0182 - Ich jagte »Jack the Ripper«
und bestand aus einem Material, das mir ziemlich neu ausschaute. Der Ripper mußte diese Tür nachträglich eingebaut haben.
Es wurde sehr still.
Plötzlich bewegte sich die Tür. Wie in Superzeitlupe schwang sie nach innen. So langsam und dabei knarrend, daß mir eine Gänsehaut über den Rücken rann.
Ich löschte die Lampe. Da sich die Tür bis zum Anschlag hin geöffnet hatte, betrachtete ich dies als eine Einladung.
Wiederum so leise wie möglich bewegte ich mich auf die Tür zu.
Meine Beretta hatte ich gezogen. Wahrscheinlich lauerte in dem Keller der gefährliche Ripper. Von ihm wollte ich mich nicht überraschen lassen.
Die Zeit schien stillzustehen. Auch ich dämpfte meinen Atem.
Der Ripper hörte sicherlich meine Schritte.
Auf der Türschwelle blieb ich stehen, weil ich zögerte, den Kellerraum zu betreten. Ich strengte meine Augen an, um die Dunkelheit zu durchdringen und sah gegenüber an der Wand, dicht unter der Decke, einen minimalen Lichteinfall. Dort mußte sich ein Schacht oder etwas Ähnliches befinden.
Und ich war nicht allein.
Mehrere Personen hockten in diesem stinkenden, muffigen, feuchten Kellerraum, denn ich glaubte, Umrisse zu sehen.
Aber niemand bewegte sich.
Wo lauerte der Ripper?
Hinter der Tür im toten Winkel? Das nahm ich stark an, denn von dort mußte er die Tür aufgezogen haben.
Und plötzlich wurde es hell.
Ein grünblau schimmerndes Licht breitete sich in dem Kellerraum aus und schaffte die Dunkelheit fort.
Ich konnte sehen.
Und was ich sah, war eine der schlimmsten Szenen, die mir jemals vor Augen gekommen waren…
***
Sie saßen um einen runden Tisch.
Sieben Mädchen und Frauen.
Sieben Leichen!
Eine sah schlimmer aus, als die andere. Zum Teil waren sie festgebunden, damit sie nicht kippten. Ich sah auch Claudia Ferris, das letzte Opfer.
Ihr Blut war noch frisch…
Bitte ersparen Sie mir eine Beschreibung, aber wenn ich einen Spiegel gehabt hätte, mein Gott, ich glaube, ich wäre grün im Gesicht geworden.
Diese Bestie hatte, nachdem sie ihnen die Haare abschnitt, die Toten gesammelt und sie dann auf Stühle um einen Tisch herumgesetzt.
Welch ein Horror!
Ich war vieles gewohnt, aber ich brauchte meine Zeit, um den Anblick zu begreifen und auch zu verkraften, denn so etwas ist sehr, sehr schlimm.
Dann hörte ich das Kichern.
Tatsächlich, es klang hinter der Tür auf, und der Ripper persönlich hatte es ausgestoßen.
»Komm raus, du Bestie!« knirschte ich.
Er kam.
Zwei schleichende Schritte, dann befand er sich in meiner Höhe, drehte sich um, und ich konnte ihn sehen.
Das Messer hielt er in der Hand. Hinter seinem letzten Opfer blieb er stehen. Er hatte den Mund geöffnet, ich sah den Bart, die Halbglatze, und ich sah die Augen eines Wahnsinnigen. Aber noch etwas fiel mir auf. Sein Gesicht war seltsam verschoben. Da stimmte in der Proportion die Nase mit dem Mund nicht überein. Sie saß zu schief und war auch oben eingedrückt.
Jane Collins hatte mir den Namen des Rippers gesagt. Im ersten Augenblick, als ich ihm gegenüberstand, hatte ich gezweifelt, doch jetzt wurde mir alles klar.
»Nehmen Sie die Maske ab!« verlangte ich.
Er lachte. »Du weißt es also?«
»Ja, seit einer Stunde. Deine Stimme hat dich verraten, Ripper. Du kannst dich nicht mehr verstellen!«
»Schade, ich dachte, es wäre perfekt gewesen.«
»Nichts ist perfekt, Ripper!«
Da nickte er und hob den linken Arm. Seine Finger wühlten in dem Kunsthaar, hielten für einen Moment ein und rissen die Maske dann ab.
Vor mir stand der Ripper, wie er tatsächlich aussah und vielen bekannt war. Auch ich hatte ihn schon gesehen und sagte die folgenschweren Worte: »Im Namen des Gesetzes verhafte ich Sie wegen siebenfachen Mordes, Ernie Shane…«
***
Er lachte. »Sogar meinen Namen weißt du. Gut, Bulle, du bist sehr gut.«
Ja, Freunde, es war Ernie Shane. Der schnelle Reporter, der immer wußte, wann und wo ein Mord geschehen war, der sofort am Tatort war, die besten Aufnahmen schoß und die härtesten und realistischsten Berichte schrieb.
Ernie Shane, der Ripper.
Mit einer Maske hatte er sich getarnt, doch ich hatte sie ihm vom Gesicht gerissen.
Wir fixierten uns über die Toten hinweg, »Warum, Shane?« fragte ich. »Warum?«
Er kicherte. »Ich liebe Jack the Ripper.«
»Das ist nicht der Grund. Weshalb haben Sie diese jungen Mädchen und Frauen umgebracht? Mit welch einem Recht begingen Sie diese scheußlichen Verbrechen? Warum?« schrie ich.
Da verklärte sich sein
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