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136 - Zigeunerspuk

136 - Zigeunerspuk

Titel: 136 - Zigeunerspuk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Mit einem schmatzenden Laut klaffte das breite Maul auf. Speichel tropfte auf den Boden. Wo er auftraf, zischte und dampfte es. Ein kantiger Schädel drehte sich hin und her. Luft wurde durch große Nüstern eingesogen. Aber nicht nur am typischen Geruch orientierte sich die Kreatur.
    Da war noch etwas anderes.
    Wärme, die von rasch durch Adern gejagtem Blut herrührte. Dumpfer, zuweilen leicht anschwellender Herzschlag. Die Kreatur unterschied zwei lebende Wesen. Zwei Opfer. Langsam schob sie sich durch das Unterholz und achtete sorgfältig darauf, daß jedes Geräusch vermieden wurde.
    Das Maul schloß sich wieder. Trotz der frühsommerlichen Wärme stand eine Dampfwolke vor den Nüstern. Im Innern des monströsen Körpers arbeitete ein fremdartiger Stoffwechsel, der vulkanartige Hitze erzeugte. Für die Kreatur war die Luft eiskalt.
    Gerade deshalb vermochte sie die Wärme der Lebenden auch besonders gut zu spüren. Dieses Gespür ersetzte das fehlende Augenlicht, übertraf es bei Dunkelheit. Wieder öffnete sich das Maul. Fingerlange spitze Zähne wurden freigelegt. Der Unterkiefer verschob sich, bereit, zuzupacken und die Beute nicht wieder loszulassen.
    Die Kreatur war den beiden Opfern schon ganz nahe.

    „Ich möchte zu den Zigeunern", sagte Silvie Tremon. Sie schmiegte sich dicht an Gerard Despense und rieb ihren Kopf leicht an seiner Schulter. Sie waren stehengeblieben und schauten über das Feld zum anderen Ende hinüber, wo das schmale graue Band der Straße verlief und die ersten Häuser von Lamballe begannen. Weiter links standen zwei große Wohnwagen und ein umgebauter Bus. Eine Reihe von Zelten wurde aufgebaut. Seit gestern waren die Zigeuner da, hatten sich auf einer Wiese vor der Stadt direkt an der Ausfallstraße niedergelassen und bauten jetzt die Zelte für die Verkaufsstände und die Bühne auf.
    „Die Schau beginnt aber erst um zwanzig Uhr", sagte Gerard. „Bis dahin haben wir noch über drei Stunden."
    Silvie schüttelte den blonden Lockenkopf. „Ach was, die Schau. Die Monster interessieren mich nicht. Ich möchte wissen, wie die Zigeuner so leben. Ich finde das wahnsinnig interessant, daß es Menschen gibt, die durch die ganze Welt ziehen und mal hier und mal da leben, wie sie gerade Lust haben. Ich möchte wissen, wie sie zusammenleben, wie es in so einem Wohnwagen, in so einer Familie aussieht."
    Gerard küßte vorsichtig ihr Ohrläppchen. „Und du glaubst, daß sie extra für dich eine Fremdenführung machen und dir das alles zeigen? Zigeuner sind ein merkwürdiges Völkchen. Da kommt kein Fremder heran, der nicht auch Zigeuner ist. Außerdem", fügte er hinzu, „habe ich schon zwei Karten für die Vorstellung besorgt."
    „Ach nein", schmollte sie enttäuscht. „Mußte das sein, Ge?"
    Er seufzte. „Na gut, wenn du nicht willst, gebe ich die Karten wieder zurück."
    Silvie setzte sich in das hohe Gras und überkreuzte die langen Beine. Sie steckten in knappen Shorts und Sandalen. Ein dünnes T-Shirt vervollständigte ihre Erscheinung. Mehr brauchte sie nicht, der Nachmittag war warm genug, und zudem genoß sie die Wirkung, die ihre leichte Bekleidung auf Gerard hatte.
    „Ach was", sagte sie. „Sehen wir uns die Monster eben an. Aber ich hätte mir trotzdem die Zigeuner schon gern aus der Nähe angesehen."
    „Vielleicht haben wir heute oder morgen noch etwas Zeit dafür", sagte er. „Aber im Moment wüßte ich noch was Besseres."
    „Was denn?" fragte sie neugierig, obgleich sie ahnte, worauf er hinaus wollte. Er griff nach ihrer Hand und zog sie wieder hoch. „Komm ein Stück zurück in den Wald. Da war doch diese kleine abgeschirmte Lichtung mit dem hohen Gras…"
    Sie lachte auf und küßte ihn. „Wüstling. Und ich wette, du gibst keine Ruhe, bevor wir…"
    Er grinste. „Erraten."
    Sie folgte ihm zurück bis zu der kleinen Lichtung, auf der sie ungestört waren. Noch ungestörter wären sie in Gerards kleiner Wohnung gewesen, aber erstens war es bis dahin eine Viertelstunde Weg, zweitens war es noch früh am Tag, und drittens schien hier die Sonne wärmend durch Lücken im Blätterdach, und der Gedanke daran, von neugierigen Spaziergängern überrascht zu werden, verursachte zusätzlichen Nervenkitzel. Silvie streifte ihre Kleidung ab und benutzte sie als Unterlage. Gerard kniete neben ihr und begann sie zu streicheln.
    Silvie war wie elektrisiert. Ihre kleine Meinungsverschiedenheit über Zigeuner und Monster war vergessen. Sie erwiderte seine

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