Der Zeigefinger fand ihn, legte den Hebel zurück, und dann haute Jane den Wagenschlag mit aller Kraft nach außen.
Ossy hatte sich auf seinen Revolver verlassen und auch auf sich selbst. Er war eben zu arrogant und überheblich, sein Fehler.
Die Tür bekam er voll mit. Sie hieb gegen die Waffenmündung und auch seinen Körper.
Ossy flog zurück, der Weg war frei, und Jane hechtete aus dem Wagen. In der rechten Hand hielt sie die Astra. Und damit schlug sie auch zu.
Die Pistole war nicht sehr schwer. Doch dem Hieb konnte der andere nicht ausweichen. Er explodierte dicht über seiner Revolverhand, auf dem Unterarm.
Das war selbst für einen harten Zuhälter seines Zuschnitts zuviel.
Er schrie auf. Sein Gesicht verzerrte sich, aber er ließ die Kanone dennoch nicht los.
Wieder hieb Jane zu.
Der Zuhälter stöhnte. Dem zweiten Schlag hatte Ossy nichts mehr entgegenzusetzen. Die Waffe rutschte ihm aus den Fingern und fiel aufs Pflaster.
Jane sprang ihn an.
Sie war wie eine Tigerin, und sie mußte sich beeilen, denn so rasch ließ Ossy sich nicht mehr aus der Fassung bringen.
Der dritte Hieb traf ihn an den Stirn, und er schüttelte den Zuhälter durch. Plötzlich rann Blut über sein Gesicht, und seine Knie wurden weich.
Jane trat seine Waffe zu Seite und zeigte ihm die eigene Astra.
»So, mein Junge«, sagte sie. »Jetzt hau ab und laß dich niemals mehr in meiner Nähe blicken.«
Ossy schaute sie an. Er wischte sich mit einer fahrigen Bewegung das Blut aus dem Gesicht. »Wer bist du?« keuchte er..
»Jane Collins, das sollte dir reichen, Loddel. Hau ab, Mensch!«
Der Zuhälter machte tatsächlich kehrt und verschwand. Er torkelte an den Hausfronten entlang, beobachtet von zahlreichen Augenpaaren. Jane aber machte kehrt und warf sich wieder in ihren Wagen. Hart warf sie die Tür zu.
»Mein Gott«, sagte Claudia nur. »Mein Gott…« Sie schüttelte den Kopf, lachte und weinte.
»Reiß dich zusammen, Mädchen.« Diesmal drehte Jane Collins den Zündschlüssel. Sie hatten zwar nicht ewig Zeit, aber die Minuten mußten reichen.
Die Detektivin mußte den VW ein paarmal hin- und herrangieren, bevor es ihr gelang, aus der Parklücke zu fahren. Als die beiden vorderen Reifen über die Gehsteigkante holperten, atmeten beide Frauen auf.
»Geschafft?« fragte Claudia.
»Hoffen wir’s.«
Jane gab Gas. Keine der beiden Frauen sah den schwarzen französischen Wagen, der sich an ihre Hinterreifen gehängt hatte.
Jack the Ripper hatte sein Opfer gefunden…
***
Wir hatten Pech. Daran trug ich die Schuld, weil ich mich einmal verlief.
Soho kennt wohl kaum jemand. Da gibt es so viele Gassen und Gäßchen, überall ist etwas los. Kneipe reiht sich an Kneipe. Bars, Sex-Shops, Theater, Vergnügungsetablissements, man kann hier alles finden.
»Das war wohl nichts«, sagte ich, als ich an einer Kreuzung stehenblieb.
Will Mallmann grinste. »Das darfst du gar keinem sagen, John, daß du dich verlaufen hast.«
Ich zog ihn weiter und überquerte die Straße. Hinter uns ging ein Pulk Touristen, Amerikaner. Sie lärmten entsprechend.
Wenig später kannte ich mich wieder aus. Wir tauchten in die nächste Querstraße ein und hatten Glück, daß sie es war, die wir suchten. Eine reine Vergnügungsstraße. Die Leuchtreklame malte bunte Farbkompositionen auf unsere Körper.
Wir waren die einzigen, die es eilig hatten und gingen deshalb auf der Straße. Hin und wieder rollte langsam ein Wagen an uns vorbei. Manchmal saßen langmähnige Mädchen am Steuer, denen man die Jobs ansah.
Dann hatte ich das Hotel gefunden. Die Leuchtschrift war zum Teil zerstört. Von Baker’s strahlten nur die ersten beiden Buchstaben.
Vor dem Laden herrschte ein ziemliches Gedränge. Den Grund erfuhren wir sehr bald, denn wir trafen einen alten Bekannten wieder, der über den Gehsteig torkelte und sich den Kopf hielt. Es war der Zuhälter aus dem Nobelbordell.
Als wir näherkamen, sahen wir das Blut.
»Dem hat’s aber einer gegeben«, meinte Will.
Ein paar Leute sprachen auf Ossy ein. Der kümmerte sich nicht darum, sondern wankte auf den Hoteleingang zu. Die drei Stufen wäre er fast nicht hochgekommen.
Ich stieß einige Gaffer zur Seite und betrat hinter dem Zuhälter ebenfalls den Bau.
Wir gelangten in einen miesen Vorraum, der das Wort Foyer wirklich nicht verdiente. Und der Typ hinter der Rezeption war noch mieser. Er schaute auf
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