0182 - Ich jagte »Jack the Ripper«
sie den Wagen nicht hatte kommen hören, aber sie war müde gewesen und mit ihren Gedanken woanders.
Jetzt stand er da.
Jane versuchte, durch die Scheiben zu blicken. Vielleicht konnte sie dahinter eine Bewegung ahnen. Es war ein aussichtsloses Unterfangen, dazu war die Dunkelheit einfach zu stark.
Aber es war jemand da!
Jane schielte zum Haus hoch. Dort brannte das Licht noch immer hinter den beiden Fenstern.
Sie empfand es als einen Nachteil, daß ihre Astra-Pistole im Wagen lag. Die Waffe wollte sie unbedingt dabeihaben. Jane drehte sich um und öffnete die Fahrertür. Sie mußte erst die Rückenlehne vorklappen, weil sie die Tasche auf den Rücksitz gelegt hatte.
Jane beugte sich vor, streckte schon den Arm aus und spürte die Gefahr.
Hinter ihr!
Sie wollte noch herum, da war es bereits zu spät, Jemand wühlte seine zehn Finger in ihre Haare und zog sie zurück. Jane schrie vor Schmerzen auf. Ihr Körper befand sich in einer Schräglage, Tränen traten in ihre Augen, und mit einer wütenden Bewegung schleuderte der Unheimliche sie zu Boden.
Jane machte ein paar Rollen und blieb dicht neben dem Fahrrad liegen. Nicht einmal für eine halbe Sekunde, sofort sprang sie wieder auf, und sie sah den Ripper.
Ja, er war es.
Auf ihn traf auch die Beschreibung des Girls zu.
Geduckt stand er vor der Detektivin. Obwohl er den Kopf leicht zwischen die Schultern gezogen hatte und auch in den Knien eingeknickt war, besaß er noch immer die gleiche Größe wie Jane Collins.
Und er hatte sein Messer.
Jane Collins sah die lange Klinge, die trotz der Dunkelheit funkelte, und ihre Kehle schnürte sich zusammen, als hätte sich ein unsichtbares Band darum gelegt.
Lange genug hatte sie den Ripper gesucht, nun stand er vor ihr und wollte ihr Leben.
Jane zitterte. Fieberhaft suchte sie nach einem Ausweg. Sie hoffte, daß Claudia noch lange genug in ihrem Zimmer bleiben würde, vielleicht konnte sie, Jane Collins, mit dieser menschlichen Bestie fertigwerden.
Der Ripper griff an.
Er war schnell und beweglich. Dabei führte er seinen Arm in Schlangenlinien, so daß Jane nicht wußte, wie er zustoßen würde.
Ob von oben, unten oder seitlich.
Sie duckte sich, prallte gegen das Rad und wäre fast gestolpert.
Im letzten Augenblick kam sie darüber hinweg. Gleichzeitig zuckte eine Idee durch ihren Kopf, die sie sofort in die Tat umsetzte. Es war ein Herrenrad, sie stellte ihren Fuß unter die Stange und wuchtete das Vehikel hoch.
Der Ripper befand sich noch im Angriffsschwung, als das Rad gegen ihn prallte und ihn aus dem Konzept brachte.
Da sah Jane ihre Chance.
Sie rannte nicht weg, wie es vielleicht andere getan hätten, sondern vor.
Der Ripper stieß von oben nach unten zu. Wie ein Pfeil flog Jane ihm entgegen. Sie war eine ausgebildete Judo-Kämpferin und kannte auch einige Karatetricks. Die Hände hatte sie gekreuzt, und als der wuchtige Stoß auf sie niederfuhr, unterlief sie ihn und hieb ihre Hände gegen das Messergelenk des Rippers.
Der Ripper zischte einen Fluch. Zum erstenmal hörte Jane die Stimme, und in ihrem Kopf blitzte etwas auf.
Die Stimme hatte sie schon vernommen. Auf jeden Fall hörte sie die nicht zum erstenmal.
Himmel, wer war der Ripper?
Leider dachte die Detektivin zu viel darüber nach und achtete nicht mehr auf ihren Gegner. Der schleuderte sie mit aller Kraft von sich und zur Seite.
Jane Collins sah die Welt plötzlich als einen Kreisel, dann kam der Aufprall gegen den VW. Nie hätte sie gedacht, daß ihr dieser Wagen mal zum Verhängnis werden könnte, doch das traf in diesem Moment ein.
Sie war so hart getroffen worden, daß sie mit dem Hinterkopf gegen die vorstehende Regenrinne prallte.
In einem wilden Durcheinander platzten die Sterne vor ihren Augen auf, vereinigten sich zu einem furiosen Wirbel, um hineinzutauchen in die Dunkelheit.
Blackout!
Der Ripper aber kicherte und grunzte gleichzeitig. Er sah zu, wie Jane Collins an der Karosserie entlangrutschte und langsam zu Boden fiel.
Er bemerkte allerdings nicht, wie im Haus gegenüber hinter zwei Fenstern das Licht gelöscht wurde. Der Ripper hatte nur Augen für Jane Collins und für ihr blondes Haar.
Waagrecht führte er das Messer durch die Luft. Es war eine Routinebewegung. Dann ging er in die Knie, packte das Haar der am Boden liegenden Jane, bog ihren Kopf nach hinten, so daß der Hals frei vor ihm lag.
In diesem Augenblick verließ Claudia Ferris das Haus!
***
Claudia war nach oben gerannt. Ihre Füße hatten auf den
Weitere Kostenlose Bücher