0182 - Ich jagte »Jack the Ripper«
wohne ich.«
»Was ist denn daran schlimm?«
»Die Gegend.«
»Unsinn. Du mußt mir nur sagen, wie ich fahren soll.«
»In Richtung Northhampton Square.«
Jane kannte ihn. Von dort aus dirigierte Claudia sie durch zahlreiche enge Straßen, in denen Häuser standen, die reif für den Abbruch waren. Dann erreichten sie ein Gelände, das von einer hohen Steinmauer zur Straße hin getrennt war.
»Dahinter liegt schon der Schrottplatz«, erklärte Claudia.
Jane warf einen schnellen Blick nach rechts. Über die Mauer hinweg ragten die Skelette von Kränen, Pressen und auch die Berge aufgetürmter Autowracks. Der Müllplatz einer modernen, rastlosen Zeit, Zeuge für die Schnellebigkeit.
»Fahr an der Mauer weiter. Wo sie aufhört, führt ein schmaler Weg rechts ab.«
»Alles klar.« Auch jetzt hatte die Detektivin ihre Vorsicht noch nicht aufgegeben. Immer wieder schaute sie in Rück- und Innenspiegel. Da war ein Wagen hinter ihr. Sehr deutlich sah sie die beiden hellen Glotzaugen der Scheinwerfer. Er fuhr auch nicht schneller oder langsamer als Jane. Da sie sich jedoch an der Geschwindigkeitsgrenze bewegte, war das nicht weiter verwunderlich.
»Jetzt mußt du gleich ab.«
Jane Collins blinkte. Den schmalen Weg entdeckte sie wirklich im letzten Augenblick. Die Reifen protestierten ein wenig, als sie den VW herumzog.
Rechts und links lag der Schrottplatz. Wobei an der rechten Seite sich die Berge von Autowracks hochtürmten, während links einige Baracken standen.
»Die drei Gebäude beherbergen Büros«, sagte Claudia.
»Aha. Und wo wohnst du?«
Claudia deutete nach vorn. »Da sind die drei Häuser, von denen ich gesprochen habe.«
Die Bauten wirkten wie Ungetüme. Vier Stockwerke hoch, und sie standen Wand an Wand.
»Sind die Häuser noch alle bewohnt?« fragte Jane.
»Nur das mittlere. In den anderen beiden hausen höchstens fette Ratten.«
»Warum hast du dir keine neue Wohnung besorgt?«
Claudia hob die Schultern. »Ich habe nicht viel Geld. Diese beiden Zimmer sind billig. Manchmal renne ich auch nur hierher und heule mich so richtig aus.«
Jane verstand. Sie stoppte. Ein umgekipptes Fahrrad geriet in den Lichtschein der beiden Scheinwerfer. Der Lenker blinkte hell. Claudia Ferris stieg aus. »Ich bin in ein paar Minuten wieder zurück«, sagte sie.
»Soll ich nicht doch mitgehen?«
»Nein, wirklich nicht. Ich komme allein zurecht.«
»Wie du willst.«
Claudia stieß die Tür zu und verschwand. Wie ein Schatten huschte sie durch den hellen Lichtteppich. Jane wartete, bis sie die Haustür geöffnet hatte und wechselte auf Abblendlicht über.
Von den beiden Scheinwerfern war nichts mehr zu sehen. Das Fahrzeug war sicherlich weitergefahren. Wie sollte der Ripper auch sie so schnell finden.
Jane reckte sich und wischte über ihre Augen. Sie war plötzlich müde. Der Job hatte sie geschlaucht, und sie dachte darüber nach, ob es richtig gewesen war, alles allein zu machen. Sie hätte doch John Sinclair einschalten können, aber das hatte ihr Ehrgeiz damals nicht zugelassen.
Sie schaute nach links.
In einigen Wohnungen brannte Licht. Schwach schimmerte es hinter den Scheiben.
Jetzt flammte auch dort Licht auf, wo Claudia Ferris wohnte. Sie war oben und würde ein paar Kleidungsstücke in den Koffer werfen. Jane wollte die Zeit nutzen und sich ein wenig die Beine vertreten. Sie öffnete die Tür und stieg aus.
Der Geruch gefiel ihr nicht. Die Luft schmeckte irgendwie nach Öl und Abgasen. Auch die Umgebung war ihr unheimlich. Nirgendwo auf dem Schrottplatz brannte Licht. Er war in eine dichte, pechschwarze Dunkelheit getaucht.
Ruhig allerdings war es nicht. Irgendwo knarrte und bewegte sich immer etwas. Da rieb Metall über Metall und verursachte seltsame Geräusche.
Jane fröstelte. Hin und wieder wechselte sie den Blick. Mal schaute sie auf das Haus, dann wieder sah sie nach rechts, wo sich das Gelände des Schrottplatzes befand.
Doch die Gefahr kam von hinten.
Es war ein Geräusch, das Jane Collins warnte. Sie kannte es, denn so hörte es sich an, wenn eine Tür ins Schloß gezogen wurde. Und zwar eine Autotür.
Plötzlich war wieder der Verdacht da. Der Wagen hinter ihr, seine Lichter…
Jane Collins versteifte. Sie hatte erst ruckartig herumfahren wollen, ließ jedoch davon ab und drehte sich sehr langsam um die eigene Achse.
Da stand der Wagen!
Etwa zehn Schritte hinter ihrem VW hob er sich wie eine kompakte dunkle Masse vom Fahrweg ab. Jane schalt sich selbst einen Narren, daß
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