0182 - Ich jagte »Jack the Ripper«
er hatte ihn nicht erkannt oder konnte sich nicht erinnern.
Es war wirklich wie verhext. »Hast du es?«
Jane schüttelte den Kopf. »Noch nicht«, gab sie murmelnd zurück. »Aber ich bin dran.«
»Denke weiter nach.«
Jane Collins zermarterte sich wirklich den Kopf. Sie sprach sogar mit sich selbst, rief sich Szenen und Ereignisse der vergangenen Tage ins Gedächtnis zurück, schüttelte den Kopf, nickte manchmal und kam zu keinem Ergebnis.
Dann traf Chiefinspektor Harrison ein. Sein Gesicht war sehr ernst. »Das siebte Opfer«, sagte er. »Verdammt auch.«
Ich hob die Schultern. »Dabei haben wir noch Glück gehabt. Es hätte leicht ein achtes hinzukommen können.«
»Wieso?«
Ich berichtete von Janes Erlebnissen.
»Mein Gott, wann macht diese verdammte Bestie ein Ende? Wissen Sie denn, wer er ist?«
»Bisher nicht, trotz Zeugen.«
»Soll ich Miß Collins noch befragen?«
»Das wird keinen Zweck haben, Kollege. Sie bemüht sich verzweifelt.«
»Ja, das glaube ich.« Harrison schaute sich um. »Mich wundert nur, daß dieser miese Reporter noch nicht da ist. Ernie Shane hat doch sonst seine Augen überall.«
Ich hob die Schultern.
»John!« Jane Collins sprach mich an. Und wie sie das tat, ließ mich aufhorchen.
Ich drehte mich um.
Sie nickte. »Ich habe es, John. Ich weiß jetzt den Namen. Mein Gott, ich kenne ihn.« Jane war völlig aufgeregt.
»Wer ist es?« An beiden Schultern hielt ich sie gepackt. Stille umgab uns, jeder wollte zuhören, wenn die Detektivin den Namen des siebenfachen Mörders preisgab.
Sie sagte ihn uns.
Ich fuhr zurück. »Nein, Jane, das gibt es doch nicht. Du mußt dich irren.«
Stumm schüttelte sie den Kopf. »Ich irre mich nicht, John. Er ist es und kein anderer…«
***
In ihm kochte es.
Der Ripper befand sich in einer Stimmung wie nie zuvor in seinem Leben.
Er hatte versagt!
Das Opfer war ihm entkommen. Da half es auch nichts, daß die siebte Tote hinter ihm auf dem Rücksitz lag, die Frau mit den blonden Haaren hatte er nicht erwischt.
Und er war geflohen.
Seine Nerven hatten ihm einen Streich gespielt. Den Hund hatte er noch töten können, doch er hatte sich nicht die Zeit genommen, den Mann auch umzubringen.
Er mußte jetzt in sein Haus, in seine Burg.
Hinten im Wagen lag die Tote. Sie hatte er zum Glück noch erwischt, und sie würde seinen makabren Reigen vervollständigen. Er fuhr wie im Traum, hielt jedoch instinktiv die Geschwindigkeitsbegrenzungen ein, so daß er keiner Streife auffiel.
Als der erste Haß und die erste Wut verraucht waren und wieder klare Überlegungen seinen Geist bestimmten, da spürte er auch die Schmerzen. Spurlos war der letzte Kampf körperlich nicht an ihm vorbeigegangen. Dieses blondhaarige Weib hatte ihm aus kurzer Entfernung ein Lenkrad ins Gesicht geschleudert. Noch jetzt schmeckte er Blut im Mund, zwei Zähne fehlten ebenfalls, sie waren von dem Treffer buchstäblich zertrümmert worden.
Aber dafür sollte sie büßen. Nicht heute, nicht morgen und vielleicht auch nicht übermorgen.
Er hatte Zeit, aber kriegen würde er sie.
Wie ein riesiges rotes Auge kam ihm die Ampel vor, an der er halten mußte. Ruckartig stoppte der Renault. Er war der erste in der Reihe. Hinter ihm rollten die anderen Fahrzeuge langsam heran.
Da hörte er wieder die Stimme des echten Rippers in seinem Gehirn. »Du hast versagt. Sie ist dir entkommen. Hüte dich, sie sind dir bereits auf den Fersen! Sieh dich vor!«
Der Ripper nickte. »Ich weiß!« keuchte er. »Verdammt, ich weiß. Aber sie kriegen mich nicht. Nein, sie wissen nichts, gar nichts. Ich bin der Sieger…«
Erschöpft ließ er sich zurückfallen und wachte erst auf, als er hinter sich das Hupen hörte. Die Ampel zeigte bereits Grün. Er kuppelte, legte den ersten Gang ein und fuhr ruckartig an. Rasch schaltete er in den zweiten.
Waren sie ihm wirklich auf der Spur? Hatten sie ihn gefunden?
Nein, unmöglich, er hatte keine Fehler gemacht, sondern sich ausgezeichnet abgesichert.
Und doch blieben die dumpfen Überlegungen. Sie waren auch nicht beendet, als er seinen Wagen vor dem schmalbrüstigen Haus stoppte, das er bewohnte.
Langsam rollte der dunkle Renault auf den Hof, wurde abgebremst, und der Ripper stieg aus.
Er schaute sich um, stellte fest, daß die Luft rein war. Er öffnete die Heckklappe. Dann holte er die Tote hervor. Sie hatte keine Haare mehr, Blut tropfte zu Boden, als er auf eine Hintertür zuschritt und sie aufschloß, den Schlüssel hielt er bereits in
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