0182 - Mord ist kein Geschäftsbetrieb
davon.
***
Der Auftrag, den Brown am anderen Abend Callhoun und mir erteilte, war zugleich einfach und unangenehm. Es ging darum, einen Mann zur Räson zu bringen, dem es gelungen war, eine Anzahl von Hafenarbeitern aufzuwiegeln. Die Bosse der seltsamen Gewerkschaft, die sie da hatten, zitterten um ihre Pfründe, und da sie schon früher bei solchen Fällen mit Brown und seiner Garde zusammengearbeitet hatten, erteilten sie ihm den Auftrag, die oppositionelle Gruppe zur Vernunft zu bringen. Natürlich zahlten sie für diesen Dienst.
»Ursprünglich hatte ich die Absicht, den Leuten eine ganze Gruppe auf den Hals zu schicken«, erklärte uns Brown. »Ich finde immer zwanzig oder dreißig Burschen, die für mich einen Knüppel in die Hand nehmen. Inzwischen aber habe ich festgestellt, dass der Verein nichts ist ohne seinen Kopf. Es genügt, wenn ein Mann erledigt wird, und dafür genügt wiederum ein Mann, nämlich du. Fess kann dich fahren, und er kann dir den Mann zeigen. Er und die aufsässigen Hafenarbeiter treffen sich abends gewöhnlich in einer kleinen Hafenkneipe. Auf dem Heimweg wird es dir sicher gelingen, dir den Jungen zu kaufen.«
»Was bringt die Sache?«
»Hundert Dollar!«
»Hör zu, Charly. Für hundert Dollar lege ich keinen Mann um. So billig kannst du mich für harte Geschäfte nicht einkaufen,«
Er verzog sein Haifischgesicht.
»Verdammt, du machst mir zu viel Vorbehalte«, grollte er. »Gewöhne dir das ab! Übrigens verlangt kein Mensch von dir, den Mann umzulegen. Ein Denkzettel genügt.«
»Das hört sich schon besser an. Wann soll es geschehen?«
»Hölle! Irgendwann in den nächsten Tagen! Muss ich dir für solche Kleinigkeiten einen ganzen Schlachtplan liefern?« Er wandte sich ab und griff nach den Karten.
»Dann erledigen wir es gleich heute. Komm, Fess!«
»Nimm den alten Ford, Callhoun!«, rief Brown uns nach.
Fess Callhoun wusste über den Fall der aufständischen Hafenarbeiter so genau Bescheid, wie er alles zu wissen schien, was sich in San Francisco abspielte. Er kannte den Namen des Mannes, der gegen die Gewerkschaftsleitung revoltierte.
»Ein junger Kerl von dreißig Jahren«, erklärte er, während wir zum Hafen fuhren. »Er heißt Fred Rally. Scheint einer von diesen albernen Idealisten zu sein und glaubt, Ungerechtigkeiten aus der Welt schaffen zu müssen. Er wird sich die Nase dabei einrennen.«
Ich gab keine Antwort. Dass ich, sobald ich für Brown arbeitete, Ungesetzlichkeiten würde begehen müssen, war vom FBI einkalkuliert worden, aber mir schmeckte gerade diese Sache nicht. Während der ganzen Fahrt überlegte ich, was ich tun konnte, dass mein Auftrag zwar erfüllt aussah, diesem Fred Rally aber in Wahrheit nichts geschah.
»Wir könnten gut vorher noch einen Drink nehmen«, schwatzte Callhoun neben mir. »Die Hafenarbeiter verlassen die Kneipe nie vor elf Uhr nachts. Sie sitzen herum, politisieren und reden sich die Köpfe heiß. Komische Kerle! Weiß nicht, was sie an der Politik finden. Ich habe mich nie dafür interessiert. - Ich weiß in der Nähe ein Inn, wo der Whisky gut und billig ist. Was meinst du?«
»Nein«, antwortete ich hart. »Ich will mir das Haus ansehen, in dem sie hocken.«
Callhoun zuckte die Achsel. Er fuhr zu einem der Piers. In einiger Entfernung von einem kleinen Haus stoppte er den Ford.
»Da drüben die Bude ist es«, sagte er.
Es war ein windschiefes Haus, das unmittelbar am Pierende stand, keine zwanzig Schritte vom Wasser entfernt.
In mir blitzte ein Gedanke auf. Wenn es mir gelang, den Mann hier zu stellen, ihn gegen den Pierrand zu drängen, ohne ihm besonders weh zu tun, dann konnte er mit einem kühlen Bad davonkommen. Andererseits konnte ich meinen Auftrag als erledigt betrachten. Für hundert Dollar konnte Brown nicht verlangen, dass ich einem Mann ins Hafenbecken nachsprang und ihn halb ersäufte.
Ich stieg aus.
»Lass den Motor laufen, Fess«, sagte ich leichthin. »Ich hole den Jungen raus!«
Callhoun spuckte entsetzt das Streichholz aus, an dem er kaute.
»Bist du verrückt geworden?«, schrie er. »Mindestens zwanzig Hafenarbeiter sitzen in der Kneipe, alles Freunde von ihm. Deine eigene Mutter erkennt dich nicht mehr wieder, wenn sie dich aus den Fäusten lassen. Hafenarbeiter, verstehst du, Burschen mit Muskeln wie Berge.«
»Mit mehr Muskeln als Sawer?«, fragte ich spöttisch. »Jedenfalls habe ich keine Lust, die halbe Nacht auf den Knaben zu warten.«
»Mit mir kannst du nicht rechnen«, erklärte
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